Der Deserteur

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Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er diesen Tag herbeigesehnt. Den Tag, an dem Lord Voldemort seinen großen Kampf ausfechten würde und er, Draco, die Chance hatte, sich ihm zu beweisen. Sich endgültig zu beweisen.

Heute wusste er, dass er sich ihm wohl nie wieder beweisen konnte. Der dunkle Lord hasste Versäumnisse und vergaß nichts. Wer einmal bei einem Auftrag versagt hatte, brauchte lange, um wieder aufzusteigen. Draco konnte ohnehin nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Er könnte ihm Potter ausliefern. Und sich auf den letzten Drücker doch noch einen besseren Platz in seinen Reihen verschaffen. Vielleicht würde der Dunkle Lord das letzte Jahr sogar vergessen, wenn Draco es war der ihm das gab, das er mehr als alles andere wollte: Harry Potter lebend, aber hilflos zu seinen Füßen. Auch wenn der Dunkle Lord wohl auf ein Duell bestehen würde, für seinen letzten Feind würde er sich ein Spektakel aufheben.

Doch ein paar Monate bei den Todessern hatten gereicht, um Dracos Traum vom Leben eines Todessers, eines treuen Dieners des dunklen Lords platzen zu lassen wie eine Seifenblase. Er stand nicht von Anfang an ganz oben unter den Todessern, nur wegen seines Nachnamens oder weil sein Vater ein Todesser war, und seine Tante. Sie hatten sich ihre Plätze verdient. Sein Vater vermutlich mit Einfluss gekauft und Bellatrix durch Grausamkeit und Hingabe- bis hin zur totalen Aufopferung.

Gegen die Muggel und Schlammblüter in den Kampf V zu ziehen- das hatte Draco immer an den Todessern fasziniert. Doch er glaubte nicht, dass er für diese Überzeugung bis nach Askaban oder in den Tod gehen würde. Nach Askaban würde er sowieso nicht kommen, hatte sein Vater immer gesagt, Malfoys kommen nicht nach Askaban, wir sind zu reich, zu mächtig, zu angesehen. Und wir lassen uns bei nichts erwischen. Ohne Beweise, keine Anklage.

Es war eine Lüge gewesen. Eine Lüge oder ein Wunschtraum.Vater war nach Askaban gekommen und Draco hatte keine Fäden im Hintergrund gezogen- er sollte die Drecksarbeit machen.

Nach der unmöglichen Aufgabe im letzten Jahr, an der er mehr und mehr fast zerbrochen wäre, war es Draco in diesem Schuljahr auch egal gewesen, dass man ihm eigentlich eine Sonderbehandlung hätte geben müssen. Als Todesser und Sohn eines Todessers, sollte er unter der neuen Führung mehr Privilegien haben. Doch es war ihm egal und er wurde ohnehin besser behandelt als die Leute von der sogenannten Dumbledores Armee, Potters Klub für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Und so stand er nun im Raum der Wünsche mit einem Zauberstab, der nicht seiner war und wagte einen letzten Versuch, dem dunklen Lord zu geben, was der wollte.

Und dann lief das Dämonenfeuer schief. Crabbe hatte eine Vorliebe für diesen Zauber gehabt, wie für alle Sorten der dunklen Magie, seit sie in diesem Schuljahr unterrichtet wurde, doch er wusste nie, wann er aufhören sollte. Und er konnte kein Dämonenfeuer kontrollieren.

Draco fand Goyle und zog ihn mit sich. Er rannte durch die Gassen zwischen all dem Gerümpel auf der Suche nach dem Ausgang. Was wenn das Feuer ihnen den Weg abschnitt, was wenn sie den Ausgang vor Rauch gar nicht mehr finden würden, was wenn der Feuer sich im Rest von Hogwarts ausbreiten würde.

Sie stießen auf eine Feuerwand vor sich und rannten nach rechts, den einzigen Weg entlang, der noch frei war. Doch auch hier spürte er schon die Hitze auf sich zu kommen.

Wenn es nicht mehr vor oder zurückging, mussten sie eben nach oben. Sein Verstand war seltsam klar, auch wenn das auch keine endgültige Rettung war.

Goyle und er kletterten über alte Möbel und sonstiges Gerümpel, das Draco gar nicht wahrnahm, während er sich daran hochzog. Höher und immer höher. Vielleicht konnte er von dort oben den Ausgang sehen. Vielleicht könnten sie über das Feuer drüber auf den Haufen bis zum Ausgang laufen.

Of Smoke and RainNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