Alles wird anders

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Bereits in der kommenden Woche war die Beerdigung von Albus Dumbledore. Nicht nur Zauberer und Hexen waren anwesend, sondern auch Wassermenschen und sogar die Zentauren, die die Zauberer verabscheuten, zollten Dumbledore ihren Respekt.
Lucy hatte nicht viel mit Dumbledore zu tun, nicht so wie Harry, jedoch kannte sie ihn von klein auf. Dass einer der mächtigsten Zauberer ermordet wurde, ließ sie sich unsicher und schwach fühlen. Voldemort hatte nun eine Gefahr weniger.
Was war mit Draco und Severus? Lucy sah sie seit dem Vorfall nicht mehr. Ging es ihnen gut? Es zerriss sie innerlich. Während der Beerdigung weinte sie viel. Nicht nur wegen Dumbledores Tod. Alles würde sich jetzt ändern. Der Zaubererkrieg war nun im vollen Gange.
Die letzten Wochen in der Schule bis zu den Sommerferien waren alle, sowohl Lehrer als auch Schüler, unruhig. Viele Schüler hatten Angst. Für viele stand es fest, dass ihre Eltern sie für nächstes Jahr aus der Schule nehmen würden.
Lucy hatte Fragen. Sie wusste, dass in Snapes Büro ein Denkarium stand. Sie schlich sich eines späten Abends hinein. Erst zögerte sie, doch der Wunsch nach Antworten war groß. Sehr groß. Sie steckte ihren Kopf herein und wurde sogleich in eine Erinnerung gezogen. Sie sah Snape und Draco nach der Weihnachtsfeier.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich von ihr fernhalten sollst?!" sagte Snape wütend zu Draco.
„Das habe ich getan! Ich weiß nicht, wieso sie gesagt hat, dass sie mich zur Feier eingeladen hat. Denken Sie, mir fiel es leicht ihr das Herz zu brechen?!" antwortete Draco.
„Lieber brichst du ihr das Herz, als sie in Gefahr zu bringen!" sagte Snape und packte Draco wütend am Kragen.
Lucy steckte ihren Kopf raus und atmete tief durch.
Snape hatte dafür gesorgt, dass Draco sich von ihr trennte. Aus Sorge um sie. Das heißt Snape wusste von Anfang an, dass Draco ein Todesser war. Natürlich, denn er war ja auch einer.
Doch das erklärte nicht, wieso er Dumbledore tötete.  Snape schien immer auf seiner Seite zu stehen. War er nun doch von der dunklen Seite überzeugt und hinterging im allerletzten Moment Dumbledore? Lucy wusste nicht, wie sie über Snape denken sollte. Sie liebte ihn wie einen Vater, auch wenn er oft kühl oder distanziert wirkte. Er hatte sich immer um sie gekümmert. Was war geschehen, dass er sich auf die Seite des Mörders ihrer Eltern stellte? Sie steckte wieder ihren Kopf ins Denkarium in der Hoffnung mehr herauszufinden.
Sie sah Snape in seiner Jugend. Wie er von ihrem Vater und Sirius gemobbt wurde. Lucy erschrak. Harry erzählte ihr bereits davon, doch es selber zu sehen schockierte sie noch mehr.
James sorgte mit Levicorpus dafür, dass Snape kopfüber hing und ließ seine Hose herunter. Alle lachten ihn aus. Sie verstand den Hass von Snape auf Lucys und Harrys Vater. Sie steckte ihren Kopf wieder heraus und sah sich kleine Behältnisse mit Erinnerungssträngen an. Sie wollte mehr sehen und sah sich die Beschriftungen an, jedoch schien nichts ihre Fragen weiter beantworten zu können. Scheinbar wollte Snape den Grund für seinen Wechsel auf die dunkle Seite nicht teilen. Lucy wusste, dass er gut in Okklumentik war. Somit konnte er vor allen Anderen etwas verbergen. Nur was?
Da Lucy keine weiteren Antworten bekam, verließ sie sein Büro wieder. Sie starrte noch ein Mal in den Raum und auf seinen Platz am Schreibtisch. Dann ging sie.
