Die Schlange

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Lucy stand am frühen Morgen auf. Niemand war da. Sie ging die Treppe hinunter und sah sich um. Das ganze Anwesen der Malfoys war leer. Doch plötzlich hörte sie jemanden hinter sich. Draco stand hinter ihr. Seine Augen waren knallrot, als hätte er geweint.
„Wie konntest du nur?" fragte er sie und deutete auf Lucys linken Unterarm, an dem sich das dunkle Mal befand.
„Draco, ich tue es doch nur, um uns zu schützen! Ich muss herausfinden, was der dunkle Lord plant!"
„Du lügst." sagte er und plötzlich verschwand er. Lucy spürte einen brennenden Schmerz in ihrem Unterarm. Plötzlich wurde die Schlange, die sich auf dem dunklen Mal befand, lebendig. Sie windete sich um Lucys Beine und schlängelte sich ihren Körper hinauf. Lucy versuchte sich vergebens zu befreien. Die Schlange zischte und biss zu.
„NEIN!" schrie Lucy.
Sie wachte schweißgebadet auf. Es war alles nur ein Traum. Sie sah sich ihren Arm an. Das dunkle Mal war noch da. Es war auch keine lebendige Schlange zu sehen, was Lucy freute. Sie versuchte ruhig zu atmen und setzte sich im Bett auf. Sie sah aus dem Fenster. Der Mond war klar erkennbar und erhellte die Nacht. Sie fragte sich, ob ihr Albtraum etwas zu bedeuten hatte. Man sagte, dass jeder Traum entweder einen Wunsch oder eine Angst vor etwas bedeutete.
Lucy war nun hellwach. Sie wälzte sich im Bett hin und her, schlief jedoch nicht mehr ein. Der Albtraum war zu viel für sie.
Sie sah sich nach Ducan um. Dieser schlief auf der anderen Bettseite und bekam nichts mit.
Wieder und wieder sah sie sich das dunkle Mal auf ihrem Arm an. Ist sie zu weit gegangen? Wenn sie vor Voldemort gezögert hätte, hätte er ihr nicht mehr getraut. Sie musste da jetzt durch. Wenn sie auch nur ein bisschen Harry mit Informationen helfen konnte, war es das wert. Auch wenn sie damit ihren Tod in Kauf nahm. Ein Leben ohne Harry wäre sowieso ein trostloses Leben gewesen. Sie hatte nur noch ihn als Verwandten. Ihre Muggel-Verwandten sah sie nicht als Blutsverwandte an. Ihre wirkliche Familie war Snape als Ziehvater, Harry ihr Bruder und Draco. Er gehörte für sie mit zur Familie. Ein Leben ohne die drei konnte sie sich nicht vorstellen. Zwei davon saßen im gleichen Boot, wie sie. Der andere wusste bisher nichts von Lucys Entwicklung in den letzten Monaten. Es würde Harry schockieren, da war sich Lucy sicher. Doch sie hoffte, dass er verstand, dass sie es für ihn tat.
Lucy lag lange noch in ihrem Bett, bis sie irgendwann wieder einschlief. Diesmal ohne Albträume. Als es draußen hell wurde, stand sie auf und öffnete den Kleiderschrank. Er war gefühlt mit sämtlichen schwarzen Gewändern. Ihre Schuluniform würde sie hier nicht brauchen. Die geringe Farbauswahl trübte sie ein wenig, doch sie musste ihre Rolle perfekt spielen. Sie zog sich ein schwarzes Kleid an und verließ samt Duncan das Zimmer. Er lief neben ihr her. Lucy wunderte sich, wieso sie keinen Wachtposten vor der Tür hatte und sie so einfach aus ihrem Zimmer kam. Ob man ihr nun genug vertraute?
Sie hörte Stimmen aus dem Speisesaal und folgte ihnen. Auf einer großen Pendeluhr sah sie, dass es kurz vor acht Uhr war. Scheinbar waren alle bereits wach. Sie öffnete die Tür zum Speisesaal.
„Guten Morgen, Lucy Potter. Oh und in Begleitung eines Kniesels?" begrüßte Voldemort sie. Am Tisch saßen die Malfoys, die Lestranges, Snape, die Carrows und noch einige weitere.
