Kapitel 2

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Kritisch schaute ich mich im Spiegel an. Mein Kleid war zwar rosa aber breit und lang. Mein Kopftuch aber war in weiß und brachte mein blasses Gesicht nur noch mehr zu Geltung.

Ein Hijab sollte stets unauffällig sein, deshalb präferiere ich immer dunkle Farben. Aber dunkel durfte nur mein Leben zu dieser Zeit sein.

Meine Stiefschwestern waren genauso Abschaum wie die beiden anderen, aber bei weiten nicht so schlimm...

Ermüdet stieg ich aus der Kutsche aus und lief mit meiner "Familie" richtung Saal. Es war alles sehr schön geschmückt, wie man es auch nicht anders vom König erwartet hätte.

Es hieß, der König veranstaltete die Bälle nur, damit seine Söhne endlich eine geeignete Ehefrau finden.

Als wir im Saal angekommen waren, stellte ich mich schnell zu meiner Freundin an das Büffet.

Sie kam aus Äthiopien und war die einzige Person, der ich vertraute.
Sie hatte wunderschönes lockige Haar und war fürwahr eine Schönheit.
Noch schöner war es, dass auch sie darauf achtete sich so gut es geht zu bedecken, auch wenn sie keine Muslima war.

Sie war christlich orthodox und auch in ihrer Religion war es vorgeschrieben sich anständig zu kleiden.

Während wir uns unterhielten, hörten ich neben mir zwei Damen kichern.

"Bist du dir sicher, dass say-fula kommt" flüsterte die eine beschämend.

Ich machte große Augen und überlegte, ob sie wohl den Namen Sayfullah meinte. (Schwert Allahs)

Irgendwie musste ich schmunzeln, weil der Name den sie genannt hat, aus ihrem Mund ziemlich komisch klang und zweitens, es niemals der Name Sayfullah sein konnte......oder?

"An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, nicht dass die Prinzessin dich noch hört!" sagte die andere ängstlich.

"Da sind sie!" ich drehte mich wie ein Blitzschlag um und was ich sah verschlug mir die Sprache.

Die Soldaten, Ritter oder wie man sie auch nennen mag, betraten den Saal und die Masse fing an zu klatschen.

Unter ihnen stach einer besonders heraus, der bei mir Gänsehhaut am ganzen Körper verursachte.

Ich wusste nicht, ob ich weinen, lachen oder schreien soll.

Da war tatsächlich jemand aus meinem Land.....

Gebräunte Haut, schwarzes Haar, Bart,von großer und gut gebauter Statur. So eine männliche Aurah habe ich zuletzt bei unseren Männern in der Heimat gesehen.

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich bekam das Gefühl, dass ich vielleicht endlich gerettet werde.

Als er in meine Richtung sah weiteten sich seine Augen, jedoch wurde sein Blick plötzlich Finster und als er auch noch zu meiner rechten blickten, verschlimmerte sich sein Gesichtsausdruck.

Ich schaute zu meiner rechten und zuckte zusammen, als ich sah wie nahe der Prinz mir stande und mich anlächelte.

"Willst du jetzt mit mir tanzen?" mir wurde übel und ich verließ sauer und beschämt den Raum. Ich hasse ihn.

Was denkt der Mann jetzt wohl von mir? Dass ich eine Bindung zum Prinzen habe?

Diese Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und ich wünschte mir nur noch, dass alles zu Ende geht.

Schluchzend ging ich in einen abgelegen Balkon.

Ich war so unglaublich sauer und bedauerte mein Leben.

Ich vermisste meine Mutter, meinen Vater, meine Geschwister.

Ich vermisse den Quran in meinem Händen.

Ich vermisste den Adhan, der mich jedesmal zum Gebet rufte.

"Ya Allah bitte erleichtere mir meine Situation" flüsterte ich immer und immer wieder.

"من بين كل أهل هذه الأرض أنتِ آخر من أريد أن أراه في هذا المكان يا فتاة وطني"
("Von allen Menschen in diesem Land, bist du die letzte, die ich an solch einem Ort sehen möchte oh Mädchen meiner Heimat" )

Es ist als hätte jemand mein Herz in süßen Honig getunkt, als ich nach so langer Zeit jemanden arabischen reden gehört hatte.

Hat er mich deshalb mit diesem finsteren Blick angesehen, weil er Ghira mir gegenüber besaß?
Wenn nicht das, was soll es sein. Unsere Männer sind so darauf bedacht ihre Frauen bedeckt und geschützt zu halten.

Ich fing bei seinen Worten nur noch an bitterlich zu weinen. Nach all dieser Zeit.....

"أريد-أريد العودة إلى المنزل"
("Ich will- Ich will nach Hause") stotterte ich zwischen meinem Schluchzen.

Wie schön war es doch, dass jemand mich versteht. Wie schön war es doch, dass ich nicht mehr mit mir selber sprechen musste.

"Du wirst meine Frau" sagte er fast schon befehlenend und ernsten Blick.

Am liebsten hätte ich ihm für diese Worte seine Hand geküsst. Er will mich also retten.

Ich stockte und musste schlucken.

Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Wenn es nach mir ginge hätte ich laut ja geschrien, aber zu sehr packte mich die Scham und der Respekt den ich vor diesem Mann empfand.

Ich nickte beschämend und mit verheultem Gesicht.
Ich traute mich nicht mal meinen Blick zu erheben.

Aber dann viel mir ein, dass er doch was mit der Prinzessin hat.

"Und was ist mit der Prinzessin" fragte ich vorsichtig.




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