Siebzehn

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Müde und erschöpft recktest du deine Glieder in sämtliche Himmelsrichtungen. Verwirrt sahst du dich um. Du konntest dich nicht wirklich daran erinnern, wie du nach Hause gekommen bist.

Ein sanftes Klopfen an deiner Türe, ließ dich aufhorchen. Dein Vater stand im Türrahmen und musterte dich einfühlsam. Wie gerne du einfach bei ihm bleiben würdest..

„Du solltest langsam aufstehen, Sonnenschein. Dein Zug kommt bald", teilte er dir mit und ließ dich wieder alleine.

Du packtest schnell deine restlichen Sachen zusammen. Kurz blicktest du auf das Foto, mit dir und den Miyabrüdern. Wenigstens eine positive Sache, die dich erwartet wenn du wieder zurück warst. Darauf fokussiert, liefst du mit deinem Koffer in den Flur. Du konntest das Frühstück bereits riechen und wie auf Kommando, fing dein Magen an zu knurren.

Nachdem Frühstück, wolltet ihr euch auf den Weg zum Bahnhof machen. Als ihr die Haustüre hinter euch geschlossen hattet, stand Bokuto vor der Einfahrt und schien außer Atem zu sein.

„Gut, ich habs noch geschafft", hechelte er. Verwundert sahst du ihn an. Doch dein aufgeregtes Herz, sprang auf und ab.

„Ando-san, haben sie etwas dagegen wenn ich Tomo-chan an den Bahnhof begleite?", bittend sah er deinen Vater an. Dieser lächelte leicht und nickte ihm zu.

„Das heißt dann wohl Abschied nehmen, Kleines", hastig zog er dich in eine Umarmung und drückte dich feste an sich. „Ich hab dich unglaublich lieb, vergiss das nicht. Wenn je was sein sollte, dann rufst du mich an, ja?", ihm war deine bedrückte Stimmung die letzten Tage nicht entgangen.

„Und nur so nebenbei, Bokuto hat dich gestern nach Hause getragen", gluckste er an deinem Ohr. Die Röte schoss dir ins Gesicht und dein Inneres kribbelte unaufhaltsam.
Du verabschiedetest dich von deinem Vater und stelltest dich zu Bokuto, der dich grinsend ansah.

Der Shinkansen, der dich nach Hause befördern sollte, war bereits da. In wenigen Minuten würde er auch abfahren. Etwas verlegen sahst du Bokuto an.

„Kōtarō, gibst du mir kurz dein Handy?"

Verwundert sah dir Bokuto in die Augen, doch machte das worum du ihn batst.

„Letzter Aufruf. Tokio nach Kobe."

Schnell tipptest du deine Nummer in sein Handy und speichertest deinen Kontakt ein. Hastig gabst du es ihm zurück und sahst ihn mit roten Wangen an. Du stelltest dich auf deine Zehenspitzen und legtest deine Arme um seinen Nacken. Auch er drückte dich feste an sich, als hätte er Angst dich nie wieder spüren zu können.

Vorsichtig löst du dich von ihm.

„Tomoko ich-"

„Der Zug nach Kobe fährt jeden Augenblick ab, bitte halten sie Abstand vom Bahngleis"

Flüchtig hattest du ihm deine Lippen auf die Wange gelegt.
„Schreib mir", hauchtest du noch. Und schon warst du weg.

Bokuto hielt sich ungläubig die Wange, während er dem Shinkansen beim Losfahren zusah. Verdammt, er würde sich nie wieder das Gesicht waschen. Fassungslos sah er auf sein Handy und ein dämliches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er verstand was du vorher gemacht hattest.

»Schreib mir sobald du ankommst, Tomoko-chan «

Dein Herz raste wie verrückt, als du die Nachricht von Bokuto bekamst.

Unschlüssig sahst du dich am Bahnhof um. Du hattest eigentlich mit Osamu ausgemacht, dass er dich abholen würde. So wie sonst auch immer. Doch hier war weit und breit keine Spur des grauhaarigen Zwillings.