„Das ist Duncan." sagte Lucy und sah zu ihren Kniesel.
„Jeder guter Zauberer und jede gute Hexe braucht ein treues Haustier an der Seite. Meins hast du noch gar nicht kennenlernen dürfen. Stell dich vor, Nagini." sagte Voldemort.
An ihm schlängelte sich eine riesige Schlange vorbei, wie aus Lucys Albtraum. Sie schlängelte sich unter dem Tisch entlang zu Lucy und umkreiste sie und Duncan. Dieser miaute aufgeregt und fauchte.
„Ganz ruhig, Duncan." versuchte Lucy ihn zu beruhigen, wobei sie sich eigentlich selber beruhigen versuchte. Duncan stellte sich vor Lucy und beobachtete Nagini, wie sie ihre Runden um die beiden zog.
„Scheint, als würde sie dich mögen. Oder dich appetitlich finden. Aber keine Sorge. Solange du mir treu bleibst, tut sie dir nichts."
Das fand Lucy alles andere als beruhigend. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Sie konnte gut ihre wahren Gefühle verstecken.
Nagini ließ nun von Lucy und Duncan ab, sodass Lucy sich endlich setzen konnte. Bellatrix sah sie ganz misstrauisch an.
Lucy wusste, dass sie ihr nicht traute.
„Ein besonderer Morgen, findet ihr nicht auch? Harry Potters Zwilling ist nun eine von uns. Das wird den armen Harry zerstören, wenn er es herausbekommt. Ich lasse es ihn wissen, keine Sorge." lachte Voldemort. Lucy wusste, dass er in Harrys Gedanken eindringen konnte. Zeigte er ihm nun seine Gedanken und das was er sah? Dass Lucy nun eine Todesserin war? Es war schrecklich, dass sie nicht die Möglichkeit hatte, es Harry zu erklären. Der arme Harry, dachte sie sich.
Wo er nur gerade steckte? Ob er es bald geschafft hatte, alle Horkruxe zu zerstören? Merkte Voldemort überhaupt etwas, wenn es doch Teile seiner Seele waren?
„Lucy, was hältst du davon?" fragte Voldemort sie. Alle starrten Lucy gebannt an. Sie wusste nicht worum es ging und sah ihn verwirrt an.
„Entschuldigen Sie, Herr. Ich war gerade in Gedanken."
„Du hast dem dunklen Lord also nicht zugehört?!" fragte Bellatrix sie erbost.
„Ganz ruhig, Bellatrix. Sie ist sicherlich noch müde. Außerdem muss sie erst noch unsere Regeln lernen. Ich wiederhole mich ausnahmsweise, weil das alles noch neu für dich ist. Also.. was hälst du davon, nach Harry Potters Ableben triumphierend nach Hogwarts zu gehen? Alle sollen davon erfahren, wenn er endlich tot ist!" sagte er und sah Lucy ernst dabei an.
„Ich halte die Idee für gut. Vielleicht finden sich dadurch neue Anhänger, wenn sie sehen, dass er tot ist und es keine Hoffnung für ihre Scheinwelt mehr gibt." antwortete Lucy. Es fühlte sich so falsch für sie an, so darüber zu sprechen. Voldemort schmunzelte.
„Du bist tatsächlich ganz anders als dein Bruder. Ich verstehe nun, wieso du keine Gryffindor bist. Mir gefällt deine Denkweise. Du wirst in Hogwarts für Recht und Ordnung sorgen. Ich ernenne dich zur neuen Schulsprecherin. Ich hoffe, du fühlst dich deiner neuen Aufgabe gewachsen." grinste er.
Damit hatte Lucy nun nicht gerechnet.
„Ich werde die beste Schulsprecherin sein, die Hogwarts in den letzten Jahren hatte!" sagte Lucy entschlossen. Duncan sprang hoch und setzte sich auf ihren Schoß. Sie kraulte ihn dabei und sah Voldemort ernst an. Tatsächlich fühlte sich Lucy ein wenig geehrt. Sie hatte sich also sein Vertrauen erarbeiten können. Als Schulsprecherin konnte sie sich überall im Schloss aufhalten, was ihr sicherlich Vorteile verschaffen konnte.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt