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Ich schniefte und konnte kaum ein Wort herausbekommen.

Ich war einfach bloß unbeschreiblich froh darüber, Kieran unbeschadet an meiner Seite zu haben und wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ich ihn nie wieder gesehen hätte.

„Ich... ich liebe dich", hauchte ich in sein Ohr.

Ich hatte es ihm gesagt. Zum ersten Mal. Und es fühlte sich so unbeschreiblich gut an, es ihm endlich entgegnen zu können.

Daraufhin begann er, sich von mir zu lösen.

Er nahm mein Gesicht in seine großen Hände, lächelte und ließ seine geröteten Augen strahlen, als er mir mit seinen Daumen ein paar meiner Tränen wegwischte.

„Und ich... ich liebe dich..."

-

Zwei Stunden später auf dem Polizeirevier erfuhr ich, dass meine Freundinnen, die von Ross festgehalten worden waren, schon befreit wurden, bevor die Beamten die Fabrikhalle gestürmt hatten.

Noch vor Ort hatte ich sie in den Arm nehmen und mich davon über können, dass es ihnen gut ging.

Ross hatte sich bei seiner Festnahme wohl heftig gewehrt und begonnen auf die Einsatzkräfte zu schießen.

So entstand ein Schusswechsel, der ihn am Ende das Leben kostete.

Er war tot.

Ross war also der junge Mann, von dem die Rettungssanitäter gesprochen hatten.

Der alte Mann war Ben.

Ben und nicht Kieran.

Anscheinend hatte mein dröhnendes Gehirn mir einen üblen Streich gespielt, denn nicht Kieran hatte blutend auf dem Boden vor mir gelegen, sondern Ben.

Laut Mr. Bellinger lag er schwer verletzt im Krankenhaus und war nicht ansprechbar.

Etwas beruhigen tat mich der Fakt, dass er sowohl im Raum per Video, als auch durch immer mindestens vier Polizisten bewacht wurde, die mehrfach am Tag ausgewechselt wurden.

Dass Ben fliehen konnte, war also nahezu unmöglich.

All seine Komplizen saßen bereits hinter Gittern, denn auch Shane konnte abgeführt werden.


Als Polizeipräsident Bellinger uns dann auf den neusten Stand der Ermittlungen bezüglich des Raubüberfalls brachte, kamen wir aus dem Grinsen kaum noch heraus.

Seine internen, geheimen Arbeiten hatten ergeben, dass es drei Beamte gab, die als Maulwürfe für den Braxton-Clan agiert hatten.

Sie hatten erst am selben Tag in den Vernehmungen dingfest gemacht werden können und letztendlich zugegeben, dass Sie seit einigen Jahren immer dann Geld von Ben kassierten, wenn die Braxtons erfolgreich stahlen. Sie wurden also prozentual beteiligt.

Die drei Beamten, die übrigens aus zwei Brüdern und deren Schwager bestanden, ließen immer wieder Unterlagen und Beweismaterial verschwinden, verwischten Fingerabdrücke, verfälschten DNA-Spuren und lockten Kollegen auf irreführende Fährten. Auch einen Mann bei der lokalen Presse hatten sie unter Druck gesetzt, damit er unter anderem das Phantombild von Kieran in die Nachrichten brachte, sowie auch zwei Beamte in dem Gefängnis, in dem Kieran festgehalten wurde.

Einer der Brüder war auch der Mann im Trenchcoat, den Kieran und ich bei der Übergabe des Umschlags mit Geld gesehen hatten. An dem Tag, als unsere Flucht begann.

Steven Jacobs war anscheinend der einzige, der gemerkt hatte, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging und daraufhin auf eigene Faust begann zu ermitteln.
Auf eigene... und die von Kieran.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt