5. Glühwürmchen

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Die Nacht war so schwarz wie Pech, und der Wind so kalt, dass sich an meinem ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitete.
Nur Links Hand war die einzige Wärme, die ich spürte. Auf der Verbindung von meinem Gemach zu meinem Labor blieben wir stehen und Link kletterte die Mauer herrunter. Ich wunderte mich darüber, wie geschickt er das machte.
Als er unten ankam rief er leise zu mir hoch: "Spring einfach, ich fang dich auf!"
Ich sah zu ihm hinunter. Es war eine gebogene Brücke, also müsste ich auf schräg an ihr lang klettern, bevor ich gerade runter klettern konnte. Das machte mir schon ein bisschen weiche Kniee.
"Nein", sagte ich doch. "Ich kletter auch runter." Entschlossen ließ ich mich an der Mauer runter und kletterte langsam und vorsichtig, versuchte mir meine Angst vor der 6 Meter Höhe nicht anzumerken zu lassen.
Es dauerte etwas, doch ich ließ mich nicht davon beirren. Als ich fast unten war, und das letzte Stück herunter springen wollte, löste sich ein Stein unter meinem Fuß. Schon rutsche ich nach unten, doch etwas packte mich an der Taille. Mir blieb kurz die Luft weg, wegen dem Schreck.
"Alles okay. Ich hab dich." Etwas sauer auf mich selbst und genervt von seiner Bereitschaft, klopfte ich ihm auf die Finger und befreite mich.
"Nichts passiert", warf ich zurück. Ich ging ein Stück weg von ihm, drehte mich um und spürte wieder diese nervige Kälte. Ich rieb mir die Oberarme.
"Du hast es aber ganz gut hinbekommen", sagte er, als wir weiter gingen. Ich sagte nichts, aber ich musste grinsen.
Wir kamen zu einer kleinen Wiese umringt von Bäumen nicht weit vom Schloss entfernt, ehrlich gesagt genau daneben.
"Wir sind da", sagte Link. Er drehte sich zu mir um. "Ich wollte dir das hier zeigen." Ich hob ungläubig meine Augenbrauen. Die Wiese, die ich schon tausend mal gesehen habe!?
Er nahm meinen Arm und zog mich in die Mitte des kleinen Ortes.
"Das!", sagte er auffordernd.
Ich sah mich neugierig um. In den Bäume glitzerte etwas grün und gelb. Ich sah genauer hin. Die Lichter wurden immer mehr und kamen in die Mitte. Jetzt erkannte ich sie. Glühwürmchen. Sie schwirrten um uns herum, sodass mir leicht schwindelig wurde. Ich konnte mich nicht erinnern, je welche gesehen zu haben. Ich vergaß die wärme ganz und gar. Link war voller Glühwürmchen, die sich von allen Seiten an ihn setzten. Ich musste lachen. Er sah aus, wie eine Lichterkette. Er musste auch kichern.
Wie Kinder spielten und lachten wir. Wir versuchten sie zu fangen, machten Albernheiten und drehten uns im Kreis, bis uns schlecht wurde. Ich hatte selten so viel Spaß.
Nach einer Weile setzten wir uns ins Gras und sahen auf das schöne Bild, was sich vor unseren Augen bot.
"Gefällt es dir?", fragte er mich nach einer Weile Stille.
"Ja total", ich sah ihn an. "Es ist wunderschön." Er sah wieder zu den Glühwürmchen und grinste.
"Das freut mich." Mein Blick blieb noch etwas an ihm haften. Warum tat er das für mich? Doch eins wurde mir auch klar. Wenn er lächelte sah er wirklich süß aus. Seine Haare die leicht im Wind wehten und seine perfekt angespitzten Ohren mit den leuchtenen blauen Ohrringen. In den Moment sah ich schnell weg. Er hatte es sicher schon bemerkt, dass ich ihn ansah.
Nach einer Weile Totenstille ergriff er das Wort:

"Es ist wunderschön Hyrule so friedlich zu sehen." Er sah zu den leuchtenen Glühwürmchen herüber, dessen Licht seine Augen grün und gelb leuchten ließen. "Keine Bedrohung, neue Zuversichten und kein Ganon."
Ich sah zu Boden. Mit kam wieder der Brief in den Sinn, woraufhin ich eine gräsliche Kälte entlang meines Rückens verspürte. Ich brachte ein ersticktes Ja hervor. Ich musste es ihm sagen.

