27: Das Duell

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Link's POV:

Ich kam am späten Nachmittag in Hyrule-Stadt an. Die heiße Sommerhitze hatte sich langsam abgekühlt. Nachdem ich Epona im Stall untergebracht hatte, kam ein Postbote angerannt, mit dem ich fast zusammen gestoßen wäre.
Er hielt mir vier Briefe hin. "Wow, das ging schnell!", dachte ich und nahm die leicht zerknitterten Briefe entgegen.
Ich ging mit schnellen Schritten zum Trainingslager, wo gerade einige junge Soldaten ausgebildet wurden. Ich setze mich auf eine Bank und las alle Briefe durch. Sidon schrieb, dass bei ihm alles in Ordnung wäre, außer dass das Wasser etwas salzig geworden ist. Normalerweise fließt Süßwasser in den Flüssen, die zum Dorf der Zoras führen.
Riju schrieb von einer Vermehrung von Molduras, dass sich diese Viecher jetzt fast überall rumtreiben. Ich stöhnte und las den nächsten Brief. Teba meinte ja schon, dass es Probleme mit dem Fischfang gäbe, was sich nicht geändert hatte. Eine kleine Gruppe Zoras halfen ihnen bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln. Yunobo schrieb, dass sich der Vulkan langsam abkühlt und es in der Region kühler wird.
Zu meiner Überraschung, schrieben jedoch alle, dass sie morgen nach Zentral Hyrule kommen werden. Ich war sehr froh darüber, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Ich war meinem Vorhaben schon ein kleines Stückchen näher gekommen.

Heute hatte ich meinen ersten "Arbeitstag" als Anführer der königlichen Garde. Ich trainierte die jungen Soldatenlehrlinge.
Und mit jung meine ich sehr jung. Die meisten waren 9 bis 10 Jahre und ziemlich schmächtig.
Ich zog meine Rüstung an, (damit ich auch wie ein Anführer aussah) und bedeutete ihnen sich aufzustellen.

"Okay, sehr gut!", sagte ich, während ich in ihre nervöse Gesichter schaute. Diese Rolle war recht neu für mich, weshalb mir etwas die Worte fehlten. Generell bin ich nicht der große Redner.
"Ihr dürft euch rühr'n!", ich zeigte auf einen Ständer, an dem allerlei Waffen lehnten. "Nehmt euch alle ein Schwert."
Die Kinder gingen mit mir in die Mitte des Trainingsplatzes, wo einige Trainingspuppen aufgestellt waren.
Ich zog mein Schwert von meinem Rücken und musterte die Klinge. "Heute üben wir ein paar einfache Schläge." Ich drehte mich zu meinen Schülern um. "Wichtig ist, dass ihr das Schwert immer so haltet, dass euer Daumen und Zeigefinger ein "V" bilden." Die Kinder schauten angestrengt auf meine Hand, taten es mir gleich und halfen sich gegenseitig. Ich ging rum, um zu schauen ob es alle richtig machten.
"Gut! Jetzt üben wir ein paar Schläge." Zuerst zeigte ich ihnen einen einfachen
Seitenschlag. Danach eine Kombination mit einer Stechattacke (alles trocken wohlgemerkt).
"Sehr schön! Jetzt kommen die Trainingspuppen zum Einsatz." Ich ging auf eine zu, hob mein Schwert und zeigte den Jungs, wie man die Übungen richtig ausführte. Ich drehte mich wieder zu ihnen um, wobei alle Blicke fest auf mir lagen. "Also, jetzt ihr!"
Ich half einem Jungen mit dunklen Haaren, der sich nicht richtig traute, auf die Puppe einzuschlagen.
"Etwas stärker musst du schon zu schlagen, damit...*krach*

Unmengen an Holzsplittern und Stroh flogen durch die Luft. Ich wirbelte herum. Mein Blick fiel auf die geköpfte Trainingspuppe. Ein Junge mit blonden zerzausten Haaren stand davor, mit finsterer Miene, die sich aber schlagartig zu einem stolzen Lächeln verwandelte, als er bemerkte, dass ich ihn ansah. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.
"Wow, das nenn ich einen tüchtigen Krieger." Eric stand mit einem mysteriösen Grinsen am Waffenständer. Hatte er uns die ganze Zeit beobachtet?
Ich räusperte mich, schaute ihn aber nicht direkt an. "Meinst du echt?", rief der wilde Junge aufgeregt.
"Oh ja", Eric kam auf uns zu, den Blick auf den Jungen gerichtet. "Deine Kraft ist bemerkenswert."
"Entschuldige, aber wer ist das Master Link?", flüsterte ein sommersprossiger Junge neben mir.
"Das ist Eric", mein Ton hörte sich auf einmal sehr kalt an.
Unerwartet wanderten Eric's Augen zu mir. Etwas Abstoßendes lag in ihnen.
"Majestät, für euch", sagte er ohne weg zu sehen. Er wandte sich kurz wieder dem Jungen mit den zerzausten Haaren zu, der ihn ansah, als wäre er ein Gott.
"Möchtet ihr Kinder nicht mal einen richtigen Kampf sehen?", sagte der Prinz plötzlich. "Da lernt man doch viel besser. Und ihr habt sogar die Ehre, zwei Profis dabei zuzusehen." Er schaute zu mir mit einem schiefen Grinsen. "Nicht wahr, Link?" Ich atmete tief ein, doch mein aufsteigender Zorn ließ sich damit nicht bewältigen. Gleichzeitig war ich auf einen Kampf mit ihm gespannt. Da konnte er zeigen, was er wirklich drauf hatte.

"Eine gute Idee", sagte ich und hob mein Kinn, während ich ihn musterte.
Er schnappte sich ein einfaches Schwert und einen Schild und wir ging in die Mitte des Trainingsplatzes. Meine Schüler sahen uns gebannt zu und tuschelten.
Ich besaß kein Schild, aber das brauchte ich auch nicht. Er sollte es merken.
Eric schaute erst zu den Kindern, dann zu mir. Nach kurzem Überlegen, warf er den Schild auf den Boden. Ich lockerte meine Schultern, knackte meinen Nacken und ging in Angriffsposition. Mein Schwert fühlte sich schwer an, und die Art wie er mich ansah machte mich tatsächlich aggressiv. "Und los!", rief ein aufgeregter Junge und klatschte in die Hände.

Wir kamen aufeinander zu. Er lief los und holte aus. Ich wich nach links aus.
Eric drehte sich schnell um und ging wieder auf mich zu. Wir standen uns gegenüber, liefen langsam im Kreis, während unsere Waffen aufeinander gerichtet waren. Er war also ein stürmischer Angreifer, aber das war nicht immer gut...
Diesmal ging ich auf ihn zu, sofort erhob er sein Schwert. Ich versuchte einen Seitenschlag, er trat zurück, dann führte er einen hohen Schlag aus und unsere Schwerter klirrten aneinander. Ich drückte es gegen sein's, was immer weiter abzurutschen schien. Er hatte mehr Kraft, als ich dachte. Plötzlich fingen die Kinder an zu jubeln und feuerten uns an. Ich ließ gehen, was dazu führte, dass wir erschöpft in die Kniee gingen. Plötzlich trat er mir in die Seite, woraufhin ich umfiel. Eric kam auf mich zu, mit erhobenen Schwert. Na super, ich durfte nicht verlieren! Die Situation war perfekt für einen Fußfeger, den ich gekonnt ausführte und ihn somit zu Boden brachte. Ich rappelte mich hoch und verpasste ihm einen Schlag an die Schulter. Es war zwar nur seine Rüstung, aber er stöhnte und sagte irgendetwas unverständliches. Ich richtete mein Schwert auf ihn, bis er wieder vor mir stand. Meine ganze Energie setzte ich in mein Schwert und in diesen Moment.
Eric stand mit dem Rücken zu mir, aber drehte seinen Arm und schlug nach hinten. Ich duckte mich, schlug nach oben, aber verfehlte seinen Arm. Er kämpfe, als würde er mich ernsthaft verletzten wollen!
Er drehte sich um, und schlug wieder zu. Ich wehrte den Schlag ab, drehte mich und versuchte eine kleine Wirbelattacke.
Die Panzerung an seiner Bauchseite drückte sich ein, als mein Schwert sie berührte. "Argh!", rief der Prinz und hielt sich die Seite. Ich entfernte mich etwas, um mein Lächeln vor ihm zu verbergen.
So talentiert war er gar nicht, wie er tat.
"Lasst es gut sein." Ich steckte mein Schwert zurück und betrachtete die jubelnden Kinder. Auf einmal, änderte sich ihr erfreuter Ausdruck und kurz danach, nahm ich nur noch wahr, wie Eric auf mich zu stürmte. Ich spürte, wie ich einen Rückwärtsalto machte, und wie ich in Zeitlupe mein Schwert ergriff und eine Stichattacke nach vorne ausführte, sodass Eric mit einem Schäppern auf den Boden fiel. "Juhu, Link hat gewonnen!" Die Jungs fingen an zu klatschen und zu lachen.
Den auf dem Boden sitzenden Prinzen zusehen, machte mich in irgendeiner Art Stolz. Vermutlich wird er jetzt eine Weile nicht ansprechbar sein.
Trotzdem hielt ich ihm meine Hand entgegen, die er nach einem kurzen Zögern annahm. Ich zog ihn nach oben und er schaute sofort zu Boden. Er hielt sich seine offensichtlich schmerzende Seite. "Gut gekämpft", presste er angestrengt hervor.
Mit dem Blick nach unten stolzierte er umgehend vom Trainingsplatz.
Awww, war sein Ego etwa angekratzt? Schwer atmend, sah ich ihm kurz nach.
"Ich wusste, dass ihr gewinnt, Link!", sagte der Junge mit den Sommersprossen. Ich wandte mich an meine Schüler, besonders an den Jungen mit den zerzausten Haaren.

"Eins dürft ihr nicht vergessen:
Die Regel eines ehrlichen Ritter-Kampfes ist es, den Respekt seines Gegners zu verdienen. Aber nicht, ihn umzubringen."

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