Ich öffnete meine Lider. Die Ampel zeigte auf Rot. Mir gegenüber stand eine große Traube an Menschen. Es waren zu viele, als dass ich sie alle überblicken konnte.

Besonders in solchen Augenblicken stellte ich mir vor, dass Athanasios ihm doch noch eine Chance gegeben hatte und seine Seele nun irgendwo auf dieser Welt wandelte.

Vielleicht bist du immer hier. Mit einem völlig anderen Gesicht und einem anderen Aussehen. Als eine komplett neue Existenz.

Wenn ich das dachte, dann schaute ich ständig in die Gesichter aller Menschen, denen ich begegnete. Bist du es? Wenn ich an dir vorbeiging, würdest du mich erkennen und meine Hand ergreifen, so wie du es immer gemacht hast? Auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick wäre.

Die Ampel schlug auf grün und ich setzte mich in Bewegung. Wie jeden Tag pochte mein Herz, als würde es einen bestimmten Rhythmus vorgeben, immer mit der leisen Hoffnung, dass ich ihn irgendwann finden würde.

Ich sah mich um und betrachtete all die fremden Menschen, die an mir vorbeiliefen, als würde ich nicht existieren.

Wo könntest du gerade sein?

Was machst du in diesem Moment?

Ich lächelte und schüttelte über meine Gedanken den Kopf, ehe ich schließlich auf den Boden starrte.

Mädchen, manchmal ist es besser den Kopf aufrecht zu halten. Denn wenn du immer nach unten schaust, könntest du etwas Wichtigstes verpassen, flüsterte Amy sanft und ich erkannte erst jetzt nach all der Zeit, dass sie vielleicht immer nur das Beste für mich gewollt hatte. Meine Stimme der Vernunft, mein Motivator.

Und so hob ich ganz langsam den Kopf, weil ich plötzlich ein mulmiges Gefühl im Magen verspürte. Es war genau wie damals, kurz bevor ich Atlas das erste Mal gesehen hatte. Ich spürte ihn, bevor ich ihn sah.

Meine Augen huschten suchend über die mir entgegenkommende Menschenmenge, bis sie schließlich gefunden hatten, wonach sich meine Seele die ganze Zeit gesehnt hatte. Ich erstarrte mitten in der Bewegung.

Mein Herz setzte aus, ehe es in dreifacher Geschwindigkeit zu schlagen begann. Ich öffnete den Mund, aber kein Wort kam über meine Lippen.

Alles, was ich sah, war er.

Ich blinzelte ganz oft, um mich davon zu überzeugen, dass er kein Trugbild war und ich mir nicht nur einbildete, er stehe dort, am Ende der Straßenseite.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, während alles in mir zum Stillstand kam.

Obwohl seine Haare nun von einem tiefen Schwarz durchzogen und an den Seiten etwas länger waren, war es noch immer sein Gesicht, das ich berührt und seine Lippen, die ich unzählige Male geküsst hatte. Er trug einen eleganten, langen Mantel, der ihn männlich und gleichzeitig unglaublich attraktiv aussehen ließ. Er unterstrich seine Eleganz und das Markante an ihm. Ein wenig erinnerte er mich an den Mantel, den er damals als Schattenmann immer getragen hatte. Vielleicht hatte er diese Version seiner selbst niemals abgelegt.

Meine Sicht verschwamm, während die fremden Menschen, mit den fremden Gesichtern sich an mir vorbeidrängelten. Der Straßenlärm, das Gemurmel der Passanten und das laute Hupen der Autos drang in den Hintergrund. Nichts davon spielte noch eine Rolle.

Meine Seele explodierte in meiner Brust. Alles in mir drängte mich zu ihm zu gehen, doch ich bewegte mich nicht. Dieses Mal machten sich meine Füße nicht selbstständig.

,,Atlas'', wisperte ich, als sich bereits die erste Träne aus meinem Augenwinkel löste und meine Wange hinabwanderte.

Ohne mich anzuschauen, kam er mit großen, eleganten Schritten direkt auf mich zu. Er hatte mich noch nicht bemerkt.

Soulless - Auf ewig verbundenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