Neues Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 3)

14. Gemma

Einen Moment war Elli sprachlos. Was für ein Arschloch wollte sie da auf die makabere Art verarschen? Das war unterste Schublade.
„Bist du eigentlich krank? Geht dir einer ab, wenn du...", zeterte sie lautstark los.
Doch sie wurde schnell unterbrochen.
„Bitte Elli. Ich bin es wirklich", redete die Frau weiter und ihre Stimme klang tatsächlich wie Gemmas.
Sicher ein Computerprogramm, das die Stimme verstellt, glaubte Elli und wollte schon auflegen.

„Es geht um Jax."
Damit gewann die Anruferin erneut Ellis Aufmerksamkeit.
„Was ist mit Jax?", fragte sie, nicht sicher, ob sie der Frau trauen konnte.
Hinter der Stimme könnte sonst wer stecken und ihr sonst was erzählen.
Und doch wollte ein Teil in ihr glauben, dass sie wirklich mit Gemma sprach, sie doch nicht tot war, so unglaublich es auch erschien.

„Er war hier, bei mir und Clay. Es war natürlich ein Schock für ihn und wir wollten ihm alles erklären, aber er ist einfach abgehauen. Ich mache mir Sorgen um ihn."
Elli wusst nicht, was sie sagen sollte.
Die Frau behauptete Gemma zu sein und war am Leben, ebenso wie Clay.
Wenn das stimmte und Jax seine totgeglaubten Eltern gesehen hatte, musste das ein gewaltiger Schock für ihn gewesen sein.
Hatte er sich deshalb nicht gemeldet?
Sie hätte ihm vermutlich ohnehin nicht geglaubt, wenn er ihr das erzählt hätte.
Aber glaubte sie es jetzt?

So viele Emotionen überkamen sie gerade und sie schwankte zwischen Sorge, Erleichterung, Wut, Unglaube, Hoffnung.
Sorge um Jax, der sicherlich ebenso aufgewühlt war wie sie und in diesem Zustand lieber nicht fahren sollte.
Erleichterung darüber, dass Gemma und Clay am Leben waren, denn sie wollte daran glauben.
Gleichzeitig verspürte sie aber auch eine ungeheure Wut auf die beiden.
Wie hatten sie nur alle glauben lassen können, dass sie umgebracht worden waren? Wie wollten sie das erklären? Warum hatten sie alle trauern lassen und wen hatte der Club vor wenigen Tagen begraben?
Das war doch Schwachsinn, da wollte sie nur jemand auf den Arm nehmen, rief eine Stimme in Ellis Kopf. Vielleicht wollte die Frau sie auch irgendwo hin locken und nutzte dafür Ellis Trauer aus.
Vielleicht lebten sie aber wirklich und hatten sogar eine gute Erklärung für alles, schrie die Hoffnung in ihr dagegen an.

„Bist du noch dran?"
Aus ihren Gedanken gerissen nickte Elli und schob ein leises „Ja" hinterher, als ihr bewusst wurde, dass die Anruferin sie ja nicht sehen konnte.
Dann wollte sie es genauer wissen.
„Wenn du wirklich Gemma bist, dann sag mir, wie du meine Mutter immer nennst."
Diese Info konnte ein Außenstehender nicht haben, glaubte Elli.
„Blutsaugerin", antwortete Gemma und lachte auf.
Dieses Lachen traf Elli mitten ins Herz, Tränen bildeten sich in ihren Augen und eine Gänsehaut überzog ihren Körper.

„Warum?", wollte sie wissen und meinte mit diesem einen Wort so viel, was sie im Moment gar nicht in Worte fassen konnte.
„Bitte glaub mir Elli, wir werden es dir und Jax erklären. Aber es muss unter uns bleiben. Niemand darf wissen, dass wir noch leben. Das wichtigste ist jetzt aber Jax. Ich hab keine Ahnung, wo er ist oder was er vor hat. Er geht nicht an sein Handy. Aber wenn du ihn anrufst... Tig sagte, ihr seid wieder..."

„Tig?", stieß Elli aus und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
Natürlich wusste Tig Bescheid. Es gab schließlich keine Leichen, die er hatte verbrennen lassen, zumindest nicht Gemma und Clay.
Er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass die beiden lebten.
Hatte er sich deshalb so komisch verhalten?
Es fiel ihr schwer, ruhig zu bleiben, nicht aus dem Büro zu stürmen und Tig direkt an die Gurgel zu springen.

Aber das war nur aufgeschoben, denn Gemma hatte recht, jetzt ging es um Jax.
Bestimmt war ihm ebenfalls schon der Gedanke gekommen, dass Tig ganz anders in diese Sache verwickelt war, als angenommen.
Seit Tagen war Tig ein rotes Tuch für ihn und in Elli wuchs der Verdacht, dass Jax das heute rauslassen würde.
War er schon auf dem Heimweg, um sich Tig vorzuknöpfen?
„Ich werde es bei Jax versuchen", stimmte sie Gemmas Vorschlag zu. „Wie kann ich dich erreichen?"