Am letzten Schultag verließ Lucy die Schule mit Bauchschmerzen. Was würde in der nächsten Zeit passieren? Mehr und mehr Menschen verschwanden. Muggel, sowie Zauberer, die mit Muggeln zu tun hatten. Sie umarmte Harry fest, ehe sie sich trennen mussten, damit Harry zu seinen verhassten Verwandten ging.
Lucy verließ mit Ginny und Ron gemeinsam den Hogwarts-Express, um zum Fuchsbau zu gehen. Sie teilte sich das Zimmer mit Ginny. Auch wenn Ginny versuchte sie aufzumuntern, klappte es nicht. Lucy aß kaum etwas und verließ selten das Zimmer. Meist starrte sie aus dem Fenster. Sie bekam von Ginny jedoch mit, dass ihr Bruder Bill und Fleur demnächst heirateten und dass Harry mithilfe der Auroren zu Tonks Familie geschafft werden sollte. Den Plan bekam Lucy noch nicht mitgeteilt, da selber erst noch gegrübelt wurde, wie es genau angestellt werden sollte.
Lucy wollte helfen. Sie wollte nicht auch noch ihren Bruder verlieren.
Sie bekam mit, wie einige Auroren wie Alastor Moody, Kingsley Shacklebolt und einige weitere immer wieder mal zu Besuch kamen und über mögliche Pläne sprachen.
Lucy lauschte.
„Wie es scheint, haben wir wohl eine Zuhörerin." sagte Moody. Natürlich konnte er sie durch die Wand sehen, was Lucy nicht bedacht hatte. 
Lucy kam hervor.
„Ich möchte helfen." sagte sie.
„Natürlich möchtest du das." sagte Molly Weasley und drückte sie.
„Dann sagt mir, was ich tun soll." sagte Lucy.
„Du tust nichts. Du bleibst hier. Wenn Du-weißt-schon-wer Harry und dich in die Finger bekommt, sind wir verdammt." sagte Moody.
„Sag mir wenigsten, wie es ablaufen soll, damit ich auch darauf vorbereitet bin." sagte Lucy. Sie hasste es ausgeschlossen zu werden.
„Wir holen deinen Bruder. In zwei Wochen. Einige werden Vielsafttank trinken und mit einer zweiten Person zu den Tonks fliegen. Du-weißt-schon-wer wird nicht wissen, wer der echte Harry Potter ist." erklärte Moody.
„Dann nehme ich auch Vielsafttrank!" sagte Lucy entschlossen.
„Du hast mir wohl nicht zugehört. Wenn ‚Er' euch beide in die Finger bekommt, haben wir alle ein großes Problem. Er könnte dich zum Beispiel als Druckmittel nehmen, um Harry zu sich zu locken." sagte Moody zu ihr.
„Also soll ich hier warten und Däumchen drehen?" fragte Lucy genervt.
„Du kannst von mir aus auch Stricken oder durchs Haus tanzen. Wichtig ist nur, dass du hier bleibst." erklärte Moody.
„Okay..." sagte Lucy und rollte genervt mit den Augen.
„Aber wie soll das in Hogwarts ablaufen? Die Todesser können doch jetzt jederzeit in die Schule und mich zu Voldemort bringen." sagte Lucy nervös.
„Naja. Du wirst nicht mehr nach Hogwarts gehen." sage Molly zu ihr.
„Nicht mehr nach Hogwarts? Aber was ist mit meinem Schulabschluss? Und meinen Freunden? Ich kann nicht hier sitzen und nichts tun, wenn sie in Gefahr sind." sagte Lucy.
„Es ist besser so." sagte Molly.
„Verstehe..." sagte Lucy nur und ging genervt davon. Sie wollte sich nicht mehr verstecken. Sie wollte den Mörder ihrer Eltern Angesicht zu Angesicht sehen, sie wollte den Verräter Snape sehen und sie wollte den Malfoys helfen. Vielleicht würde es ihr einen kleinen Vorteil verschaffen, dass Voldemorts Hauptinteresse an Harry lag und nicht an ihr. Doch vielleicht würde er sie tatsächlich als Geisel nehmen, um Harry anzulocken. Sie musste mit Harry darüber sprechen.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt