Willkommen auf der dunklen Seite

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Es wurde wärmer draußen, die Vögel zwitscherten. Mittlerweile war es bereits April und die Ferien standen vor der Tür. Lucy las jeden Tag den Tagespropheten in der Hoffnung etwas über Harry zu erfahren. Bis auf sein Fahndungsbild, war jedoch nichts über ihn drin. Lucy wurde auch zunehmend nervöser. Sie sollte eigentlich für Voldemort Informationen über Harrys Verbleib oder Plan sammeln, jedoch hatte sie gar nicht die Möglichkeit etwas herauszubekommen. Sie hoffte, dass er es verstand. Dafür würde sie versuchen ihm ihre angebliche Treue zu beweisen. Sie war sich nun sicher das Spiel mitzuspielen. Sie würde so tun als würde sie auf seiner Seite sein, damit sie eventuell Harry helfen konnte. Sie würde von Voldemorts Plänen und Gedanken erfahren, wenn er ihr vertraute. Doch das Vertrauen musste sie sich erst noch erarbeiten. Sie hatte bereits einen Plan. Sie würde vermutlich ihre Freundschaften gefährden, doch da musste sie durch. Sie konnte Harry nicht helfen, indem Voldemort sie ebenfalls ins Visier nahm. Sie musste das tun, was Snape ihr sagte. Er war ein Experte, was das Doppelleben anging. Er spielte seine Rolle perfekt und führte einen der mächtigsten Zauberer an der Nase herum. Warum sollte sie es nicht auch schaffen?
Heute war es wieder soweit. Einige Mitglieder von Dumbledores Armee hatten wieder etwas vor und weihten Lucy in den Plan mit ein. Dass Lucy einen anderen Plan hatte, verriet sie natürlich nicht.
„Sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass wir aufgeben. Jeden Tag schreiben wir Botschaften an die Wände! Lasst euch nicht erwischen und kehrt danach sofort wieder in den Raum der Wünsche zurück!" sagte Ginny zu allen Mitgliedern.
„Lucy, du gehst mit mir und Neville." sagte Ginny bei der Gruppeneinteilung. Lucy nickte einverstanden. Nachdem die anderen ebenfalls in Gruppen eingeteilt wurden, begann die nächtliche Aktion. Die einzelnen Gruppen verließen nach und nach den Raum der Wünsche, um Zeichen zu setzen. Lucy, Ginny und Neville suchten sich eine große Wand in der Nähe der großen Halle aus. Sie schrieben mit Magie Botschaften an die riesige Wand.
„Ich gehe mal in den nächsten Gang und mache da weiter." sagte Lucy.
„Okay aber beeil dich und lass dich nicht erwischen." sagte Ginny zu ihr.
Lucy ließ die beiden allein und ging. Sie ging jedoch nicht nur einen Gang weiter, sondern zum Schulleiterbüro. Sie wusste, dass die Carrows gerade drin waren, um mit Snape über das weitere Vorgehen von Hogwarts zu sprechen.
Sie nannte das Passwort und betrat somit Snapes Schulleiterbüro.
„Potter? Was gibt es zu so später Stunde?" fragte Snape sie.
„Verzeihen Sie die Störung, Sir. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass einige Schüler von der Organisation „Dumbledores Armee" die Wände in der gesamten Schule mit ihren Botschaften beschmieren. Zwei von ihnen befinden sich noch in der Nähe der großen Halle. Ich führe sie gerne direkt dorthin." sagte Lucy. Sie fühlte sich elendig. Ginny und Neville fragten sich sicherlich, wo sie wohl bliebe und dabei verpetzte Lucy sie gerade bei den Todessern.
„Führ uns bitte dorthin." sagte Alecto Carrow. Lucy ging voraus, gefolgt von den Carrow-Geschwistern und Snape.
„Hier sind sie." sagte Lucy, als sie um die Ecke bogen, wo sich noch Ginny und Neville befanden.
Ginny und Neville waren schockiert. Sofort rannten sie los in Richtung Raum der Wünsche, wo sie in Sicherheit waren.
„Hey! Stehenbleiben!" rief Amycus und feuerte bereits Flüche aus seinem Zauberstab auf die beiden. Ginny und Neville waren allerdings etwas flinker als die beiden Carrows und entwischten ihnen knapp. Lucy blieb noch bei Snape stehen.
„Du hast also tatsächlich deine Freunde verpetzt." sagte Snape leise zu ihr, während die beiden nebeneinander standen und nach vorne sahen.
„Ich muss meine Rolle perfekt spielen. So wie du. Sie werden mich vielleicht jetzt hassen, doch sie werden es hoffentlich bald verstehen, wenn das alles ein Ende hat." sagte Lucy zu ihm.
„Sehr gut." sagte Snape nur kurz und knapp.
Mittlerweile kamen die Carrows zurückgerannt und waren ziemlich außer Puste.
