Kapitel 13

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"Juli Musiala. Mein Mann hat heute Morgen sein Handy zu Hause vergessen.", ich hielt dem Security-Mann das Gerät unter die Nase.
"Dann brauche ich einen Ausweis.", meinte er unbeeindruckt.
Ich zog augenrollend meinen Geldbeutel hervor, sah im nächsten Moment jedoch stirnrunzelnd in das Fach, in dem sich der Ausweis normal befand.
"Ich... Er... er ist weg.", entsetzt checkte ich auch meine anderen Fächer - erfolglos.
"Mhm, dann kann ich Sie nicht durchlassen.", weiterhin völlig unbeeindruckt sah mich der Mann an.
"Hören Sie, er vermisst es ziemlich sicher. Von mir aus können auch Sie es ihm einfach geben, oder-"
"Nope, ich darf hier nicht weg.", er verschränkte seine Arme.
Nun war ich kurz davor, mit meinen Augen zu rollen.
Wieso war das Sicherheitspersonal eigentlich ständig so unfreundlich?!
"Reicht Ihnen der Führerschein? Ich will Jamal doch einfach nur sein Handy geben...", ich sah ihn entnervt an.
Er war schon dabei zu protestieren, als hinter ihm eine große, blonde Frau hervortrat. Sie war ausgesprochen hübsch und ich war mir sicher, dass ich sie schonmal gesehen hatte, kam jedoch nicht darauf, wo und wann.
"Frau Musiala?"
"Ja! Gott sei Dank, Sie erkennen mich.", die Frau runzelte ihre Stirn.
"Mein Mann hat sein Handy heute Morgen vergessen.", ich hielt es in die Höhe.
"Sie kann sich aber nicht ausweisen.", warf der Security-Typ ein.
"Ist schon okay, Javier.", sie sah ihn beruhigend an, "Sie kann mit mir rein.", in ihrer Stimme war ein ukrainischer Akzent zu hören.
Sie nickte mir auffordernd zu, ich sah sie dankbar an.
Der Mann schüttelte seinen Kopf, sagte jedoch nichts mehr.
"Die Jungs sind in der Umkleide. Wenn wir uns beeilen, erwischen Sie sie noch bevor sie den Trainingsplatz betreten."
"Perfekt, vielen Dank!"

"Jamal!", ich joggte ein paar Meter und tippte meinem Mann auf die Schulter, der gerade auf dem Weg zu den Trainingsfeldern war.
Er drehte sich überrascht um und runzelte dann fast verärgert seine Augenbrauen.
"Was tust du hier?"
Seine Reaktion versetzte mir abermals einen Stich.
Verdammt, seit einer Woche ging dieses Verhalten mittlerweile und ich war kurz vor einem Zusammenbruch.
Den Tod unseres Kindes zu verarbeiten war die eine Sache, aber von Jamal für diesen Tod insgeheim verantwortlich gemacht zu werden, die andere.
Ich liebte diesen Mann, aber er gab mir aktuell nicht das Gefühl, das zu erwidern.
"Ich- du hast dein Handy vergessen.", ich hielt es ihm hin, er nahm es nach kurzem Zögern an.
"Danke.", meinte er dann knapp.
"Okay, also wenn weiter nichts ist, ich muss zum Training."
"Ja ähm-", noch bevor ich fertig sprechen konnte, hatte er mir seinen Rücken zugewandt und war losgelaufen.
Sprachlos sah ich ihm hinterher.
Wurde dieses ständige Stehenlassen nun zur Gewohnheit?

"Er ist sicher einfach nur sehr fokussiert.", riss mich aus meinen Gedanken.
Überrascht sah ich in die braunen Augen Gavis, der mich mitleidig anlächelte.
"Juli, richtig?", aufmerksam sah er mich an.
"Äh ja, entschuldige. Ja, ich bin Juli.", ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln.
"Ich habe- ich habe das von eurem Kind gehört. Es tut mir unglaublich leid, ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm das sein muss.", er sah mich ehrlich mitfühlend an.
"Danke...", ich setzte ein müdes Lächeln auf.
Diese Worte hatte ich seit dem Tod unseres Kindes so oft gehört und ich wusste, dass die Menschen es ehrlich meinten, aber diese tausend Beileidsbekundungen brachten ihn nunmal auch nicht mehr zurück...
Nichts brachte ihn zurück.

"Es freut mich, dich kennengelernt zu haben! Ophelia hat schon sehr viel von dir geschwärmt.", er lächelte leicht.
Ich lächelte ebenfalls: "Dito."
"Und das war jetzt auf was bezogen?", er grinste.
"Auf beides. Ich habe einen sehr genauen Bericht über dich bekommen.", ich lachte, er stimmte mit ein.
"Ja das kann ich mir vorstellen. Ich hoffe in dem Bericht hat sie nur Gutes genannt?"
"Interpretationssache, schätze ich."
Er schüttelte grinsend seinen Kopf: "Das war eine Lüge. Es gibt nur Gutes über mich zu erzählen. Außer sie spricht über meine kleinen Abweichungen vom Ernährungsplan.", er verzog sein Gesicht.
"Oh auf die Geschichte bin ich gespannt! Die hat sie mir bisher noch vorenthalten...", ich sah ihn bedauernd an.
Er fing erneut an zu lachen: "Also dann Juli, hat mich gefreut. Ich muss leider zum Training, aber vielleicht können wir ja bald mal zu viert etwas unternehmen."
"Ja natürlich, wäre schön! Richte Ophelia Grüße aus."
Er nickte lächelnd und verschwand dann in Richtung Fußballplatz, von dem uns Jamal aus beobachtete.
Wenn ich mich nicht täuschte, hatte er seine Stirn gerunzelt und einen kritischen Blick aufgesetzt.
Doch als er bemerkte, dass ich ihn ansah, drehte er sich abrupt um.
Wow...

Endless love ? - Jamal MusialaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt