Verloren im Wald

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Es waren nur noch wenige Tage bis zur nächsten Aufgabe. Lucy wusste, dass Harry das Rätsel um das goldene Ei noch nicht gelöst hatte. Er wirkte irgendwie deprimiert, doch wollte nicht wirklich mit der Sprache herausrücken. Sie saß mit Harry am Schwarzen See und sie erinnerte sich daran, wie sie mit Draco dort bereits saß.
„Harry, bis zur nächsten Aufgabe sind es nur noch drei Tage und du hast das Rätsel immer noch nicht gelöst?" fragte Lucy.
„Ich weiß. Aber was soll ich denn machen? Ich wollte ja nicht mal am Trimagischen Tunier teilnehmen." sagte er genervt.
„Was ist mit Cedric? Du hattest ihm gesagt, was in der ersten Aufgabe dran kommt. Weiß er denn nichts?"
„Keine Ahnung. Er ist gerade der Letzte, den ich sehen will." sagte er und seufzte.
„Aha. Ich denke, ich weiß wieso du so schlecht drauf bist. Du stehst auf Cho, hab ich Recht?" grinste Lucy.
„Was? Wie kommst du darauf?" fragte er überrascht.
„Naja. Es ist irgendwie offensichtlich. Sie ist sehr hübsch, das muss ich zugeben. Und seit dem Ball sind Cedric und sie ein Paar und seitdem bist du mies drauf." erklärte sie.
„Vielleicht."
„Jetzt lass dich nicht so von einem Mädchen ablenken." sagte sie und schlug ihm leicht gegen den Arm.
„Ich habe keine Idee, wie ich das Rätsel lösen soll. Verstehst du denn nicht, Lucy?!"
„Ich habe aber eine Idee." sagte sie. Dann stand sie auf und ging.
Sie ging Gang für Gang in Hogwarts ab, und ging das Gelände ab, bis sie endlich Cedric fand.
„Cedric Diggory!" rief Lucy laut. Cedric und seine Freunde drehten sich verwundert zu ihr um.
„Auf ein Wort, sofort!" sagte sie anschließend. Cedric schaute immer noch verwirrt, ging aber mit ihr mit. Sie blieben etwas abseits von den anderen stehen.
„Ist dir eigentlich bewusst, dass Harry dir die erste Aufgabe verraten hat?!" sagte sie wütend.
„Ja?" er war immer noch sichtlich verwirrt.
„Hältst du es nicht für fair, gerade als Hufflepuff, wenn du ihn nicht im Stich lassen würdest?! Ich bin mir sicher, dass du das Eier-Rätsel bereits gelöst hast."
„Ja. Du hast Recht, tut mir leid." sagte er.
„Vielleicht solltest du weniger auf Cho achten, sondern auch mehr auf deine Mitstreiter und Mitschüler." sagte Lucy, immer noch sichtlich wütend.
„Ist okay. Ich gebe ihm einen Tipp." sagte er entschuldigend.
„Aber einen GUTEN Tipp, der ihm wirklich hilft."
„Ja."
„Das will ich auch für dich hoffen." sagte Lucy und ließ ihn stehen. Sie wollte zurück zum See gehen, als sie eine vertraute Stimme hinter sich hörte. Sie sah wie Draco, Crabbe, Goyle und Pansy übers Gelände liefen. Pansy lief plötzlich gezielt auf Lucy zu.
„Also Lucy, eins muss ich dir sagen. Dank deines grazilen Abgangs beim Ball, hast du Draco und mich wirklich näher bringen können." sagte Pansy hochnäsig zu ihr.
„Wie meinst du das?" fragte Lucy verwundert.
„Naja. Nachdem du weg warst, hat er die Chance genutzt und mit mir den Rest des Abends getanzt." grinste sie Lucy frech an. In Lucy brodelte es. Anstatt nach ihr zu suchen, tanzte er mit der Nächstbesten?
