Der Halbriese

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Er erkannte Hogwarts nicht mehr wieder. Das Schloss das so viele Jahre sein zuhause gewesen war, beherrscht von Todessern, belagert von Du-weißt-schon-wem.

Und die Schüler, die er schon als Erstklässler gekannt und an ihrem ersten Tag hier über den See gefahren hatte, bereit zum Kämpfen.

Und das Schloss selbst: An einigen Stellen zerstört. Hagrid versuchte die Tatsache zu vergessen, dass Grawp gerade selbst ein Fenster zerstört hatte, um ihn ins Schloss zu heben.

Hagrid war nie ein großer Duellant gewesen, aber er war stark genug, um Gegner auch ganz ohne Zauberstab auszuschalten. Eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen sich seine Stärke wirklich auszahlte.

Und dann kam eine weiterer Moment, der Hagrid zeigte, dass dies nicht mehr sein Hogwarts war: Riesenspinnen drängten ins Schloss. Aragogs Nachkommen, die Hagrid seit Jahren kannte, seit sie auf der Welt waren. Doch schon seit Aragog tot war, ließen die anderen Spinnen ihn nicht mehr an sich heran. Aber jetzt schienen sie sich ganz Du-weißt-schon-wem angeschlossen zu haben. Es versetzte Hagrid einen Stich ins Herz, seine Schützlinge auf der anderen Seite zu sehen. Er war doch immer so gut mit Aragog zurechtgekommen, doch die anderen Spinnen schienen ihn nur toleriert zu haben.

Und jetzt packten sie ihn auch noch und schleppten ihn hinaus, zurück auf das Gelände, das er so gut kannte und wo bereits die Leichen des Kampfes vor dem Schloss lagen. Vielleicht war es ein Glück, dass Hagrid kaum etwas von ihnen erkennen konnte, als die Spinnen das Gelände zum Verbotenen Wald überquerten.

Wo sie ihn wohl hinbringen würden? Zurück in ihre Gruppe, um ihn dort zu töten und... Nein, weiter wollte er nicht denken. Auch wenn sie ihn nicht mochten, mussten sie doch wenigstens im Gedenken an Aragog etwas Gutes in ihm sehen. Dann musste er wieder daran denken, dass diese Spinnen Aragog gefressen hätten, wenn er die Leiche nicht zuvor geholt hätte. Ihm wurde schlecht. Aragog selbst, ihren Vater, Großvater, Vorfahr hätten sie verspeist, da würden sie bei Aragogs Freund ganz sicher nicht zögern.

Der Wald kam näher und näher und Hagrids Hoffnungen doch noch von jemandem entdeckt und befreit zu werden schwanden mehr und mehr. Genau wie die Hoffnung, sich vielleicht selbst zu befreien. Insgeheim wusste er es ohnehin besser. Ohne Zauberstab hatte nicht einmal ein Halbriese eine Chance gegen die Greifer der Acromantulas.

Da er nicht darüber nachdenken wollte, wohin die Spinnen ihn bringen würden und was sie dort mit ihm vorhatten, überlegte er stattessen, weshalb sie im Schloss gewesen waren. Bislang hatten sie kaum ihren Teil des Waldes verlassen. Auf wessen Seite standen sie? Doch nicht auf der von Du-weißt-schon-wem? Der würde sie nie verstehen, so wenig wie alle anderen Zauberer. Nur mit dem Unterschied, dass Du-weißt-schon-wer sie als Waffe einsetzen würde. Und alle anderen Angst vor ihnen hatten. Hagrid wusste nicht, welche Einstellung er schlimmer fand. Doch jetzt gerade musste selbst er zugeben, dass die Spinnen gefährlich waren.

Sie passierten den Ring aus Dementoren. Die kämpften auch auf der dunklen Seite. Das hatte Hagrid in der Zeitung gelesen. Was Er ihnen wohl angeboten hatte dafür? Und an der Art, wie die Dementoren den Spinnen Platz machten, erkannte Hagrid, dass sie auf derselben Seite standen. Die Acromantulas; Aragogs Nachkommen, die Hagrid über Jahre hinweg immer wieder besucht hatte, hatten sich Du-weißt-schon-wem angeschlossen. Und jetzt schleppten sie ihn, Hagrid, den sie seit Jahren kannten in den Wald. Was hatte Du-weißt-schon-wem bloß den Spinnen angeboten, dass sie sich ihm angeschlossen hatten? Frischfleisch? Wollte er etwa die Verlierer der Schlacht den Dementoren, den Acromantulas und was er sonst noch rekrutiert hatte vorwerfen? Und würden die Acromantulas das mitmachen? Sie waren doch eigentlich kluge Wesen. Lernten die menschliche Sprache, unterhielten sich mit einem.

Aber wie viele von den Todessern waren ebenfalls kluge Köpfe? Klugheit hatte nichts damit zu tun, das Richtige zu tun. Das hatte Hagrid noch als Schüler in Hogwarts gelernt, auf die harte Tour. Dieser Tom Riddle war klug gewesen. Klug und böse.

Of Smoke and RainDonde viven las historias. Descúbrelo ahora