Ich weiß nicht, wie lange wir so beisammen stehen.
Nachdem Riley seine Schockstarre überwunden hatte, klammerte er sich immer mehr mit seinen Händen in meine Hüfte, während ich ebenfalls einen festen Griff um ihn habe, als würde er von mir weggerissen werden, wenn ich ihn nicht stark genug drücke.
Sein Kopf legt er nun auf meine Schulter ab und ich sage auch nichts dazu, dass er aufeinmal kleine Schluchtzer von sich gibt und Tränen vergießt, die auf meiner Jacke abprallen und einen nassen Fleck hinterlassen.
Schweigsam liegen wir uns einfach nur in den Armen des anderen und genießen die Stille und Nähe.
Das Einzigste, was mich besorgt ist, dass der Junge am ganzen Körper zittert und ich nicht weiß, ob es daran liegt, dass er kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht oder aber, weil er durch die kühle Frühlingsnacht fröstelt.
Er trägt ja nicht einmal eine Jacke!
Beide Wege scheinen mir nicht angemessen und genau deshalb drücke ich ihn nur noch fester an mich, um meine körperliche Wärme mit ihm zu teilen und ihn so auch zu zeigen, dass er nicht alleine ist.

Vermutlich habe ich es mir bis jetzt noch nicht eingestehen wollen, aber jetzt wo meine Gedanken nur um den Jungen in meinen Armen kreisen, wurde ich mir sicher.
Diese Umarmung lässt mir bewusst werden, dass ich wohl wirklich mehr für den Kleineren fühle.
Das darf ich jedoch nicht!
Das ist total falsch und mein Vater wird das niemals erlauben.
Ich akzeptiere die Tatsache, dass die Partner in einer Beziehung das gleiche Geschlecht haben, weil man mit den zusammen sein sollte, denn man liebt.
Nie im Leben hätte ich aber gedacht, dass ich so wäre.
Ich hab es auch nie in Frage gestellt, weil ich mir sicher war, auf das weibliche Geschlecht zu stehen, doch seit dieser Junge in mein Leben gekommen ist, änderte sich das. Dieser erweckt mein Interesse und ich hab einen anderen Jungen noch nie so anziehend gefunden.

In der ganzen Zeit, wo er mich ignorierte, wollte ich unbedingt seine Aufmerksamkeit.
Mich mit ihm Streiten oder nur einmal wenigstens von ihm angemotzt werden und das alles nur, weil ich seine Stimme hören wollte.
Er ist der Einzige, bei dem es mir nichts auszumachen scheint, über meine Gefühle zu sprechen und das hat bisslange noch nicht einmal Ben oder Stella hinbekommen.
Vielleicht bin ich etwas begriffsstutzig, aber das spricht wohl alles dafür, dass ich mich in diesen Typen ...verliebt habe?

Nun bereue ich meine Worte!
Aber nicht nur die, die ich vor gut einer halben Stunde zu ihm sagte, sondern alle schlimmen Beleidigungen, die ich ihm jeweils entgegengeworfen hatte und dafür sorgten, dass sich derjenige nur noch schlimmer fühlt.
Er sagte immer, dass ich ihn nicht kennen würde, um sein Handeln zu verstehen und erst jetzt begreife ich auch diese Aussage.
Riley ist eine verletzte Person, die viel erleben musste und trotz allem so viel Stärke und Freude zeigt.
Er musste schnell auf eigenen Beinen stehen und hatte es dabei nicht so einfach wie ich, dem alles in die Wiege gelegt wurde.
Trotzdem tut der Braunhaarige alles in seiner Macht stehende, um seine Träume zu erfüllen und ich muss zugeben, dass ich ihn dafür bewundere.
Das ist nicht fair!
Jemand soll ihm helfen, ihn bei schwierigen Zeiten zur Seiten stehen und unterstützen, stattdessen hab ich ihn das Leben nur verschwert.
Ich bin wirklich das Machoarschloch, dass er immer in mir sah und ich würde ihn warscheinlich niemals dazu bringen, sich in mich zu verlieben.
Wait, warum sollte ich aufeinmal eine Beziehung mit ihm wollen?
Nur weil ich nun bemerke, dass ich einen kleinen Crush habe?
Shit, was heißt Crush?
Vielleicht bewundere ich ihn auch einfach nur!

Als ich bemerke, dass er sich leicht von mir drücken will, lasse ich ihn ungewohlt los und habe jetzt trotz Dunkelheit einen klaren Blick auf sein verheultes, aber dennoch hübsches Gesicht.
Aish ich hör mich an, wie ein verliebter Teenie.
Man kann doch einen andern Jungen hübsch finden und muss nicht gleich Schwul deshalb sein, oder?
Bitte...