„Okay. Freut mich für euch." sagte Lucy trocken und ging weiter. Sie wusste, dass Pansy sie bewusst provozieren wollte, ließ sich jedoch darauf nicht ein. Auf ihr Niveau wollte sie sich nicht begeben. Doch was meinte sie mit „Lucy habe sie näher gebracht"? Waren Draco und Pansy ein Paar? Lucy kochte vor Eifersucht. Sie wusste jetzt genau, wie Harry sich fühlen musste. In ihr kochte es immer mehr und mehr. Sie musste ihre Wut irgendwie loswerden. In ihren Händen kribbelte es. Sie hatte das Verlangen etwas zu zerstören. Sie beschloss in den Verbotenen Wald zu gehen. Sie hatte keine Angst, sie war einfach nur wütend und würde alles und jeden zerstören, der ihr in die Quere kommt. Nach einer Weile sah sie einen großen Baum. Sie nahm ihren Zauberstab und ließ einfach nur ihre Wut raus. Plötzlich schoss ein greller Blitz aus ihrem Zauberstab und zerstörte den Baum in zwei Teile. Doch es reichte ihr nicht. Sie musste weiterhin ihre Wut rauslassen. Also zielte sie mit ihrem Zauberstab auf den nächsten Baum und den nächsten und den nächsten. Bis ihr schwarz vor Augen wurde. Sie wurde erst wach, als es bereits stockdunkel war. Sie wusste nicht mehr, aus welcher Richtung sie kam. In der Dunkelheit sah alles gleich aus. Was sollte sie nur tun? Die Bäume waren so hoch und dicht, dass sie das Schloss nicht sehen konnte. Außerdem war es ziemlich kalt nachts. Sie murmelte sich in ihren Schulumhang ein und lehnte sich an einen Baum. Sollte sie warten, bis es wieder hell war oder sollte sie jetzt nachts auf gut Glück den Weg zurückfinden und das Risiko eingehen, sich noch mehr zu verlaufen? Sie hatte keine Ahnung. Das Einzige was Lucy wusste war, dass sie von der alten Magie kontrolliert wurde. Wieder einmal. Und es ärgerte sie ziemlich. Und nun war sie verloren im verbotenen Wald, wo allerhand Gefahren lauern konnten. Sie fing an vor Verzweiflung zu weinen, sie war so hilflos. Einen Orientierungszauber kannte sie noch nicht, der ihr helfen konnte. Sie hätte nie gedacht, dass sie so einen mal brauchen würde. Sie kannte nur einen Schutzzauber, den sie ein Mal in einem Buch aufgeschnappt hatte.
Cave Inimicum!" sagte sie. Es war zwar nur ein allgemeiner Schutzzauber, aber besser als nichts. Sie beschloss auf den Tag zu warten und versuchte die Augen zu schließen. Es wäre zu gefährlich nachts allein durch den verbotenen Wald zu gehen.
Die Nacht bekam Lucy kaum ein Auge zu. Sie hörte andauernd Geräusche wie ein Knacken oder Jaulen. Sie hatte zu große Angst. Irgendwann sah sie die Sonne aufgehen und dann fielen ihr die Augen zu. Als sie aufwachte, war es hell. Die Sonne war zwar von Wolken bedeckt, jedoch muss es bereits Vormittag gewesen sein. Ob jemandem aufgefallen war, dass sie fehlte?
Am Tage konnte sie sehen, woher sie gekommen sein musste. Sie folgte den zerteilten Bäumen und versuchte anhand des Boden ausfindig zu machen, wo sie langgelaufen sein konnte. Irgendwann wurde der Wald lichter und sie konnte die Umrisse Hogwarts erkennen. Lucy konnte es kaum glauben, wie tief sie in den Wald gelaufen war.
Endlich war sie aus dem Wald raus und ging zum Schloss. Dort angekommen rief ein Schüler „Hier ist sie! Ich habe sie gefunden!". Offensichtlich wurde sie doch vermisst. Sofort kamen dutzende Schüler und Lehrer an. 
Harry stürmte auf sie zu und drückte sie ganz fest an sich. „Wo warst du gewesen?!" fragte er besorgt.
„Ich habe mich verlaufen. Im verbotenen Wald.." antwortete sie.
„Ist dir nicht klar, dass dieser Wald nicht umsonst ,verbotener Wald' heißt?!" frage Snape ernst.
„Kann ich.. das bitte später erklären? Unter vier Augen?" fragte sie ihn. Er nickte.
Sie ging mit Snape runter in den Keller in sein Büro.
Unterwegs sah sie Draco.
„Lucy! Wo warst du?!" fragte er sie.
„Ich erkläre es dir später." antwortete Lucy und ging mit Snape weiter. Im Büro angekommen setzten sich beide und Snape sagte wie immer in einem ernsten Ton: „Wo warst du?!"
