32. Schlummernde Erinnerungen

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"Memories of our lives, of our works and our deeds will continue in others"

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1721,  ein rauschendes Fest, circa sechs Wochen vor der Bluttat 

Die prächtige Schönheit des gerade eben betretenen Ballsaals zeugte von einer geradezu unheimlich berückenden Perfektion, die Rosmarie buchstäblich durch Mark und Bein ging. Jeder existierende, durch und durch edel schimmernde Winkel des Herrenhauses von Dunkelmoor erinnerte die junge Frau an ihrer bürgerliche Stellung, deren eigenes Wohnheim sich um Welten nicht mit der hiesig ausgestatteten Pracht zu messen wusste. Aber Fabian schien ihr die gesellschaftliche Stellung zum Glück in keiner Weise krumm zu nehmen, im völligen Gegensatz zu seiner werten Frau Mama.

Wahrlich ließ sich die Beobachtung nicht leugnen, dass ihre ständig Anwesenheit der unliebsamen Hausherrin ein Dorn im Auge zu sein hatte. So würde jener Feuer speiender Drache doch nur zu gerne ihren Sohnemann mit einer adeligen Frau ehelichen, um weiter Ansehen und Vermögen in die Höhe zu treiben. Und nicht mit einer bloßen Sterblichen, die gemäß ihrer verlauteten  Erklärung keinen müden Penny wert zu sein schien.

Doch über all diese sorgenvollen Unannehmlichkeiten wollte sich die brünette junge Frau am heutigen Abend nicht den Kopf zerbrechen. Immerhin zählte für ihr aufgeregtes Selbst nur ein Gedanke. An der Seite ihres ausgesuchten Schwarmes so manche herzenserwärmende Polken und elegant gewundene Walzer tanzen zu dürfen!

Staunenden Blickes versuchte sich Rosmarie die Konturen des mit Kerzenlichtdurchfluteten Saales so gut wie möglich in ihrem Gedächtnis abzuspeichern. Der vor ihr zu Füßen ausgebreitet liegende Raum musste über gute hundertsechzig Fuß messen, sehr beeindruckend! Helles Parkett bedeckte jede Faser dieses Gemäuerabschnittes, das laute Klacken unzählig geschwungener Schuhsohlen hallte an sämtlich vorhandenen Wänden wider, bis sich schließlich die leisen Töne mit den Klängen des liebreizenden Musikspiel des hier auftretenden Musikorchesters zu einer Einheit verbanden.

Alle vorhandenen Außenseiten glänzten mit cremefarbenen Tapeten, überzogen mit vielerlei goldenem Stuck.  Überall bedeckten aufgehängte Wandspiegel die Innenflächen des Saals und warfen ununterbrochen die Abbilder der hier versammelten Gesellschaft auf die riesig anmutende Tanzfläche zurück. Sogar die in den Wällen eingelassenen Fenster schenkten jeweils einen freien Blick auf die abendliche Dunkelheit, deren geschwungene Schatten die mysteriöse und anmutige Aura des Ballraums gekonnt in Szene setzten.

Letztendlich lag auch der Geruch von Schweiß und Wein in der Luft.

An der vertäfelten Decke hing ein wunderschöner Kristallkronleuchter, dessen glänzende Fangarme sich zu allen Seiten aussteckten und dabei durchaus an die Natur eines durchscheinenden Oktopus erinnerten. Unzählige Wachskerzen festgehalten auf eisernen Haltern überfluteten mit ihrem güldenen Licht das nun lebendig erscheinende Zimmer. Unweigerlich brach sich die scheinende Helligkeit auf funkelnden Schmuckstücken, bahnte sich seinen Weg über säuberlich gekämmtes Haar, ehe es schließlich ein Ende in den Ecken lauernden Schatten fand. 

Das Herrenhaus von DunkelmoorWhere stories live. Discover now