22. Betreten auf eigene Gefahr...

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"A lost soul often looks for another lost soul!"

Während sich Victoria weiterhin einen genaueren Überblick über ihre neue Umgebung verschaffte, so fiel ihr wandernder Blick schon bald  auf die Konturen des breit angelegten Flusses, der bekanntlich auf den klingenden Namen Stromschnellen hörte un...

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Während sich Victoria weiterhin einen genaueren Überblick über ihre neue Umgebung verschaffte, so fiel ihr wandernder Blick schon bald  auf die Konturen des breit angelegten Flusses, der bekanntlich auf den klingenden Namen Stromschnellen hörte und sich in Form zahlreich schlangenhaft anmutender Abknickungen durch das lückenhafte Gewand der finsteren Landschaft flüchtete.

Wie ein mit schwarzem Öl begossener Teppich funkelte die dustere Gewässeroberfläche in all ihrer Pracht, stetig von gleichbleibenden Strömungen von Ort zu Ort weitergetragen. 

Gerade den unaufhaltsamen Strömungen gedachte die junge Frau keinesfalls in die Quere zu kommen. Obgleich sich Victoria im Normalfall durchaus als eine adäquate Schwimmerin bezeichnen wollte, so würde sie doch niemals in die Verlegenheit kommen, die Kraft des Flusses auf solch fahrlässige Weise zu unterschätzen. So manch Waghalsiger hatte dieses Vorhaben ohne großes Nachdenken in die Tat umgesetzt und sich dabei am Ende  sein eigenes nasses Grabgeschaufelt. 

Um nicht mehr wertvolle Zeit als nötig zu vergeuden, so entschied die Schwarzhaarige im Stillen, so schnell wie nur möglich den Rückzug in Richtung des Herrenhauses von Dunkelmoor anzutreten. Obwohl es ihren stark bleiern anmutenden Füßen immer schwerer fiel, einen Schritt vor den anderen abzusetzen, gelang ihr nichtsdestotrotz das mühsame Kunststück, mit einiger Kraftanstrengung den bewachsenen Abhang hinaufzuklettern.

Und entdeckte sogleich das tröstliche Abbild zahlreich aktiver Gaslaternen, die mithilfe ihrer hell erstrahlenden Kegeln auf recht passable Art und Weise sowohl die befahrene Landstraße als auch die Brücke höchstpersönlich mit ausreichend warmes Licht zu versorgen wussten. 

Allerdings peitschte noch immer der Wind in gnadenloser Manier herab, so als stünde er gerade mit ihrem armen Selbst auf verfeindetem Kriegsfuß. Gepaart mit der eisig vorherrschenden Kälte brach bei Victoria schon bald wieder das rasselnde Klappern ihrer ruhelosen Zähe aus, ihre komplett durchnässte Garderobe trug  Weiteren auch zu keinem verbesserten Zustand bei. 

Geh jetzt endlich weiter,  deine letzten gebündelten Kraftreserven halten auch nicht ewig an, ermahnte sich die Büroangestellte in Gedanken und setzte sich daraufhin wie vom Hafer gestochen in Bewegung, sogleich den Beginn der überführenden Brücke direkt anpeilend. 

Sobald Victoria erstmals ihr fokussiertes Ziel mit eigenen Füßen betreten zu haben schien, so verspürte diese bereits in der nächstfolgenden Minute,  wie eine durch und durch unheimliche Empfindung ihren wehrlosen Geist rücklings überfiel und komplett in Beschlag nahm. 

Instinktiv schnürte sich die bereits heisere Kehle noch enger zusammen, das eigene Herz begann unzählige Salti zu schlagen und ein seltsam schwer Knoten breite sich augenscheinlich in ihrer klammen Brust aus. Zunehmend schwerer fiel es der Urlauberin, klare Atemzüge einzunehmen oder überhaupt eindeutige Gedanken fassen zu können. 

Das Herrenhaus von DunkelmoorWhere stories live. Discover now