7. Beim Bestatter

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Nachmittags fuhr Opie mit Donna und Halfsack vom Werkstatthof ins Zentrum. Elli und Jax fuhren zum Bestatter.
Sobald Jax die hölzerne Eingangstüre des Bestattungsunternehmens aufzog, beschlich ihn ein beklemmendes Gefühl.

In der Eingangshalle standen verschiedenste Urnen und Blumengestecke auf hüfthohen, verputzen Säulen. Biblische Bilder und Kreuze hingen an den Wänden dahinter. Zusätzlich zum Kronleuchter wurde der fensterlose Raum von ein paar Kerzen erhellt.

Vorsichtig schob sich Ellis Hand in seine und als er zu ihr sah, erkannte er das Glitzern von Tränen in ihren Augen.
Leicht drückte er ihre Hand, mehr Trost konnte er ihr gerade nicht spenden, doch vielleicht war das auch gar nicht nötig. Bisher waren ihm die Tränen verwehrt geblieben, auch wenn es ihm zum Heulen zumute war, es ging einfach nicht.
Aber wenn es so weit war, wusste er, dass er es an Ellis Seite konnte. Sie standen zusammen, auch in ihrer Trauer.

„Guten Tag."
Ein Mann im Anzug und mit einer Brille betrat die Eingangshalle.
Sein Blick glitt musternd über Jax, dann nickte er. „Mister Teller?"
Jax' erster Versuch zu antworten scheiterte und er räusperte sich, bevor er es erneut versuchte.
„Ja, genau. Und Sie sind Mister Campbell?"
„Korrekt. Bitte folgen Sie mir doch in mein Büro." Der Bestatter machte eine einladende Armbewegung und ging dann voran in den Nebenraum.
Vorbei an ausgestellten Särgen folgten Jax und Elli ihm durch diesen Raum, bis zu seinem Büro.

Die Sonne warf ihre hellen Strahlen durch die beiden großen Fenster, die hellbraunen Büromöbel ließen den Raum größer und freundlich wirken.
Jax hatte das Gefühl, er könne hier drin etwas befreiter atmen, obwohl der Blick auf die beiden schlichten grauen Urnen auf dem Schreibtisch die Übelkeit in ihm aufsteigen ließ.

„Bitte setzen Sie sich." Mister Campbell deutete auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Er selbst nahm in dem schwarzen Bürosessel dahinter Platz.
„Zuallererst möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen. Mister Teller", er sah Jax einen Moment eindringlich an, bevor er sich an Elli wandte. „Misses Teller."

Jax hörte, wie Elli tief Luft holte, und wusste, sie wollte dem Bestatter widersprechen. Aber schnell drückte er ihre Hand, die er noch immer fest umschlossen hielt und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Natürlich waren sie in ihrer Beziehung noch lange nicht so weit übers Heiraten nachzudenken, doch es hörte sich irgendwie richtig an. Zudem könnte es ein Vorteil sein, wenn der Bestatter Elli für seine Frau hielt, sollte es darum gehen, dass noch ein paar Details geklärt werden mussten.
Immerhin konnte er nicht gerade behaupten, dass er seit gestern etwas auf die Reihe bekommen hätte. Elli hingegen hatte sogar schon mit Mister Marsh wegen des Erbes einiges geregelt. Das hatte sie ihm nach dem Mittagessen erzählt und er war ihr dankbar dafür. Es war wichtig für den Club, aber auch für ihn selbst, dass die Werkstatt weiterlief.

Der Bestatter schien Ellis Aufatmen auf die Trauer zu schieben, denn er reichte ihr vorsorglich ein Taschentuch, bevor er einen Katalog aufschlug und über den Schreibtisch zu Jax und Elli schob.
„Mit Mister Trager habe ich bereits gestern besprochen, dass die Beerdigung am Freitag stattfinden kann. Bis dahin könnte ich die Urnen auf diesen und den nächsten drei Seiten besorgen. Zusätzlich zur Farbe können wir auch in der Größe etwas variieren. Vielleicht soll die Urne von Mister Morrow etwas größer sein, als die von Misses Teller-Morrow."

„Sie werden also nicht in diesen hässlichen Dingern beigesetzt?", fragte Elli und sah zu den zwei schmucklosen Urnen auf dem Schreibtisch.
Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Bestatters. „Theoretisch schon. Das sind die Aschekapseln, diese werden in die ausgesuchten Urnen eingesetzt. Haben Sie denn schon eine ungefähre Vorstellung, wie die Urnen gestaltet sein sollen?"
„Zumindest nicht so schlicht. Das passt nicht zu Gemma", überlegte Elli. „Etwas Hochwertiges, vielleicht sogar etwas Buntes?"

Neues Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 3)Where stories live. Discover now