Achtundzwanzig

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Mit zittrigen Fingern griff eines der Hausmädchen nach dem Telefon. Über die Konsequenzen konnte sie auch später nachdenken. Deine Hilferufe, das schmerzerfüllte Schreien und das Rumpeln, welches aus dem Arbeitszimmer kam, verängstigte nicht nur sie.

„Hori-", kopfschüttelnd verbesserte sie sich schnell.

„A-Ando-sama? Ando-sama, sind sie dran?", sie klang hysterisch. Deinem Vater wurde ganz übel. Alleine schon, als er die Telefonnummer des Hauses angezeigt bekam, überkam ihn ein mulmiges Gefühl. Kaum machte er sich bemerkbar, fing das Hausmädchen an zu schluchzen.

„S-Sie müssen sofort kommen. T-Tomoko-sama.. S-Sie.. E-Er.. E-Er.. Er wird sie sonst noch u-umbringen!"

Das Handy, glitt aus seinen Händen. Seine Augen weiteten sich und unweigerlich tauchte dein bedrücktes Gesicht auf. Er ahnte zwar, dass es bei dir daheim nicht so rund lief. Doch niemals hatte er damit gerechnet, dass dir jemand etwas antun würde..

Währenddessen versuchte Suwabe die Türe des Arbeitszimmers einzutreten. Er war schon kurz davor, als er deine fürchterlichen Schreie gehört hatte. Als du dann noch nach Hilfe gerufen hattest, nach seiner Hilfe.. war es zu viel für den Butler. Seine Arbeit war ihm egal. Sie könnten ihm Millionen zahlen, dennoch würde er sich gegen diese Familie stellen.
Viele Jahre hatte er deiner Familie gedient. Er hatte dich aufwachsen sehen. Zu der Zeit, in der dein Vater noch bei euch war, hatte er auch Freude daran, hier zu sein. Doch das hatte sich mit der Ankunft deines Stiefvaters drastisch geändert. Nie hatte er die Courage, etwas gegen die Gewalt dir gegenüber zu unternehmen.

Bis jetzt.

Du konntest hören wie die Türe aufgebrochen wurde. Als du das Gesicht des Butlers sahst, überkam dich ein Hauch von Erleichterung.

„Wage es nicht, dich einzumischen", zischte der Mann, der über dich herfallen wollte.

Die Worte des Mannes ignorierend, blickte der Butler auf deine zitternde, wimmernde Gestalt. Mit heruntergezogener Hose, Scherben und Blut.

Ungläubig sah er deinen Stiefvater an.

Wollte er dich etwa vergewaltigen?

Beschützend kniete er sich vor dich.

„Alles wird gut.. Bitte glauben sie mir, Tomoko-sama", ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen, als er dich ansah. Doch kaum hatte er sein Gesicht in die Richtung deines Peinigers gedreht, verschwand es.

„Hörst du schlecht? Ich hab gesagt du sollst dich nicht einmischen! Ich werde dich rausschmeißen, du elend-", weiter kam er nicht. Denn er lag bereits am Boden.

Vor euch stand eines der Hausmädchen und hielt eine Bratpfanne in der Hand, mit der sie ihn bearbeitet hatte.

Wenige Augenblicke später, konntet ihr bereits die Sirenen der Einsatzkräfte vernehmen.

Während du auf deinem Bett saßt, reinigte das Hausmädchen vorsichtig deine Wunden. Bei jeder Berührung zucktest du zusammen. Ihre Seelenspiegel waren voller Mitleid. Doch das konntest du nicht sehen, denn dein Blick war starr nach unten gerichtet.

Im Krankenhaus angekommen, machten einige Polizeibeamte Bilder deiner Verletzungen.
Sie blickten dich voller Bedauern an, konnten es nicht fassen, dass so etwas heutzutage noch passieren konnte. Dann auch noch so lange, ohne ans Licht zu kommen.
Als sie jedoch deinen Nachnamen und deinen Zusammenhang mit Hori Industries erkannten, wussten sie dass all dies wohl immer unter den Teppich gekehrt worden war.

Geld ist Macht.

Du durftest erst einmal im Krankenhaus bleiben, zudem man dich auch nicht wieder in deine persönliche Hölle zurückschicken wollte. Man teilte dir mit, dass deine Mutter und ihr Mann festgenommen worden sind. Du konntest gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert du dich fühltest.

Die Türe zu deinem Krankenzimmer wurde aufgerissen.

„TOMOKO.. OH GOTT.."

Die aufgebrachte Stimme deines Vaters, ließ dich erschrocken aufsehen.

Er ist hergekommen?

Als er dich mit seinen Armen umschlang, fühltest du die Wärme die von ihm ausstrahlte. Du fühltest dich geborgen, geliebt, beschützt.

Deine Tränen liefen dir die Wangen herunter. Ungehemmt.

All die Jahre hattest du jemanden, der sich um dich sorgte. Jemanden, bei dem du hättest bleiben können. Du hattest einen sicheren Hafen, der dir eiskalt und erbarmungslos weggerissen wurde.

„Es tut mir so leid.. Es tut mir so leid.. Bitte verzeih mir, Sonnenschein", dein Vater nuschelte in dein Haar und du konntest ihn leise schluchzen hören.

Du hattest jemanden, der um dich weint.

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt