Unter Beobachtung

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Was um sie herum geschah, nahm sie kein bisschen wahr. Würde die ganze Welt in Flammen aufgehen, ihr wäre es egal gewesen. 

Wie hatte es soweit kommen können? Wodurch wurde ihr Bruder so verletzt? 

Hatte das jemand mit Absicht getan? Schließlich hatte ihre Familie sich schon ein paar Feinde gemacht. 

Sie hatte so viel geweint, dass ihre Augen ganz geschwollen und rot waren. Sie schienen ins Leere zu starren, dorthin, wo ihr Bruder noch vor kurzem gelegen hatte. 

Irgendjemand schüttelte sie und als sie nicht reagierte, wurde sie auf ihre Füße gezogen. Jemand redete behutsam auf sie ein und legte den Arm um ihre Schultern. 

Während sie zum Auto geführt wurde, löste sich die Barriere um ihre Ohren langsam auf. 

"Die Arme, sie tut mir echt leid." 

"Ihr Bruder hat echt schlimm ausgesehen." 

Sie wollte von niemandem Mitleid, dass einzige was sie wollte, war ihren Bruder zu sehen. 

 Inzwischen hatte sie gemerkt, dass es Mr. Clearwater war, der sie nun zum Krankenhaus fuhr. Ebenso hatte sich ihr Verstand geklärt und sie konnte wieder deutlich denken. 

Das merkte auch ihr Lehrer und nutzte dies, um sie zu fragen. 

"Hast du eine Ahnung, was deinem Bruder passiert ist?" 

Sie musste sich zusammenreißen, um nicht weiterhin stumm aus dem Fenster zu starren. 

"Nein ich weiß nicht, wie das passieren konnte." 

Es fiel ihr schwer, weiter zuzuhören, doch sie zwang sich dazu, bevor sie wieder in ihre Starre verfiel. 

"Könnte er von jemanden angegriffen worden sein?" 

"Das wäre möglich." 

Zwar hatte er keine Bissspuren oder ähnliches, aber er konnte auch durch etwas anderes verletzt worden sein. 

Egal was nun wahr war, eins war sicher: Wenn jemand Levi absichtlich verletzt hatte, würde er dafür bezahlen. Denn die Rache ihrer Familie konnte grausam sein. 

Faith ließ weitere Fragen über sich ergehen und schaute währenddessen jede Sekunde auf die Uhr. Mit der Zeit wurde sie immer nervöser. 

Natürlich wusste sie, dass sie im Moment nichts für ihn tun konnte, jedoch war ihr sehnlichster Wunsch gerade, bei ihm zu sein. 

Ob ihre Eltern wohl schon im Krankenhaus waren? Schwach erinnerte sie sich, dass Farryn sie angerufen hatten und soweit sie wusste, waren heute beide in der Gegend. 

Nach langem Warten und einem Stau, bei dem sie überlegt hatte auszusteigen und weiterzulaufen, kamen sie endlich an. 

So schnell, dass es ein normaler Mensch kaum mitverfolgen konnte, war sie aus dem Wagen gesprungen und losgerannt. Auch Mr. Clearwater hatte Mühe Schritt zu halten, obwohl Faith fragen musste, wo sie ihren Bruder hingebracht hatten. 

Levi wurde noch operiert, doch sie durfte in einem Nebenraum mit Scheiben zusehen. Dort warteten ihre Eltern bereits auf sie. 

Beide hatten blutrot unterlaufene Augen und ihr Vater hielt ihre Mutter tröstend im Arm. Als er Faith sah, öffnete er die Umarmung und nahm auch sie in den Arm. 

Nun hatte auch ihre Mutter sie bemerkt und schlang die Arme um sie. Zwar versuchte sie, stark zu klingen, doch das Zittern in ihrer Stimme war deutlich zu hören. 

„Ich bin froh, dass zumindest dir nichts passiert ist." 

Faith bekam kaum noch Luft, bis ihre Mom sie wieder losließ. 

Seawalker FanfictionWhere stories live. Discover now