1. Mal wieder Fitzpatrick

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Jax saß auf einem der Tische vor dem Clubhaus. In der einen Hand eine Zigarette, in der anderen eine Flasche Jacky.
Vor ihm standen Bobby und Chibs und redeten scheinbar auf ihn ein, doch er wirkte abwesend, hatte den Kopf gesenkt.
Wie in Trance lief Elli auf ihn zu.
Die Blicke der Clubmitglieder blendete sie aus. Noch war sie sich nicht sicher, wie sie dem Club gegenübertreten sollte. War sie denn automatisch wieder Jax' Lady und alles, was die letzten Wochen gewesen war, war vergessen?
So einfach würde es nicht sein, denn das Misstrauen war nun mal gesät worden. Wahrscheinlich auf beiden Seiten.
Aber im Moment war das egal. Sie war hier, weil sie für Jax da sein wollte.

Bobby und Chibs verstummten, als sie nur noch zwei Schritte von ihnen entfernt war.
Jax sah auf, sein Blick traf ihren und er rutschte vom Tisch.
Wortlos zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich.
Sie spürte den leichten Kuss auf ihrem Scheitel, schob ihre Hände auf seinen Rücken und krallte sich an seiner Kutte fest.

„Es tut mir so leid."
Ihre Stimme war leise und zitterte. Tränen brannten erneut in ihren Augen und sie konnte sie nicht mehr zurückhalten.
Als hätten ihre Worte das Ganze erst real gemacht, den Schmerz in ihr real werden lassen.
Jax' Griff um sie wurde noch fester.

„Was ist denn passiert?", fragte sie flüsternd.
Er antwortete nicht sofort, löste sich von ihr, strich ihr zuerst die Haare aus dem Gesicht, dann die Tränen.
„Kannst du dich heute vielleicht ums Büro kümmern? Wir haben nur zur Abholung geöffnet. Ruf Lowell an. Wenn er schon wieder aus dem Entzug und clean ist, soll er kommen. Vielleicht hat auch Pete Zeit."

„Äh, ja, klar." Elli sah irritiert auf.
„Danke. Wir müssen an den Tisch", meinte Jax emotionslos.
„Bist du okay?", wollte sie wissen. Sie konnte nur erahnen, wie es ihm gehen musste, konnte seine aufgesetzte Miene nicht durchschauen.
Er nickte kaum merklich, bevor er sich zu ihr beugte und sie küsste.
„Ich lass dir den Prospect da."


Noch vor ein paar Tagen hätte Elli denjenigen einweisen lassen, der ihr gesagt hätte, dass sie wieder in diesem Büro landen würde.
Und es fühlte sich noch viel falscher an, als sie zuerst gedacht hatte, hier anstelle von Gemma auf deren Stuhl zu sitzen.
Neben der Tastatur stand eine gebrauchte Tasse, sicherlich von ihr.
Minuten starrte Elli auf diese leere Tasse und fühlte sich mindestens genauso leer.
Sie war nicht immer mit Gemma und Clay einer Meinung gewesen, aber diese beiden hatten ihr hier eine Familie gegeben und mit ihnen hatte sie einen Teil dieser Familie verloren. Der Teil, der die Familie zusammengehalten hatte.
Zusammenhalt, den die Familie gerade jetzt bitternötig hatte.

Die Nummern von Pete und Lowell hatte sie in den Unterlagen gefunden. Beide hatten zugesagt, gleich zu kommen.
Der Prospect hatte sich bereits an die weniger schwierigen Aufträge gemacht. Allzu viel Ahnung vom Autoschrauben hatte er nicht. Aber er machte, was getan werden musste und das ohne zu meckern.

Mit ihrem Handy und einer Zigarette ging sie auf den Hof. Das Büro war ihr gar nicht so klein und erdrückend in Erinnerung gewesen.
Heute aber kam es ihr vor, als gäbe es kaum genug Luft darin, um länger, als eine Stunde zu überleben.
Jax und die Jungs waren in der Kapelle, wahrscheinlich würden sie auch nicht so schnell wieder rauskommen, aber Elli musste eine liebe Stimme hören. Deshalb wählte sie Donnas Nummer.

„Hi", meldete sich diese und Elli hörte ihr schon in diesem einen Wort die Trauer an.
„Hey. Wie war der Termin beim Arzt?", fragte Elli, um sogleich das Thema zu ändern.
„Gut. Sie ist gesund und gut entwickelt."
„Sie?" Elli grinste leicht. „Es wird also ein Mädchen?"
„Ja." Donna klang etwas besser gelaunt. „Opie hat sich total gefreut. Und ich mich natürlich auch. Aber dann kam diese scheiß Nachricht. Hast du Jax schon gesehen?"

„Ich bin in der Werkstatt. Lowell und Pete springen ein und machen die Autos fertig, damit sie vom Hof kommen. Der Club ist in der Kapelle. Kommst du später auch noch?"
Donna schien zu überlegen und es entstand eine kleine Pause. „Meinst du, wir sollten ein Essen geben? Ein kleines für den Club, in Gedenken an Gemma und Clay?"
„Ich kann einkaufen gehen, sobald Lowell und Pete da sind. Kochen können wir bestimmt bei Jax im Haus, da haben wir alles", stimmte Elli zu.
„Gib Bescheid, wenn ich noch was mitbringen muss", meinte Donna. „Gegen sechs?"
„Alles klar."

Neues Leben für den Club? (SoA FF Jax und Elli Teil 3)Where stories live. Discover now