Prolog

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Gelächter und Gespräche erfüllten den großen Raum, der gefüllt mit Menschen vor ihr lag. Leise machte sie die Tür zu diesem Saal zu und schlich vorsichtig weiter, hoffend, nicht gesehen zu werden. Wenn sie jemand erwischte, konnte sie ihren heutigen Ausflug vergessen. Denn dann würde ihre Mutter sie nicht mehr aus den Augen lassen, ahnend was sie vorhatte. Dieser Ausflug war jedoch immens wichtig für sie! Lautlos durchquerte sie den Flur, holte ihre Winterjacke vom Hacken und nahm die Außentreppe, um doch von irgendjemanden gesehen zu werden. Draußen wehte ihr der eiskalte Wind entgegen und lies sie frösteln. Normalerweise fror sie nicht stark, von ihrem vielen Reisen war sie die Kälte längst gewohnt, doch hier war ein deutlich milderes Klima als in Florida. Der Wind lies ihren dunkelgrünen Faltenrock wie eine Flagge umherwehen. Auch ihre blonden, welligen Haare blies der Wind umher. Kurz blickte sie auf den vorderen Teil der Stadt, der ein ganzes Stück tiefer lag. Sie blickte einen kleinen Augenblick auf ihren Treffpunkt und eilte dann die Stufen hinunter. Währenddessen zog sie sich ihre Winterjacke an. Winzige Schneeflocken fielen vom Himmel herab bedeckten das Kopfsteinpflaster mit einer dünnen Schicht.

Sie schlängelte sich durch kleine Gassen, wechselte immer wieder die Straßen, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Nach knappen zehn Minuten hatte sie ihr Ziel erreicht: Quebecs Stadtpark. Dunkel lag er vor ihr, nur noch ein paar Besucher hatten sich bei diesem Wetter zu einem Spaziergang entschlossen. Suchend schaute sie sich um. Sie konnte weder jemanden sehen noch spüren. Auch als sie lauschte hörte sie nur die nächtlichen Geräusche der Stadt. Schon bald hatte sie ihn auch gefunden. Ein Junge in ihrem Alter lehnte am Geländer, in warme Kleidung gehüllt. Es hätte ein ganz normaler Jugendlicher sein können, dass war er jedoch genauso wenig wie sie. Das einzig Außergewöhnliche an ihm waren die weiß gefärbten Haarspitzen seiner kurzen Haare, doch selbst die fielen heute nicht wirklich stark auf. Er sah runter auf den schmalen Fluss, welcher sich durch den Park schlängelte.

„ Ich wusste gar nicht, dass du für Tarnungszwecke deine Haare gefärbt hast." Der Junge drehte sich um und grinste. „Ihr könnt es echt nicht lassen!" „Nö und damit aufhören werden wir auch nicht." Sie stellte sich zu ihm und blickte ein paar Augenblicke auf das fließende Wasser, bis sie wieder etwas sagte: „Aber jetzt zu ernsteren Themen. Wie viele ihrer Leute haben sie um sich geschart?" Ein leises Seufzen entwich ihm. „Für meinen Geschmack zu viele. Du musst nun auf der Hut sein! Er lässt auch nach dir suchen. Du kannst von Glück reden, dass er nicht viel über dich weiß, geschweige denn deinen Namen oder ähnliches!" Sie seufzte. Genau damit hatte sie schon gerechnet. „ Seine Getreuen strengen sich ziemlich an. Sie versuchen alles, um ihn zu befreien. Und nun haben sie auch noch diese komische Sphinx-Frau auf ihrer Seite! Ich hasse diese eingebildete Löwenfrau! Fast hätte sie unser aller Geheimnis preisgegeben! Löwenwandler sind echt unausstehlich!" Während er  schimpfte, blieb sie nur still und lauschte. Als er fertig war blickte er beinahe beschämt zu ihr rüber.

„Tut mir leid, sowas sollte ich nicht sagen. Ich weiß, wie hart es für dich ist." Sie winkte ab. „Nein, du hast sowieso ja recht, es nimmt mich trotzdem noch immer mit." Sanft legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Was ist nun eigentlich mit dem Buch?" „Sie haben es nach Afrika geschickt, leider haben das Millings Leute mitbekommen. Nun beginnt wohl ein Wettlauf der Zeit, wer es schneller in die Pranken bekommt." „Hilfst du ihnen?" „Nein, meine Eltern schicken mich auf eine Wandlerschule bei uns zuhause. Ich glaube sie wissen, dass ich ebenfalls nach dem Buch gesucht hätte. Sie meinten, dass ich dort sicherer bin." „Warte was? Mit dir hätten sie die besten Chancen, das Buch zu bekommen! " „Ja, aber dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Milling herausfindet wer ich bin. Und dann hab ich größere Probleme." Eine kleine Weile schwiegen sie und starrte stumm auf das Wasser.

„Da dann viel Spaß in dieser Schule." Mit einem amüsierten Lächeln sah er sich in der Gegend um und sprach weiter: „Wie machen wir es dann eigentlich mit unseren Aktionen? Du kannst dich sicher nicht immer davonschleichen." „Die Schüler dürfen zwar auch nachts im Meer sein, jedoch hat meine Mum sicher Farryn gefragt, ob er ein Auge auf mich wirft." Sie seufzte erneut. „Wie siehts eigentlich mit den Spionen von ihm aus?" „Diese Spione sind echt gut. Bis jetzt haben wir nichts rausbekommen. Wir haben keine Ahnung wer oder wo sie sind, aber dass es sie gibt wissen wir. Diese Lennox hat sich anscheinend nun auch mit ihnen verbündet, obwohl sie in der Vergangenheit gegen seine Absichten gehandelt hat. Leider haben wir nicht mehr rausbekommen. Und du?" Sie nickte, dass mit Mrs. Lennox hatte sie sich schon gedacht. „Neulich konnte ich die Überwachungsbänder des Sunny Meadows ansehen. Die Ratsmitglieder meinten, vielleicht würde meine Mutter irgendjemanden seiner Leute identifizieren können. Darauf hab ich klar Mrs. Lennox erkannt, ich glaube sie ist an seinem Machenschaften beteiligt, sonst hätte sie doch nie das Risiko auf sich genommen und wäre zu ihm gekommen. Dabei ist mir auch noch jemand anders aufgefallen: Ein junges Mädchen, etwa in unserem Alter. Sie ist beim ersten Mal lange bei ihm stehen geblieben. Und immer wieder besucht sie ihn, dabei schreibt sie meistens irgendwas auf, sicher Kontaktdaten, Anweisungen und andres. Leider kann ich sie nun nicht beschatten, da Milling ja verlegt wurde und ich bis jetzt nichts über sie finden konnte. Ich probiere es bald mit ihrer Familie, mit der sie dort war, vielleicht find ich was." Er grinste und gab noch einen Kommentar ab: „ Du bist echt genauer als der Rat, sie sollten dich echt einstellen." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Tja, ich muss jetzt wieder los. Du solltest übrigens auch wieder zurück." „Wir sehen uns, Urgestein." „Bis bald, Tiger." Sie überdrehte die Augen und machte sich auf den Weg zurück. 

Seawalker FanfictionWhere stories live. Discover now