,,Ganz schön frech die Kleine!
Sie ist mir sympathisch." ertönt die Stimme von Toni und ich erschrecke mich kurz, von der plötzlichen Anwesenheit des jungen Mannes.
Ein Blick zu ihm und ich kann sehen, wie seine Augen Cassy dabei nachgeieren, die Straße zu überqueren.
,,Yup das ist sie und auch vergeben." weise ich ihn gleich darauf hin und setze meine Finger an seine Brust, um auf diese zu tippen.
,,Also halt dich fern von ihr!"
Tonis Blick ruht nun auf mir und ich hoffe wirklich, dass er mich verstanden hat.
Ich mag es überhaupt nicht, wenn jemand meine beste Freundin anmacht!
Da macht sich einfach der beschützerische Bruderinstikt in mir auf.

Mit einem schelmischen Lächeln zieht er meinen Finger von seiner Brust, kommt mir näher und flüstert in mein Ohr:
,,Ah mach dir da mal keine Gedanken. Ich bin eher an ihren gutaussehenden besten Freund interessiert, als an ihr.
Aber sag es ihm bitte nicht, er hat es wohl noch nicht bemerkt." zwinkert er mir zu, ehe er auch schon wieder verschwindet, um die Gäste im hinteren Bereiche zu bedienen.
Ich lasse den Kommentar unbemerkt und mache bei meinem Tun weiter.
I mean, was soll ich auch auf soetwas antworten?
Ich weiß, das ich gutaussehend bin!

Nach einer halben Stunde wird es dann auch schon ziemlich voll und wir haben wirklich viel zu tun.
Ich balanciere gerade einige Gläser auf einem Tablett, als mich von der Seite jemand anrempelt.
Ich versuche das Gleichgewicht zu halten, doch leider gelingt es mir nicht und das Tablett sammt Gläser fällt auf den Boden.
Alle Cocktailgläser zerspringen in tausende kleine Scherben und verteilen sich auf dem Barboden.
Natoll, jetzt kann ich das wahrscheinlich auch noch bezahlen.
Ich hasse es, dass die Leute hier einfach nicht aufpassen.
Vielleicht sollen sie ihre Aufmerksamkeit eher den Menschen hier schenken, statt dem Alkohol!
Ich knie mich auf den Boden, um das Getränkebrett aufzuheben und da ertönt auch schon eine dunkle, raue Stimme:
,,Oh das tut mir aber leid, du warst wohl einfach nicht so wichtig, dass man dich bemerkt."
Irgendwoher kenn ich diese Stimme doch.
Ich erhebe mich wieder und blicke in das Gesicht des Typen, der mich anrempelte!
Ich kann es nicht fassen, dass ist doch jetzt nicht wirklich das Arschloch von letztens, dass so ein Krawall in diesem Club machte.
Kann der Tag den noch schlimmer werden?

Ohne zu zögern ergreife ich sein halbvolles Glas, dass er in der Hand hält, erkläre ihm, dass das jeden mal passieren kann und spritze anschließend die restliche Flüssigkeit mitten in sein Gesicht.
Eigentlich muss ich als Kellner höflich und ruhig in solchen Situationen bleiben, doch bei diesem Typen brennen mir alle Sicherungen durch.
Er flucht auf und streicht sich die angestauten Tropfen aus seinen Haaren, bis er mir so nahe kommt, dass nicht einmal noch ein Blatt zwischen uns Platz finden würde.
Ich spüre seinen Atem auf meinen Gesicht und werde leicht nervös, halte den Blick jedoch stand.
Von so einem Trottel wie ihm, lass ich mich doch sicher nicht einschüchtern!
Stur starren wir uns in die Augen und man kann unseren Hass aufeinander warscheinlich noch Kilometer weit warnehmen.
Da steht Toni auch schon neben mir und bemerkt unseren Starrkampf.
Er unterbricht uns, indem er mich fragt, was hier los ist, doch ich gehe ohne ihm einen Blick zuzuwenden an ihm vorbei, da ich mich nicht länger mit diesem Idioten abgeben will.
Wie sagt man so schön, der Klügere gibt nach!

