Acht

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„So eine krasse Aussicht, hattest du bestimmt noch nie?", breit grinsend und voller Stolz, dafür dass er dich hierher gebracht hatte, strahlte Bokuto übers ganze Gesicht.

Dass du bereits mit deinem Vater einige Male auf dem Skytree gewesen bist, wolltest du ihm in diesem Moment nicht gestehen. Er war einfach viel zu glücklich. Stattdessen lächeltest du sanft und stimmtest ihm zu.

Auch wenn dir dieser Ausblick bereits bekannt gewesen war, konntest du dennoch nicht genug davon kriegen. Eine Aussichtsplattform, in 350m Höhe, hatte schon seinen eigenen Charme. Immer wieder aufs Neue, wurdest du von diesem faszinierenden Weitblick gefesselt.

Wenn du von oben herab, auf eine riesige Metropole, wie Tokio blicken konntest.
Ja, genau dann. Dann fühltest du dich unglaublich frei. Bei dem Gedanken, raste dein Herz wie wild in deiner Brust.

Wie es wohl wäre wirklich frei zu sein?

Allein die Vorstellung, brachte dir das schönste Lächeln ins Gesicht. Bokuto sah dich von der Seite an und stockte bei deinem Anblick. Das Lächeln, welches du gerade trugst war wunderschön. Er wollte unbedingt mehr davon sehen, so oft es ging.

Alleine der Gedanke, an eine Mögliche Freiheit, zuckte an deinen Mundwinkeln.

Frei von Verantwortung. Frei von Selbstzweifel. Frei von Angst..

Kurz weiteten sich deine Augen. Allein durch deine naive Einstellung eben, runzeltest du deine Stirn. Wie konntest du dir nur einbilden, so ein Leben führen zu dürfen. Das wurde dir leider nicht gewährt. Bokuto blieb dein Stimmungswechsel nicht unbemerkt.

Nachdenklich sah er dich an und fragte sich insgeheim, was dazu beigetragen hatte.

„Alles in Ordnung, Ando-chan?"

Erst jetzt realisiertest du, dass er deinem Gesicht wohl vieles ablesen konnte. Gott. Er musste dich für lächerlich halten. Schnell winktest du ab und hofftest dass er dir glaubte.

Ihr saßt gerade in einem Restaurant, von dem aus du den perfekten Blick auf die Shibuya Kreuzung hattest. Du hattest sie bereits überquert, doch so von oben hattest du sie noch nie betrachten können. Es war beeindruckend. Dir fiel auf, dass Bokuto dir vieles aus der Vogelperspektive veranschaulichte. Innerlich musstest du schmunzeln, da du dich aus reiner Neugierde über die Fukuōdani schlau gemacht hattest. Er war wahrscheinlich durch und durch eine Eule.

Als der Kellner euch das Essen brachte, wundertest du dich kaum, dass Bokuto dich in ein Restaurant brachte indem man sein eigenes Fleisch am Tisch grillen konnte.
Er stand wohl auf Barbecue. Bei deinem Vater hatte es ihm ja auch geschmeckt.

„Ich bin zwar nicht so gut darin wie dein Vater, aber ich hoffe es schmeckt dir trotzdem", lachte er etwas unbeholfen. Dass er sich so sehr bemühte, ließ dein Herz ungewöhnlich aufspringen.
Viel falsch machen konnte man eigentlich gar nicht. Immerhin war das Fleisch bereits mariniert, er musste es lediglich auf den Grill legen und wieder rechtzeitig runterholen. Dennoch zeigte sein Verhalten, dass er es dir unbedingt rechtmachen wollte.

„Du machst das ziemlich gut, Bokuto!", sprachst du ihm gut zu und seine Miene erhellte sich deutlich.

Nach dem Essen, wolltest du die Rechnung übernehmen, da dich bereits das schlechte Gewissen plagte. Er hatte seinen ganzen Tag geopfert, nur um dich herumzuführen. Auch wenn es sein Vorschlag war, warst du ihm unendlich dankbar dafür.

„Niemals, werde ich dich zahlen lassen!", sagte er streng und du wusstest nicht einmal, dass er so einen Ton beherrschte. Widerwillig knicktest du ein und ließt dich somit einladen.

An der Haustüre angekommen, wolltet ihr euch verabschieden.

Freundlich lächeltest du Bokuto an.

„Danke, dass du mich vor einem langweiligen Tag gerettet hast. Ich hatte wirklich viel Spaß heute, Bokuto!"
Dein Lächeln war aufrichtig und Bokuto betrachtete es mit Ehrfurcht. Er schien es sich einprägen zu wollen, denn er hatte dich heute oft beobachtet. So ein ehrliches Lächeln, trugst du nicht ständig. Oftmals war es auch aufgesetzt und erreichte nicht einmal deine Augen.

„Das wiederholen wir, bevor du zurückgehst", grinste er. Er hatte genauso viel Spaß, wie du.

„Sicher!"

Und da war es wieder.

Das aufgesetzte Lächeln.

Statt nach Hause zu gehen, steuerte der Kapitän das Heim seines Freundes an.

Während er sich auf Akaashi's Bett breitmachte und die blanke Decke betrachtete, saß Akaashi auf dem Schreibtischstuhl und musterte seinen Kapitän skeptisch.
Alleine schon die Tatsache, dass er ihm erzählte, er hätte dich von daheim abgeholt und ihr hättet den Tag zusammen verbracht, machte ihn nachdenklich.
Das klang für ihn beinahe nach einem Date.

„Du Akaashi", fing Bokuto in Gedanken schwelgend an.
Irgendetwas beschäftigte ihn, das fiel seinem Freund auf.

„Hm?"

„Was hältst du eigentlich von ihr?"

Auf Bokuto's Frage hin, musste Akaashi die Stirn runzeln. Normalerweise interessierte Bokuto sich nicht für diese Art zwischenmenschlicher Beziehungen. Er hatte auch noch nie eine Freundin, und dass obwohl er trotz seiner schrägen Art ziemlich beliebt bei den Mädchen auf der Schule war.

„Weiß nicht, sie wirkt ganz nett", das stimmte. Akaashi hatte kein Problem mit dir. Er konnte sogar sagen, dass er dich eigentlich mochte. Doch irgendetwas sagte ihm, dass du etwas zu verbergen versuchtest. Doch dies sollte ihn nicht weiter interessieren.

„Wieso fragst du?", hakte er stattdessen schnell nach.

Bokuto sah immer noch nicht von der Decke weg. Er wirkte wie gefesselt.

„Keine Ahnung. Sie ist irgendwie eigenartig. Aber nicht im schlechten Sinne. Ich hab das Gefühl, hinter ihrer lächelnden Fassade.. steckt so viel mehr.. von dem sie uns nichts zeigen möchte", sprach er zögerlich aus.

Akaashi hob eine Augenbraue.

Bokuto ist es auch aufgefallen?

Ungläubig, dass sein Kapitän auch mal hinter eine Maske sehen konnte, rieb er sich über das Gesicht.. Bis ihm etwas klar wurde.

„Du magst sie also, hm?", sein Gesicht schien wie immer, desinteressiert. Doch innerlich musste er grinsen und war amüsiert.

„Klar mag ich sie. Wieso denn auch nicht? Du magst sie doch auch Akaashi", am liebsten hätte Angesprochener sich gegen die Stirn geschlagen. Frustrierend darüber, wie sehr Bokuto manchmal auf dem Schlauch stehen konnte. Umso erstaunlicher war es, dass er deine Fassade zu analysieren schien. Dies zeigte eindeutig, dass Bokuto deutliches Interesse an dir hegte.

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWhere stories live. Discover now