„Diese Mistkröten sind uns entwischt. Aber trotzdem gute Arbeit, Potter. Wenn wir Longbottom und die Weasley das nächste Mal sehen, garantiere ich für nichts. Sie denken wohl, dass sie Wunder bewirken mit ihren Kritzeleien." sagte Amycus zu ihr. Lucy schaffte es also, die beiden Carrows an der Nase herumzuführen. Das würde ihr schon mal Vorteile in  Hogwarts verschaffen.
„Wenn ich das nächste Mal wieder welche sehe, sage ich Ihnen selbstverständlich wieder Bescheid. Es wird Zeit, dass dem Ganzen ein Ende gesetzt wird." sagte Lucy.
Lucy stellte sich nun gegen ihre Freunde, gegen die Menschen, die sie liebte. Doch sie hatte eine Mission. Sie tat es für Harry. Anders konnte sie ihn nicht unterstützen. Voldemort würde sie sonst sofort gefangen nehmen oder sogar töten und dann kann sie Harry erst recht nicht mehr helfen.
Die wenigen Tage vergingen und nun waren die Ferien da. Lucy und die anderen Schüler stiegen in den Hogwarts-Express ein. Sie würde sich direkt nach der Ankunft mit Draco und den Carrows zum Anwesen der Malfoys begeben, wo Voldemort bereits auf sie wartete. Sie war innerlich ein wenig nervös, ließ sich jedoch nichts anmerken. Draco sah wie immer ängstlich aus. Die Malfoys hatten schon lange kein gutes Ansehen mehr bei den anderen Todessern. Sie wussten, dass die Malfoys ihrem Meister nur aus Angst dienten und nicht aus Treue.
Wenn sich Lucy der anderen Seite anschloss, hätte sie somit die Möglichkeit auf Draco und seine Eltern aufzupassen, sofern es ihr möglich war.
Als sie alle das Anwesen betraten, öffnete Bellatrix die Tür. Sie sah Lucy grimmig an.
„Was willst du hier, du schmutziges Halbblut?" fragte sie Lucy zornig.
„Sie ist auf dem Weg zum dunklen Lord, um ihm ihre alte Magie zu überlassen. Außerdem möchte sie sich uns anschließen." erklärte Amycus Carrow.
Bellatrix lachte laut. Ihr Lachen klang gruselig und irre.
„Komm rein, Dracoschatz." sagte sie und küsste ihn auf die Wange, beim Eintreten. Draco zuckte ein wenig zusammen, wie Lucy feststellte. Offenbar hatte er Angst vor seiner eigenen Tante.
Bellatrix beobachtete von Lucy jeden einzelnen Schritt. Offensichtlich traute sie ihr nicht ganz.
Lucy sah Lucius und Narzissa Malfoy.
Narzissa ging auf sie zu.
„Dein Zimmer kennst du ja bereits. Du wirst jedoch trotzdem noch begleitet." erklärte Narzissa ihr. Lucy nickte.
Natürlich traute der dunkle Lord ihr noch nicht. Wie könnte er auch? Sie musste sich mehr Mühe geben.
Lucy wurde auf ihr Zimmer geführt. Die Fenster waren wieder verhext, sodass sie sie nicht öffnen konnte. Außerdem wurde sie wieder von zwei Todessern überwacht, damit sie nicht abhaute. Duncan war zum Glück bereits auf ihrem Zimmer. Snape muss ihn bereits dort her gezaubert haben.
Er miaute fröhlich, als er sie sah.
Lucy fing an ihre Sachen auszupacken, als Bellatrix Lestrange in ihr Zimmer platzte.
„Der dunkle Lord bittet dich um angemessene Kleidung bei seinem Erscheinen." sagte sie abwertend zu Lucy.
„Wann kommt der dunkle Lord denn?" fragte Lucy.
„Dann, wenn er nunmal kommt und nun nerv nicht mit deinen Fragen." sagte Bellatrix genervt.
„Entschuldigung." sagte Lucy. Sie wusste nicht genau was sie darauf antworten sollte. Eigentlich wollte sie Bellatrix ihre Meinung sagen, doch sie musste sich zusammenreißen.
Bellatrix wollte eben das Zimmer verlassen, als sie sich jedoch nochmal zu Lucy umdrehte.
„Eins versteh ich nicht, Potter. Der dunkle Lord tötete deine Eltern, wird deinen Bruder töten und du möchtest dich ihm anschließen?" fragte Bellatrix sie misstrauisch.
„Ich bin anders als meine Familie. Nicht umsonst bin ich in Slytherin, während meine Familie in Gryffindor war. Ich bin mir sicher, dass ich mich für die richtige Seite entscheide oder stellen Sie die richtige Seite in Frage?" fragte Lucy sie. Bellatrix dachte nach.
„Nein. Ich behalte dich dennoch im Auge." sagte Bellatrix und verließ somit Lucys Zimmer.
Lucy atmete erleichtert aus.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt