Kapitel 32

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„In zwei Wochen ist Weihnachten. Kommst du mit, einen Baum kaufen?", Pablo sah durch die Türspalte.
„Warum eigentlich nicht.", ich stand von meinem Bett auf, „Ich ziehe mir nur kurz was anderes an."
Er nickte: „Fünf Minuten?"
Ich reckte den Daumen in die Höhe, er schloss die Türe wieder und ich lief zu meinem Kleiderschrank. Dann tauschte ich meinen beigen Jogger gegen eine Jeans und einen Pullover, band meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen und lief anschließend zur Haustüre.
„Ich bin so gar nicht in Weihnachtsstimmung.", murmelte ich in Pablos Richtung, während ich mir meine Schuhe anzog.
„Wem sagst du das.", seufzte er, „Aber genau deshalb kaufen wir jetzt einen Baum."
Ich lächelte zaghaft: „Na dann los."

„Das Teil ist viel zu groß für dein Auto.", meinte ich lachend, während Pablo sich mit schrägen Kopf den riesigen Baum anguckte.
„Aber er ist schön."
„Aber er passt nicht rein."
Amüsiert schüttelte ich den Kopf, er seufzte.
„Na gut, dann halt nicht."
"Wie wäre es denn mit dem?", ich zeigte auf einen etwas kleineren Baum, der Spanier schüttelte bloß entsetzt den Kopf: „Schrecklich!"
Ich zog belustigt meine Augenbrauen hoch.
Ich hatte keine Ahnung, wie man so versessen auf einen ansehnlichen Weihnachtsbaum sein konnte. Seit etwa 20 Minuten waren wir hier und sahen uns nach einem um.
Keiner bisher hatte gepasst, wobei ich mich mit negativer Kritik, abgesehen von rationalem Denken, natürlich zurückhielt. Pablo war kritisch genug für fünf.
Während Pablo weiter durch die Reihen lief, vibrierte mein Handy. Ich zog es aus meiner Jackentasche und beim Blick auf das Display wanderten meine Mundwinkel nach unten.

Jamal ruft an

Die Geräusche um mich herum, die Menschen, alles verblasste. Nach etwa zehn Sekunden blankem Starren, atmete ich einmal tief ein und nahm an.
„Juli?", mein Inneres zog sich krampfhaft zusammen. Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, nach wochenlanger Stille, fühlte sich so unendlich richtig, aber gleichzeitig auch so unendlich falsch an.
Ich räusperte mich: „Ja?"
Jamal sagte erstmal nichts. Es war nur sein Atem zu hören. Dann räusperte auch er sich: „Wie geht es dir?"
Diese Frage machte mich mit einem Mal einfach nur wütend: „Wie soll es mir gehen, hm?", mein Ton war eiskalt.
„Wo bist du untergekommen?", seine Stimme klang beschwichtigend, aber wenn ich mich nicht täuschte, war da noch was anderes. Sorge?
„Seit wann interessiert dich das?"
Er schluckte: „Hör zu, können wir uns heute Abend treffen? Ich mag die Situation momentan nicht sonderlich."
Ironisch fing ich an zu lachen: „Oh, das tut mir aber leid für dich."
„Juli, ich weiß, ich habe schreckliche Dinge gesagt, aber bitte, lass uns reden. Ich will das klären, so ist es momentan einfach... komisch. Ich muss wirklich mit dir reden."
Ich knirschte mit geblähten Nasenflügeln mit meinen Zähen: „Na schön."
Er erwiderte ein erleichtertes „Danke", ich sagte nichts.
„Zuhause? Ich kann Essen bestellen."
„Schön, ich komme gegen 19 Uhr vorbei.", damit legte ich auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
In mir schmerzte alles. Tränen sammelten sich in meinem Auge. Ich ließ das Iphone langsam sinken und atmete tief ein. Die Sekunden verstrichen.
Erst Pablo zog mich wieder aus meiner gottverdammten Wattewelt heraus.
„Juli? Ich glaube, ich habe den Richtigen gef-", er sah mich bestürzt an, „Was ist los?"
„Jamal will sich heute Abend mit mir treffen."
Der Fußballer sah mich mitleidig an und zog mich in eine Umarmung.
„Es ging mir wirklich besser die letzten Wochen, aber das hat jetzt wieder alles hochkommen lassen.", ich schluchzte auf.
Er strich mir besänftigend über meinen Hinterkopf: „Pscht, ich weiß doch."
So standen wir etwa weitere zwei Minuten da, bis er mir „Das wird alles, okay?" in mein Ohr flüsterte.
Ich nickte und löste mich aus der Umarmung, er überreichte mir ein Taschentuch.
„Danke.", murmelte ich und schnäuzte mich danach zur Seite weg.
Ich musste mich endlich zusammenreißen.
„Also, wie war das jetzt mit dem Baum?", lächelte ich ihn deshalb zaghaft an, er schloss grinsend die Augen.

Endless love ? - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now