"Link ich muss dir etwas wichtiges sagen.", setzte ich an. Sein Kopf drehte sich zu mir hin und er sah mich erwartungsvoll an. Ich sah ihm zaghaft in die Augen. Ich spürte einen dicken Kloß im Hals. Er sah an diesem Abend so unglaublich gut aus - wie ein Halbgott.
Ich versuchte mich wieder zu sammeln.
Es tat mir jetzt schon leid zu sehen, wie seine gute Laune sich gleich in Luft auflösen würde.
"Ich hab vorhin einen Brief vom Grafen bekommen indem stand, dass seine Arbeiter in einer Höhle an den Gerudo-Grenzmauern grüne Lichter gesehen haben. Ein paar seinen auch verschwunden. Sie meinten es sei etwas unmenschliches..." Ich machte ein kurze Pause, um auf seine Reaktion zu warten.
Doch er sah nur noch unten.
"Ich glaube, dass das etwas Bedrohliches sein könnte", fuhr ich fort.
Link sah mich wieder an und jegliche Emotionen wichen aus seinem Gesicht, wie früher. Er nickte, stand auf und sah zum Mond. Ich schaute ihn verdutzt an.
"Ist der Graf sich denn, auch sicher? Die Lichter hätten auch von andern Arbeitern kommen können." Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Wir sollten es uns ansehen.", meinte ich ruhig.
Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er wusste, so wie ich, dass wir etwas unternehmen mussten. Nicht die Bürger, sondern wir. Oder eher gesagt, der Held von Hyrule.
Er machte einen kurzen Ausartmer und reichte mir seine Hand.
"Kommt es ist schon spät, lasst uns wieder gehen." Verwundert über seine förmliche Anrede nahm ich seine kühle Hand und stand auf. Was sollte das auf einmal? Hatte er von Freund auf Leibwächter umgeschaltet? Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass er etwas anderes war.

Auf dem Rückweg, sprachen wir kein Wort miteinander; das lag vermutlich daran, dass wir beide nachdachten.
Wenn es wirklich etwas Unnatürliches ist, dann können die Soldaten allein sicher nichts ausrichten.
Ja, wir beide sollten uns das ansehen. Am besten, bevor es noch mehr wissen, um keine Panik zu verursachen.
Wir klettern die kalte Mauer wieder hoch und schlichen uns zur Tür zu meinem Schlafgemach.

"Zelda, ich werde morgen früh aufbrechen um mir das anzusehen. Schick mir ein paar Soldaten mit."
Ich drehte mich zu ihm um.
"Nein, wir gehen zusammen. Ich komme mit." Er seuftze und sah mich musternd an.
"Das geht nicht, du bist jetzt eine Königin. Du hast deine Aufgaben und ich meine. Das ist einer meiner Aufgaben. Hyrule zu beschützen."
Wie bitte!? Heißt das jetzt er will mich nicht dabei haben?
"Und der Wiederaufbau Hyrules liegt in deinen Händen. Das Volk braucht dich!"
Ich versuchte wie eine Königin zu antworten.
"Tja, aber ich bin deine Königin, und wenn ich sage ich komme mit, dann tue ich das auch." Er zog eine Augenbraue hoch. "Eine Königin hat ihre Stellvertreter", fuhr ich fort. "Vielleicht kann ich meine Kraft wieder erwecken, falls dort etwas Bedrohliches ist."
Link schaute nach unten und schaltzte mit der Zunge. Bei der Erwähnung meiner Kraft, dachten wir beide immer an den Tag, als er fast gestorben wäre. Das glaube ich zumindest. Ein Horror, weswegen ich ihn nicht allein gehen lassen kann.
Nach einer kurzen Schweigeminute, sagte er endlich was.
"Nun, wenn die Königin das befiehlt.", er machte einen Knicks. "Wir treffen uns morgen früh, um 7:00 Uhr am Haupttor."
"Okay." Ich lächelte ihn an, woraufhin er meine Hand küsste und ein Kitzeln fuhr durch meinen Körper, als seine Lippen meine dünne Haut berührten.
"Gute Nacht, eure Hoheit."
Er stand auf, lächelte etwas, kletterte die Mauer herrunter und ging.
Ich freute mich, dass ich mit Link mehr Zeit verbringen konnte und vielleicht ein kleines Abenteuer erleben konnte doch nervös war ich auch. Er wurde jetzt wieder ernst. Wer weiß, was uns dort erwartet?
Die kalte Luft ließ mich frösteln, ich wollte nach diesem ereignisreichen Tag nur noch schlafen.
Mit einem Lächeln im Gesicht legte ich mich schlafen.

The Legend of Zelda Botw | Green Lights | Zelda x Link Where stories live. Discover now