14 | Neues zu Hause

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Alicia Remírez

Ich kann das Gefühlschaos in meinem Kopf nicht in Worte fassen.

Als ob meine Albträume wahr werden. Nicht mehr in meinen Albträumen, sondern jetzt auch in der Realität verfolgt er mich. Ich bin verzweifelt. Verängstigt. Ich habe Angst, dass er mich findet, dass er alles noch einmal macht, dass alles von vorne beginnt. Ich bin einsam in meinem Loch, wo mich niemand hochzieht. Ich schaue durch das kleine Loch, in dem ich feststecke und sehe nur ihn. Sein gruseliges Lächeln. Die Art, wie er den Kopf neigt, bevor er auf mich zuläuft. Ich sehe alles vor mir.

„Erde an Alicia, huhu?!" Ich schnappe nach Luft und sehe Adele mit großen Augen an, die vor mir ihre Hand schüttelt. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich vergaß, dass ich mit Liam und Adele in der Cafeteria sitze. Wir warten auf Elio, der noch eine Stunde seine Vorlesung hat. Dann wollen wir alle zusammen zu uns nach Hause, aber natürlich wollen wir zuerst Alida abholen.

„Ja was ist los?", frage ich und wickle meine Halskette um meine Finger. Das beruhigt mich irgendwie. Als gäbe es in dieser Kette eine Person, die mich beschützt. Flüstert mir zu, dass er immer bei mir ist. Klingt irisch, aber die Halskette hat wirklich was in sich.

„Du bist seit heute morgen so komisch drauf, geht es dir gut?" Adele blickt mich stirnrunzelnd an und Liam legt seinen Ellbogen auf den Tisch, seinen Kopf auf seine Hand und sieht mich dann an. Er wirft mir einen misstrauischen Blick zu, was mich dazu bringt, schwer zu schlucken und sofort nach einem Ausweg zu suchen. Ich habe es Liam nicht gesagt. Ich möchte es auch nicht. Ich möchte nicht, dass die Stimmung meinetwegen verdorben wird.

„Ich konnte nicht viel schlafen-" „Warum?" Ich schenke Liam ein sanftes Lächeln. Seine Sorge lässt mein Herz glühen. „Wegen Alida." Er nickt leicht, aber ich kann an seinem Blick erkennen, dass er mir nicht glaubt. Man kann Liam auch nicht leichtfertig anlügen. „Ich gehe kurz in die Bibliothek." Ohne auf ihre Antwort zu warten, schultere ich meine Tasche und verlasse die Cafeteria. Atmen. Ausatmen. Atmen. Ich lege meine Hand auf die Wand und atme schwer. Nein, egal wie oft ich versuche, ihn aus meinem Kopf zu blenden, es funktioniert nicht. Als ob er sich in meinem Kopf tätowiert hätte, geht er nicht raus.

„Heyoo!" Jemand packt meinen Arm und zieht mich sanft hoch. Silas. „Was ist los mit dir?" Ich schüttle nur den Kopf. „Mir war nur schwindelig. Ich habe nichts gegessen." Lügen über Lügen... Du machst das großartig, Alicia. „Okay, soll ich dir helfen? Wohin gehst du?" Ich lächle nur und schüttle erneut den Kopf. „Nein, ich schaffe es bis zur Bibliothek." „Wo ist dein Ehemann, Mann?" Ich presse meine Lippen aufeinander und sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er provoziert mich ständig damit!

„Okay, okay. Bin schon weg." Er hebt die Hände und geht rückwärts, bevor er sich vollständig umdreht und weggeht. Ich atme noch einmal tief durch und gehe in die Bibliothek. Er ist im Gefängnis. Was kann er mir antun? Nichts. Mir nur Briefe schicken und Angst einjagen. Aber er kann es auch, verdammt noch mal!

Während ich durch die Bücherregale gehe, spüre ich plötzlich einen warmen Atem in meinem Nacken. Da ich denke, dass es Liam ist, drehe ich mich lächelnd um, doch als ich Kilian vor mir sehe, bricht mein Lächeln sofort ab. Ich habe einen Mistkerl im Kopf. Vor mir steht ein Mistkerl. Meine Umgebung voller Mistkerle.

„Was willst du?", frage ich genervt und verdrehe leicht die Augen. Ich halte meine Tasche mit beiden Händen. „Du hast also geheiratet, ja?" Er grinst mich an. „Kilian, zieh Leine." Ich möchte mich umdrehen und gehen, als er mein Arm packt und mich zurückzieht. „Was erwarte ich auch von einer Schlampe? Du kennst den Kerl vielleicht schon seit ein paar Wochen." Er schüttelt den Kopf.

Herzschmerz Where stories live. Discover now