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Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Irgendwo zwischen endloser Freude und Bedauern darüber, dass Nessaja all das nicht mit uns geteilt hatte. Ich erhob mich hastig, wusste nicht, wie ich die fremde Frau begrüßen sollte. Aaliyah. Ardens Schwester. Er hatte sie nur kurz erwähnt. Flüchtig. Aber vor allem hatte er mit keinem Wort erwähnt, dass seine und meine Schwester Seelengefährtinnen waren.

Ich begann zu verstehen, warum sie ihren Tod vorgetäuscht hatte. Mit Ardens Hilfe verschwunden war. Aber wir waren ihre Familie. Und meine Eltern hätten Aaliyah mit offenen Armen empfangen. Das wusste Nessaja. Sie hätte zu uns kommen können.

"Es freut mich ehrlich dich kennenzulernen Aaliyah", brachte ich schließlich heraus.

Die junge Frau zögerte einen Moment, in dem sie meine Erscheinung in sich aufnahm. Ihr Blick schüchterte mich definitiv ein, doch ich straffte die Schultern und versuchte mein Lächeln zu behalten. Sie war definitiv Ardens Schwester. Ich schaute unaufällig zu ihm. Er grinste leicht, sichtlich amüsiert von unserer Begegenung.

"Ich wusste, dass ihr zwei nicht wisst, was ihr voneinander halten sollt", sagte Arden nur und stellte sich neben mich.

Aaliyah warf ihm einen genervten Blick zu.

"Ich kenne sie nicht, woher soll ich wissen was ich von ihr halten soll", erwiderte sie nur und trat einen Schritt näher an meine Schwester.

Ich presste die Zähne zusammen. Gerade war ich auch nicht sonderlich scharf darauf, dass sie mich kennen lernte. Vielleicht lag es an mir, vielleicht war sie einfach von Grund auf Fremden gegenüber misstrauisch, aber im Moment bezweifelte ich, dass sie mir freundlich gesonnen war. Da konnte sie sich direkt mit Kale zusammen tun.

Der intensive Blickkontakt zwischen Arden und seiner Schwester entging mir nicht. Irgendwie störte mich der Gedanke, dass Arden sie vielleicht zurechtwies. Oder aufforderte netter zu mir zu sein. Letzteres hatte ich nicht verdient. Ihre Abneigung mir gegenüber war berechtigt. Ich hatte ihren Bruder beinah umgebracht und vermutlich hatte sie davon bereits erfahren. Bisher hatte ich nichts getan um meine Loyalität zu beweisen. Ich wusste ja selbst nicht wo diese lag. Noch immer bei den Rebellen ... oder bei meinem Seelengefährten.

"Entschuldigt, ich habe es nicht eher geschafft", einer weitere junge Frau kam in den Raum gestürmt. Ein wenig außer Atem, aber dennoch anmutig. Mit einer ähnlichen Aura wie Warin. Ich wusste sofort wer sie war. Seine Gefährtin. Die Luna von Velorar. Ich hatte mich mit ihr unterhalten. Nur kurz, aber ich erinnerte mich daran, dass sie so frei und ungezwungen gewirkt hatte trotz des starren Protokolls.

"Ich bin Vittoria, schön dich wiederzusehen Ruelle", begrüßte sie mich und zog mich in eine Umarmung mit der ich definitiv nicht gerechnet hatte. Nessaja lächelte mit aufmunternd zu, während  Aaliyah noch immer so aussah als würde sie nicht wissen was sie von mir halten sollte.

Zögernd erwiderte ich Vittorias Umarmung.

"Du musst mir unbedingt erzählen, wie eure Reise war", fuhr sie fort, nachdem sie sich aus unserer Umarmung gelöst hatte.

Bevor ich etwas erwidern konnte, mischte Kale sich ein.

"Wir müssen ohnehin reden", sein Blick glitt zu mir. Und die Blicke der anderen folgten mir.

Oh. Ich war in ihren Augen noch immer eine Rebellin. Nessaja sah mich entschuldigend an, während Aaliyah eine Augenbraue hochzog und mich abwartend musterte.

"Das geht schon in Ordnung, ich kann in der Zeit irgend etwas anderes machen. Ich bin sowieso erschöpft von der Reise und..." Ich ließ den Satz in der Luft hängen. Wusste nicht so richtig was ich hier eigentlich tat. Die sieben wirkten wie eine eingeschworene Gemeinschaft und ich war der Eindringling. Verständlich, dass sie mir nicht trauten.

Fated GamesWhere stories live. Discover now