Riley traut sich nicht, in mein Gesicht zu schauen und starrt stattdessen auf meine Brust, während er gedanklich wo anders zu sein scheint.
Vielleicht ist es auch einfach Neuland, dass ich nett zu ihm bin, sodass es sich seltsam für denjenigen anfühlt.
Das beruht jedoch auf Gegenseitigkeit!
Vor gut einer Stunde hassten wir uns ja auch noch und aufeinmal stehen wir nun im Park, umarmen und trösten uns gegenseitig.
Als mir bewusst wird, dass das Zittern desjenigen nicht aufhört und stattdessen nur schlimmer wird, ziehe ich meine Jacke aus und lege diese ohne zu Zögern über Rileys Schultern.
Wie konnte er auch in die Kälte hinaus gehen, ohne sich richtig zu kleiden?
Vielleicht kann man die Szene als Außenstehende falsch deuten, aber das ist mir egal.
Ich will nun alles in meiner machtstehende tun, damit es dem Kleinen wieder besser geht.
Es tut weh, ihn so verletzt zu sehen und zu wissen, dass ich der Grund dieses Zustandes bin.

Riley nimmt die Großzügigkeit von mir misstrauisch an und zieht die Jacke richtig an, während ich ihn mit meinen Blicken fixiere und feststellen muss, dass er echt niedlich aussieht, in meiner für ihn viel zu großen Jacke.
Scheiße!
Ich hab echt ein großes Problem!
Trotz das ihn meine Jacke nun wärmt, verlässt ihn so langsam die Kraft, durch das ganze Heulen und er soll wohl nun wirklich ins Bett, um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen.
Auch wenn ich am liebsten noch weiter Fragen stellen, ihn trösten und helfen würde, weiß ich, dass das der falsche Moment ist.
Für Riley war es bestimmt schon Hürde genug, mir von seiner Vergangenheit zu erzählen und ich möchte jetzt nicht noch mehr darauf herumtreten.

Mit einem nervösen Räuspern lenke ich also die Aufmerksamkeit auf mich.
,,Es ist schon ziemlich spät, ich glaub wir sollten so langsam zurück in die Wohnung."
Nachdem mein Begleiter zustimmte, gehen wir den Weg zur Wohnung schweigsam neben einander.
Ich glaube, wir müssen beide wohl verarbeiten, was überhaupt passiert ist.
So kommt es auch, dass wir schneller als gedacht bei der Eigentumswohnung ankommen und ich diese aufsperre, um Riley als erstes eintreten zu lassen, bevor ich ihm folge.
Dann ziehe ich meine Schuhe aus und hänge die Jacke, die mir der Braunhaarige vorher noch überreichte, in die Garderobe.

Jeder von uns beiden bewegt sich jeweils auf unsere Zimmertür zu und bevor wir dieses betreten, durchbreche ich noch das Schweigen, dass seid dem Park anhält.
,,Gute Nacht und schlaf gut Riley.
Bitte denk nicht mehr darüber nach, was ich gesagt habe, auch wenn es schwierig erscheint.
Du versuchst die Worte von heute zu vergessen und ich werde versuchen, mich zu bessern und dich nicht mehr anzuekeln.
Hört sich das nach einem guten Plan an?"
Als Antwort desjenigen erhalte ich einen mistrauischen Blick, woraufhin mich derjenige verständlicherweise fragt, ob ich das wirklich schaffen würde und um ehrlich zu sein, weiß ich das selber nicht.
Was ich allerdings weiß ist, dass ich diese Person nicht nochmal verletzten möchte und es nicht zulassen werde, dass er sich alleine fühlt.
,,Wir werden sehen Chani Boy." zwinkere ich ihm spielerisch zu und erziele somit ein leichtes Lächeln desjenigen.
Es ist schön ihn wieder Lächeln sehen zu können.

Daraufhin verschwinden wir jeweils in unseren vier Räumen und ich schlüpfe nur noch schnell in meinen Pijama, als ich mich schon seufzend ins Bett schmeiße.
Was ist das bitte für eine Nacht gewesen?
Ich muss zugeben, dass ich überfordert bin und auch Angst von diesen Gefühlen habe, die ich für Riley nun fühle.
Ich warte trotzdem erstmal ab, wie sich das Ganze entwickelt.
Wenn sich meine Befürchtungen jedoch verwirklichen und ich immer weiter dem Kleineren verfalle, dann sitze ich echt tief in der Scheiße, aus der ich nicht so schnell wieder raus kommen werde!

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Happy New Year an alle ^^
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ich hoffe, dass ihr letztes Jahr mehr über euch kennengelernt habt und das ihr euch immer mehr zu lieben lernt.
Selbstliebe bzw -akzeptanz ist einer der wirklich wenigen Dinge auf der Welt, die wirklich wichtig sind und ich wünsche es jeden ❤️

Ich entschuldige mich außerdem dafür, dass ich derzeit bisschen inaktiv bin!
Danke trotzdem an jeden der die Geschichte liest und mich somit unterstützt <3

I Like Me Better when i'm with you Where stories live. Discover now