Eine Nachricht hattest du auch nicht erhalten. Stirnrunzelnd tratst du aus dem riesigen Gebäude des Bahnhofs und schrecktest kurz zusammen, als du angesprochen worden bist.

„Herzlich Willkommen zurück, Hori-san", deine Augen weiteten sich kurz, als du den Chauffeur deiner Mutter sahst.

„G-Guten Tag, Higa-san. Verzeihen Sie, aber was machen Sie hier?", fragtest du sichtlich irritiert.

Immer noch mit einem monotonen Gesichtsausdruck, verbeugte er sich leicht.

„Hori-sama hat angeordnet sie vom Bahnhof abzuholen", erklärte er dir und öffnete dir die Türe des Fahrzeugs. Du sahst dich noch einmal um, doch konntest Osamu immer noch nicht entdecken.
„Eigentlich wollte mich Osamu abholen..", murmeltest du. Selbstverständlich kannte der Chauffeur deinen besten Freund, immerhin arbeitete er seit vielen Jahren für deine Familie.
„Miya-san war tatsächlich da, doch da ihre Mutter darauf bestand dass sie unverzüglich nach Hause kommen, haben wir ihn fortgeschickt", teilte er dir mit, ohne dabei die Miene zu verziehen.

Was will sie denn von mir?, fragtest du dich. Ein eiskalter Schauer jagte dir über den Rücken. Normalerweise mied dich deine Mutter. Immer nur das Nötigste wurde gesprochen. Und wenn sie sprach, waren es nur verletzende, verachtende Worte.

Zuhause angekommen, schlucktest du den Kloß herunter, der sich die ganze Autofahrt über gebildet hatte.

„Willkommen zurück, Tomoko-sama", begrüßte dich der Butler, welchen du ziemlich gerne hattest. Er war im Gegensatz zu deiner Familie immer freundlich und fürsorglich. Die Wunden, die du dir beim Spielen zugefügt hattest, wurden auch all die Jahre immer von ihm und den Hausmädchen versorgt. Deine Mutter machte sich nie einen Finger krumm.

„Da bist du ja endlich", der verachtende Ton deiner Mutter, ließ dich aufschrecken. Du trautest dich kaum den Blick anzuheben. Doch widerwillig tatst du es.

„Ich bin wieder zurück, Okāsama", du zwangst dir ein halbherziges Lächeln auf, doch dieses erreichte keineswegs deine Augen. Diese waren von Furcht geprägt.

„GOTT, WIE ICH ES HASSE WENN DU BEI IHM WARST..", schrie sie hysterisch auf und ängstlich zucktest du zusammen.
„WIE OFT MUSS ICH ES DIR NOCH SAGEN, DASS DU MICH NICHT SO NENNEN SOLLST –RESPEKTLOSES GÖR", spuckte sie dir förmlich entgegen.

„V-Verzeihung H-Hori-sama, es wird nicht mehr vorkommen", tief hattest du dich verbeugt und warst den Tränen nahe.

„Dann kannst du nicht einmal reden, ohne zu stottern. Wie erbärmlich!"
Deine Finger krallten sich in deine Oberschenkel, bis euer Butler dir sanft über den gebeugten Rücken strich, um dir zu verdeutlichen, dass du dich wieder aufrichten konntest.

Er warf dir einen bemitleidenden Blick zu. Insgeheim verabscheute er deine Mutter und versuchte, dir das Leben in diesem Haus, so gut es ging zu erleichtern.

„Bevor ich es vergesse", deine Mutter warf einen kalten Blick über ihre Schulter.

„Wenn mein Gatte zurückkommt, dann wird sich einiges ändern", das Grinsen welches sie auf den Lippen trug konnte nichts Gutes verheißen. Dennoch warst du erleichtert zu hören, dass dein Stiefvater momentan nicht im Haus war.

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWhere stories live. Discover now