Ich höre noch, wie sich Toni für mein Verhalten bei diesem Typen entschuldigt und mir nacheilt.
Ich kann es nicht fassen, wie kann man nur so ein Arschloch sein!
Außerdem braucht mir Toni jetzt auch nicht mehr näher zu kommen.
So ein Arschverhalten von einem Gast dulde ich nicht und ich hab mich nur gewährt, aber Toni entschuldigt sich auch noch.
Vielleicht hab ich ja ein klein bisschen überreagiert, aber wenn er wirklich auf mich steht, dann soll er trotzdem auf meiner Seite stehen.
Aufgelöst stellt sich Toni vor mich und befiehlt mir, mich bei diesen Herren zu entschuldigen.
Ha, darauf kann er lange warten!Niemals in meinen Leben rede ich überhaupt noch ein Wort mit diesem Mistkerl!
,,Ich entschuldige mich niemals bei diesem Arschloch!
Hast du gesehen, was der gemacht hat?
Der soll sich eher bei mir entschuldigen!
Und jetzt geh mir aus den Weg, ich hab echt keinen Bock mehr, mit dir darüber zu diskutieren!
Ich seh ja auf welcher Seite du stehst." schreie ich ihn an und er will mich am Handgelenk festhalten, doch ich schlage sie einfach weg.

Ich räume das Chaos auf und da ich mit den Gedanken noch bei dem Geschehenen bin, schneite ich mich auch noch an einem kleinen Splitter. Ich hasse diesen Tag und am liebsten würde ich jetzt einfach zu Cassys Wohnung!
Doch ich kann wegen meinem Gefühlschaos nicht einfach meinen Job schmeißen und gehen, denn ich muss meine Schicht beenden.
Diese ist dann zum Glück relativ ruhig und ich lief auch nicht mehr dem Idioten über den Weg, sonst hätte ich mich sicher nicht mehr zusammen reißen können.
Wahrscheinlich ist er gleich nach Hause gerannt, um seine Hackfresse wieder in Ordnung zu bringen, was ja sowieso nichts bringen würde!

Meine Schicht endet heute um 12 Uhr, da ein anderer Arbeitskollege dann mit mir tauscht.
Das kommt sehr selten vor, aber ich bin wirklich froh, als ich den ersten Schritt in die kühle Nachtluft mache.
Diese Luft beruhigt mich und meine Akressionen bändigen sich langsam.
Ich gehe Richtung Straßenbahn und schreibe Cassy, dass ich jetzt nach Hause kommen werde, da sie sowieso noch auf ist, so gut ich sie kenne.
Kurzzeitig entscheide ich mich dann in die App hinein zu schauen, die ich mit Cassy am meinem Handy heruntergeladen habe.
Es ist eine App, indem man eine Wohnung anbieten oder wie in meinen Fall, eine Wohnung suchen kann.
Man kann dort mit fremden Personen schreiben und ich erhoffe einfach, eine günstige Wohnung zu finden.
Cassy hatte mir darüber erzählt, da sie selber nur so auf ihre Wohnung gestoßen ist.
Genau aus diesem Grund bin ich auch kurzzeitig unter ihren Account eingeloggt, weil ich einfach zu faul war, mir einen selber zu erstellen.

Letzten Monat habe ich mit ihr auch schon ein paar angeschrieben, doch zurück geschrieben haben leider nur Leute, die eher nach einem Partner suchen, die neben dem Haushalt auch noch was anderes machen würden und darauf, hab ich definitiv kein Interesse.
Ich erhoffe mir trotzdem, dass mein Ziel, bald eine günstige Wohnung in meiner Nähe zu finden, in Erfüllung geht.
Ich liebe zwar Cassy, aber ich will sie dann auch nicht mehr länger nerven. Außerdem kann ich mir dieses Geschnulze zwischen ihr und Ben, der jeden Tag da ist, nicht mehr anhören.
Ich gönne ihr dieses Glück wirklich von ganzem Herzen, aber sie sind wirklich anstrengend.
Ich werfe einen Blick hinein und bemerke, dass ich tatsächlich eine Nachricht bekommen habe.

I Like Me Better when i'm with you Where stories live. Discover now