Kapitel 20

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"Wieso willst du denn so dringen aus dem Heim raus? Ist es da so schlimm?", frage ich ihn.
"Schlimm? Schlimm ist kein Ausdruck. Es ist einfach fürchterlich. Noch dazu weil fast jeder Angst vor mir hat, dass ich ihm etwas antun könnte, was ich aber noch nie getan habe und auch nie tun werde."
"Aber du siehst auch nicht gerade wie ein Internatsknabe aus, der zu allem Ja und Amen sagt.", unterbreche ich seine Erzählung. Und wir beide müssen lachen. Das lockert die ganze Situation auf und ich werde mutiger und frage weiter. "Gehst du noch auf die Schule?"
"Nein. Um gottes Willen. Ich bin froh dass ich damit durch bin. Ich habe vor zwei Monaten mein Abi gemacht und arbeite seit zwei Wochen als Azubi in einer Autowerkstatt hier in der Nähe."
"Cool. Dann bist du jetz ja quasi selbstständig, was deine finanzielle Lage angeht. Das freut mich für dich. Das würde ich auch gerne von mir sagen können, dann könnte ich wenigstens von zu Hause weg und in eine eigene Wohnung ziehen. Aber wie sagt man so schön: ohne Moos nix los. Aber ich werde schon irgendeine Lösung finden."
"Danke. Aber so einfach eine vernünftige Wohnung hier in der Nähe zu finden ist es gar nicht. Du wirst bestimmt eine Lösung finden. Du bist ein cleveres Mädchen. Wenn du deine Familie bis jetzt ertragen hast dann schaffst du das auch noch bis du einen Ausweg gefunden hast und den wirst du ganz sicher finden.", sagt er und schaut auf seine Uhr. "Oh. Schon so spät. Ich muss jetzt wirklich los, sonst geben die noch ne Vermisstenanzeige auf. Tut mir leid. Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder."
"Ja, hoffe ich auch.", sage ich ehrlich.
Er schnappt sich Sunny und wir winken uns gegenseitig zu als er geht.

Liebe - unter UmständenWhere stories live. Discover now