„Severus.. ich wurde von der alten Magie kontrolliert. Ich war wütend und habe.. den Wald verwüstet. Dann wurde ich ohnmächtig. Ich hatte so einen starken Drang etwas zu zerstören, ich konnte nichts dagegen tun. Die alte Magie hatte mich völlig unter Kontrolle, egal wie sehr ich dagegen angekämpft habe." sagte sie und schaute beschämt auf den Boden. Snape sah sie geschockt an, lehnte sich zurück und sagte: „Dann weißt du ja, was das bedeutet." Er seufzte.
„Ich werde wahrscheinlich wieder extra Unterricht nehmen, um die alte Magie zu kontrollieren."
„Ganz richtig." sagte Snape und sah ihren genervten Blick.
„Es nützt alles nichts, Lucy. Du musst lernen sie zu kontrollieren, damit so etwas nicht nochmal vorkommt!"
Lucy seufzte. Sie hatte keinen Lust auf zusätzlichen Unterricht.
„Sagtest du vorhin, dass du ohnmächtig wurdest?" fragte Snape, nachdem er nachdachte. Lucy nickte.
„Gehen wir damit zu Dumbledore, sofort!"
Er packte Lucy am Arm und lief sehr schnell mit ihr zu Dumbledores Büro. Lucy hatte ihn noch nie so panisch erlebt.
„Professor Dumbledore, ich bin hier, weil es erneut einen Zwischenfall mit der alten Magie gab." sagte Snape zu Dumbledore und deutete auf Lucy, deren Arm er immer noch packte.
„Lucy, erzähl mir genau, was passiert ist." sagte Dumbledore ruhig und Lucy erklärte ihm alles.
„Hmm, sehr schwierig. Das Problem ist, dass wir so gut wie nichts über die alte Magie wissen. Sie ist zu selten. Etwa alle hundert Jahre kommt es vor, dass jemand über alte Magie verfügt. Es gibt kaum Aufzeichnungen von ihr oder Schriften über sie. Ich vermute allerdings, dass sie sehr stark ist und in dir schlummert, bis sie aus irgendeinem Grund ausbricht. Du sagtest, dass sie zweimal ausbrach aufgrund heftiger Emotionen?"
Lucy nickte daraufhin. Dumbledore dachte nach.
„Gerade in deinem Alter ist es schwierig seine Emotionen unter Kontrolle zu haben. Du musst gegen sie ankämpfen, wenn du spürst, dass sie wieder die Kontrolle übernehmen will. Lass sie zeigen, wem dein Körper gehört. Nicht der alten Magie, sondern dir. Du bestimmst über dich und deine Kräfte. Lass dir dies bewusst sein und versuche dich dagegen zu wehren. Mit all deiner Kraft." sagte Dumbledore zu ihr.
„Aber das klingt so einfach..." sagte Lucy traurig.
„Es ist keineswegs einfach. Ich weiß jedoch, dass du und dein Wille stark genug sind, über die alte Magie zu beherrschen." lächelte ihr Dumbledore zu. Er machte ihr Mut. Als Lucy nach dem Gespräch mit Dumbledore mit Snape wieder zurück in ihr Haus und in den Gemeinschaftsraum ging, kam Draco auf sie zu. Sie erklärte ihm, was vorgefallen war.
„Ich habe mir ziemliche Sorgen gemacht, weißt du?" sagte er. Lucy freute sich innerlich darüber.
„Aber sage mal, wieso warst du überhaupt wütend?" fragte er neugierig. Lucy schluckte.
„Pansy hat mich provoziert. Sie meinte, dass ... ihr euch näher gekommen seid." sagte Lucy leise.
„Näher gekommen? Wir sind Freunde, ja. Aber mehr nicht." erklärte er.
„Vielleicht solltest du mir das nächste Mal einfach hinterherlaufen.. dann geschieht sowas nicht." sagte Lucy traurig und wollte sich von ihm entfernen.
„Hey, Luce. Ich weiß nicht, wieso Pansy so etwas erzählt aber es stimmt nicht, okay? Und ja.. ich werde es in meinem Kopf behalten. Falls du das nächste Mal noch meine Tanzpartnerin sein willst." grinste er sie an.
Lucy lächelte und sagte: „Ich könnte mir keinen besseren Tanzpartner vorstellen."
Lucy vernahm wieder einen Glanz in Dracos Augen. Er strahlte innerlich, das wusste sie. Sie merkte, wie er näher kam. Er beugte sich zu ihr runter, zögerte dann jedoch. Er sah sich um. Lucy und Draco waren immer noch im Gemeinschaftsraum. Draco räusperte sich und sagte: „Du bist mir sehr wichtig, Lucy Potter. Vergiss das nicht. Egal, was Pansy sagt." und ging.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt