Elf

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Die nächsten Tage hattest du ebenfalls mit Bokuto verbracht. In seiner Nähe fühltest du dich wohl. Unbeschwert und gelassen. Er war so froh und munter, dass du allein durch seine positive Energie, deine Sorgen vergessen könntest. Doch sobald du abends wieder in deinem Bett lagst, holte dich die Realität schneller ein, als du ahnen konntest.

Um dich herum war es zu ruhig. Du warst zu glücklich. Das konnte kein gutes Zeichen sein. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Beängstigend.

Es waren nur noch zwei Wochen. Bis du zurück in deine persönliche Hölle musstest. Du fürchtetest dich so sehr davor, dass du nachts kaum mehr schlafen konntest.

„Wie, du willst schon wieder absagen?", Kuroo musterte Bokuto skeptisch. Es war bereits das dritte Mal, dass Bokuto etwas an ihren Trainingszeiten ändern wollte oder sogar absagte. Bokuto. Der sonst nur Volleyball im Kopf hatte und sonst nichts anderes. Es war so ungewöhnlich, dass er etwas fand was ihm wohl wichtiger zu sein schien.

„Ich will doch gar nicht absagen, sondern das Training nur ein wenig vorverlegen", verlegen rieb er sich den Hinterkopf. Akaashi und Kozume, die sich aus dem Convenience Store ein Eis geholt hatten, musterten ihn ebenfalls neugierig.

„Wieso ist Bokuto-san so rot?", Akaashi zeigte auf seinen Senpai, während er dem Nekomakapitän diese Frage stellte.

Wissend hob Kuroo seine Augenbraue und fing nun an breit zu grinsen.

„Sag bloß, du versetzt uns andauernd wegen eines Mädchens?", amüsiert wackelte er mit seinen Augenbrauen. So etwas hätte er sich nie erträumen können. Das ausgerechnet Bokuto ein Mädchen finden würde, in welches er sich verliebt.

„A-A-Also.."

„WAAAS? ES IST ALSO WIRKLICH EIN MÄDCHEN?", Kuroo's Augen weiteten sich augenblicklich. Kozume schien nun ebenfalls interessiert zu sein, denn auch er hob seinen Blick kurz an.

„Ist es Ando?", fragte ihn Akaashi und die Wangen seines Freundes glühten regelrecht auf.

Volltreffer.

„Niemals? Dieses süße Mädchen und der Eulenbastard?", ungläubig sah Kuroo zwischen Akaashi und Bokuto hin und her.

„Es ist nicht so wie ihr denkt.. wir verbringen nur ein wenig Zeit miteinander. Sie ist ziemlich cool", kam es ehrlich von Bokuto. Dennoch wirkte er den Jungs gegenüber viel zu verträumt, wenn er von dir sprach.

„Also wenn es ein Mädchen wirklich geschafft hat, dass du auch mal an etwas anderes als Volleyball denkst.. dann musst du ja wirklich in sie verschossen sein", stellte Kuroo grinsend fest.

„HALT DIE KLAPPE, KUROO!"

„Er leugnet es ja nicht einmal", lachte er weiterhin gehässig und genoss die Verlegenheit, in die er seinen Kumpel brachte.

Ja, er konnte es nicht leugnen. Er musste schon die ganze Zeit nur an dich denken. Es war das erste Mal, dass er lieber mit jemanden unterwegs war, statt Volleyball zu spielen. Du warst in seinen Augen so faszinierend und je öfter ihr euch traft, desto glücklicher wirkten deine Augen. Der leere und distanzierte Blick, den er vorher erkennen konnte, wich allmählich dahin. Zumindest wirkte es für ihn so.

„Du bist pünktlich", kichertest du, als du in deine Schuhe schlüpftest.

„Natürlich", grinste Bokuto breit und stellte sich neben dich, sobald du die Türe ins Schloss gezogen hattest.

Bokuto hatte dir bereits so viele Orte gezeigt, an denen du bis jetzt noch nie warst. Die Zeit mit ihm war wirklich anders. Sie war schön.

„Du trägst deine Haare anders", bemerkte Bokuto begeistert. Du hattest nicht gedacht, dass es ihm auffallen würde. Wieso um alles in der Welt, wurde dir auf einmal so warm. Gott, war das peinlich.

„J-Ja.. sieht es komisch aus?", fragtest du verunsichert und spieltest mit den Strähnen herum, die dir leicht ins Gesicht fielen. Bokuto schüttelte heftig mit dem Kopf und strahlte dich förmlich an.

„Du siehst hübsch aus. Wie immer halt", lachte er und lief voraus. Dass du dabei warst, im Erdboden zu versinken, weil dir das alles viel zu direkt war, bemerkte er wohl kaum.

An einem Streetfoodstand hattet ihr gehalten. Fragend sah dich dein Begleiter an und wollte sich vergewissern, ob du etwas essen wolltest. Du schütteltest leicht den Kopf, woraufhin er nur unzufrieden die Augenbrauen verzog.

Deine Blicke ignorierend, bestellte er für euch beide einige Takoyakispieße und reichte dir deines.

„Du musst essen, dann weiß ich dass du auch gesund bist", grinste er. Als hätten seine Worte eine logische Bedeutung, schwiegst du einfach und versuchtest dir deine Verlegenheit nicht anmerken zulassen.

„Puh, ich bin richtig voll.. danke", lächeltest du sanft, doch hattest noch zwei Bällchen an deinem Spieß hängen.

„Aber du hast doch gar nicht aufgegessen", bemerkte Bokuto mit zusammengezogenen Augenbrauen. Entschuldigend sahst du ihn an. Doch du konntest wirklich nicht mehr. Ein weiterer Biss und du würdest platzen.
„Wenn das so ist", Bokuto beugte sich zu dir herunter und biss von deinem Spieß ab. Dass eure Gesichter dabei nur weniger Zentimeter voneinander entfernt waren, blieb auch ihm nicht unbemerkt. Er versuchte es zwar zu überspielen, doch auch seine Wangen zierte ein zarter Rotschimmer.

Du bemerktest einige Tropfen an deinem Kopf. Schnell schütteltest du diesen seltsamen Moment ab und hobst die Hand an. Tatsächlich. Einige Regentropfen prallten auf deiner Handinnenfläche ab. Wie auf Kommando, wurde der Regen stärker.

„Komm mit!"

Bokuto griff nach deiner Hand und zog dich hinter sich her.

Die heftigen Schläge, die dein Herz gegen deine Brust donnerte, wolltest du ignorieren.

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWhere stories live. Discover now