01 | Der Typ mit der Narbe

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Alicia Damiani

Angespannt sitze ich auf dem Stuhl und sehe Adele dabei zu, wie sie ihre Pommes isst. Sie liebt Pommes.

„Wo ist Kilian?", frage ich sie heute zum zehnten Mal, während sie den Kopf hebt und ich Ketchup in ihrem Mundwinkel sehe.

Kilian ist mein Freund.

„Er ist bestimmt bald da.", sagt sie genervt von mir, aber ich werde das Gefühl nicht los. Wo ist der Bastard?

„Und wo ist Renata?", frage ich sie dieses Mal und sie sieht mich mit einem ‚Halt die Klappe'-Blick an. „Sie ist kurz auf die Toilette gegangen."

„Oder sie lässt sich gerade von Kilian ficken.", antworte ich schroff.

Zwei Idioten, die denken, ich werde nichts herausfinden. Ich habe alles in meinen Händen. Sie sollen einfach abwarten.

Adele sieht mich an und legt den Kopf schief. „Hör auf, dir darüber Gedanken zu machen und mach endlich mit ihm Schluss."

„Nein, erst wird der Hurensohn sehen, was es bedeutet, mich zu betrügen."

Und dies mit meiner Freundin. Mit meiner Möchtegern-Freundin.

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben? Ich hätte ihr schon längst die Haare ausgerissen!", antwortet sie und zuckt mit den Schultern. Renata, Adele und ich waren eigentlich sehr gute Freundinnen, bis ich herausfand, dass sie mit meinem Freund schlief. Sie weiß nicht, dass ich es weiß.

„Da kommen sie.", flüstert mir Adele zu und ich sehe die anderen an. Kilian, Renata direkt neben ihm und dahinter Adrien.

Adrien ist Adeles Zwillingsbruder.

„Quoi de neuf?", frage ich den Franzosen auf Französisch, als er sich grinsend neben mich setzt. Adrien.

„Rien avec toi?", fragt er zurück, aber das ist alles, was ich verstehe. „So gut bin ich in Französisch jetzt auch nicht, du Idiot.", antworte ich, schüttele meinen Kopf und schlage ihm sanft auf den Kopf. Ich kenne ihn und Adele seit dem Kindergarten.

„Sorry, Milady." „Entschuldigung angenommen, Cat Noir."

„Schatz, bist du sauer auf mich?", fragt mich Kilian, woraufhin mein Blick zu ihm wandert und ich ihm ein teuflisches Grinsen zuwerfe. „Muss ich dafür einen Grund haben?", frage ich ihn und lege meinen Kopf schief.

Ich mag es nicht, wenn er mich Schatz nennt. Es reicht mir schon, dass mein Vater meine Mutter Tesoro nennt.

„Nein, natürlich nicht.", antwortet er und mein Blick wandert zu Renata. Sie neigt ihren Kopf, was mich siegessicher zum Grinsen bringt.

„Ich dachte, du hast eine Überraschung für mich?", fragt Kilian grinsend. „Erst nachher, Babe.", antworte ich ihm und mein Mundwinkel zuckt leicht.

„Wo warst du, Renata?", frage ich sie und lecke langsam über meine Lippen. Sie schluckt schwer und sieht mich und Adele abwechselnd an. „Rauchen."

„Ich dachte auf der Toilette?", schließt sich Adele auch an und wirft ihr einen Blick zu, bevor sie eine Augenbraue hebt. Ich unterdrücke mir ein Lachen und schaue Kilian unschuldig an, der mich schon verwirrt ansieht.

Herzschmerz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt