Die Wette

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*Jens Sicht*

Wir saßen auf der Dachterasse des Hotels.
Wir waren müde und ausgelaugt.
Während Rotpilz und Jodie schon schlafen gegangen waren und Easy mit Rewi auf einer Liege kuschelte, saßen wir im Kreis und laberten über irgendwelches Zeug
,,das war schon ein krasser Tag" murmelte Luna und wir lachten
,,den werden wir nicht so schnell vergessen"
,,oh nein" sangen Easy und Rewi weiter drüben
Wir lachten und ich lehnte mich an Taddls Brust

Nach ner Stunde verabschiedeten sich alle und verzogen sich in ihre Zimmer.
Taddl wachte auf, als Ardy ihm gegen die Stirn schnippste
,,yo, wir gehen" sagte Ardy und Taddl nickte
,,wollen wir noch hier bleiben?" Fragte mich Taddl und ich flüsterte 'ja'

,,ok, bis morgen" murmelte Ardy und sie schlossen die Glastür hinter sich
,,musste der mich wecken?" Maulte Taddl, lachte aber dann als er mir über die Wange strich
,,ich glaub genau weil du so schön geschlafen hast, hatte er den Drang dazu" grinste ich

Mein Bauch kribbelte unheimlich.
Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
Taddl lächelte leicht und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Ich hasste diese Momente abartig.
Diese Momente, in denen wir uns so nahe waren, aber uns trotzdem nicht küssten.
Das machte mich so nervös, als würd ich auf etwas warten, das sowieso nicht passieren würde.
Ich seufzte und drückte mich fester in seine weiche Jacke.
Er starrte in den Himmel, an dem Millionen von Sternen zu sehen waren.
Sie strahlten hell aber trotzdem waren sie so winzig in unseren Augen

Ich mochte die Nacht. Aber auch nur wenn Jemand bei mir war.
Ich hasste es alleine durch die Straßen zu gehen und Angst haben zu müssen es würde gleich Jemand hinter ner Ecke hervor springen.

Seit ich damals von Georg überfallen wurde, wollte ich nicht mehr alleine raus.
Außer ich wollte dass er mich findet. Aber er würde mich nicht mehr finden.
Er saß in einer Irrenanstalt.
Zwar nicht hinter Gitter, wie in einem Gefängnis, aber er war nicht in der Lage uns weh zu tun
Und ich konnte mir nie mehr verzeihen, wenn er Jemandem wehtat der mir wichtig war.

,,worüber denkst du nach?" Fragte mich Taddl und lächelte leicht.
,,nichts wichtiges"
,,wenn du darüber nachdenkst muss es wichtig sein"

Ich zwickte ihn in die Seite, worauf er kurz auflachte.
Ich mochte es einfach nur neben ihm zu liegen und nachzudenken.
Meist sagte er einfach nichts und ließ mich denken was ich wollte.
Und er durfte denken was er wollte.

,,ich denk nur über dumme Sachen nach"
,,das kannst du gut" grinste er
,,du aber auch nicht schlecht"
,,woher willst du wissen dass ich nicht über mathematische Formeln nachdenke?"
Ich sah ihn schief an und wir lachten

,,ich vermisse Emma" sagte ich und Taddls Herz fing an laut zu pochen
,,ich auch"

,,ist es normal, dass wir hier liegen?"
,,was meinst du?"
,,naja, dass es 'uns' vielleicht noch gibt" sagte ich einfach drauf los
,,findest du das?"
Seine Stimme klang glücklich und ich lächelte.
,,brauchst gar nicht so dumm grinsen"
,,ich grins' gar nicht" meinte er und verkniff sich ein Lachen
,,genaaaaau"

Ich küsste ihn leicht auf seine Mundwinkel, worauf er mich leicht überrascht ansah.
Es war kein direkter Kuss, schließlich wars nicht direkt auf den Mund.
Keine Panik.

Obwohl es ein wenig windig war, spürte ich dennoch keine Kälte.
Mir war brennend heiß und ich schätze ich war knallrot.
Knallrot wie eine Tomate.

Aber das schien Taddl nicht zu kümmern, schließlich sah er immer wie ich bei jeder kleinst peinlichen Situation rot anlief wie ein Luftballon in den man Luft pumpte.

Und wir lebten schließlich auch Jahre zusammen, in denen er mich ungeschminkt und im Pennerlook sah.
Und ich sah ihn auch mit zerzausten Haaren in Jogginghose.
Und sogar darin sah er gut aus, was man von mir nicht wirklich behaupten konnte.

Ich sah ihm in die Augen, während er an seiner Lippe knabberte.
Mein Bauch spielte so verrückt, sodass mir prompt übel wurde.

Und dann küsste er mich. Sanft aber dennoch zittrig.
Es kam mir fast schon so vor als wäre er nervös. Also ich war nervös.

Ich nahm sein Gesicht in meine zitternden Hände während er mich fest an sich drückte.
Mein Kopf und mein Herz spielten verrückt während ich alles einfach nur geschehen ließ.
Vor einigen Monaten hätte ich nie gedacht ich würde ihn wieder küssen.
Und zwar ernsthaft und wahrhaftig küssen, nicht einfach so.

Sondern weil ich es so unendlich vermisst hatte ihn zu küssen, alles zu vergessen was passiert war.
Und zu wissen dass er mich auch küssen wollte und das nicht weil er es für nötig empfand.
Sondern weil er mich genauso sehr brauchte wie ich ihn.

Und ich wünschte dieser Moment hätte nie aufgehört, dass wir diesen Kuss nie beendet hätten.
Denn er war genau das, was mich im Moment glücklich machte.
Was mich all das Chaos was in den letzten Tagen passiert war vergessen ließ.

Und ich fühlte mich wie bei unserem ersten Kuss auf der Bank im Park.
Dieser Kuss war genauso frisch wie damals, genauso schön und genauso unvergesslich.

Meine Hände vergruben sich in seinem Haar, während wir uns immer noch küssten.
Auch wenn Jahre vergehen würden, wir könnten dennoch so liegen bleiben.
Mit dem Anderen neben sich. Es war perfekt.

Und auch wenn manche sagen würden, es wäre absurd ihm zu verzeihen, all unsere Fehler zu vergessen.
Aber es war nicht absurd, denn unsere Liebe war keineswegs absurd.
Auch wenn es vielleicht naiv und dumm von mir war, meinen Ex-Freund zu küssen, war es für mich die richtige Entscheidung.

Ich war glücklich in diesem Moment.
Und alle Anderen waren mir egal.
Wir waren glücklich und das war das was zählte.

Er lächelte in unseren Kuss hinein, was wohl der schönste Beweis dafür war, dass ihm dieser Kuss genauso viel bedeutete wie mir.

Wenn die Zeit kommt • Taddl FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt