Die Wahrheit

5.3K 361 34
                                    

*Jens Sicht*

,,da hast du wohl nen Arsch als Freund gehabt" sagte Easy während sie mir behutsam über den Rücken streichelte
,,ich hasse es, warum kann nicht einmal alles gut gehen?" Krächzte ich unter Tränen und Easy drückte mich fest an sich.

Wir saßen in meinem Zimmer, es war spät und die Tür war verschlossen.
Ich verschloss immer die Tür.
Ich mochte am liebsten nie mehr aus meinem Zimmer gehen.
Darin warten auf bessere Zeiten oder sowas.
Da konnte ich wohl lang warten.

,,ich hasse ihn" krächzte ich bitter heulend
,,shhhht" zischte Easy
,,ich hasse mich" krächzte ich wieder und sie schubste mich leicht von sich weg
,,bist du doof?" Fragte sie sauer und legte ihre Hände auf meine Schultern
,,hasse dich nicht, Jen! Das ist scheiße. Du kannst nichts dafür!"
,,du hast doch gehört was er gesagt hat" flüsterte ich während dicke Tränen aus meinen brennenden Augen schossen

,,er war eben auch wütend. Macht euch nicht gegenseitig fertig. Vertragt euch bitte, nur für Emma" redete sie mir ein und ich schüttelte nur meinen Kopf
,,ich kann nicht mehr" flüsterte ich ihr zu und sie sah mich irritiert mit einem Funken voll Angst an

,,gib' jetzt nicht auf Jen. Wir müssen mal nach Köln und das regeln, okay?!"
,,ich will nicht" sagte ich stur und drehte mich von ihr weg
,, du kannst deinen Problemen nicht aus dem Weg gehen"
,,aus dem Weg gehen?! Ich hab ihn doch angerufen"
,,ja, nur weil ich rumgenervt hab"
Sie verschrenkte ihre Arme stur vor ihrer Brust und ich sah sie zitternd an

,,Easy, ich hab seit Tagen nichts gegessen, nicht geschlafen. Ich kann nicht mehr" sagte ich schwach und lehnte mich an die Wand hinter mir
,,du hast nichts gegessen? Ja, das merkt man. Aber warum Jen? Mach dich doch nicht selbst kaputt"

,,ich kotze es sowieso wieder aus"
Es war still.
Easy starrte mich perplex an als hätte ich gerade gesagt, ich hätte Jemanden umgebracht
,,du kotzt dein Essen wieder aus?"
Ich sah sie an und nickte.
,,oh gott. Du musst damit aufhören Jen, das ist eine Sucht" sagte sie irritiert und stand leicht sauer auf
,,du kannst dich doch nicht so hängen lassen. Was ist wenn du Emma wieder bekommst und du abemagert des Todes bist?!"
,,ich bekomm sie nicht wieder" krächzte ich leise

,,doch das tust du! Aber wenn du hier nur so rumhängst wirst du sie nie weder sehen!" Sagte sie wütend und ich war erstaunt über ihre Sätze.
Sie kannte mich nicht.
Sie kannte auch Taddl und Emma nicht.
Aber trotzdem wusste sie was sagen.

Aber ich hatte keine Kraft irgendwas zu machen.
Ich fühlte mich so als würde ich gleich....

,,du kannst doch nicht mal selbst auf dich aufpassen" brummte es in meinem Kopf.
Ich kannte diese Stimme, die dumpf in meinem Kopf hallte.
,,wie willst du dann auf Emma aufpassen?"
Taddl sah mich verbittert an, während er Emma im Arm hielt.

Ich traute meinen Augen nicht und wollte zu ihnen rennen um Emma in meine Arme zu schließen.
Doch ich konnte nicht, ich kam nicht voran.
Ich sah auf meine Füße, die so schienen als klebten sie am Boden fest.
,,lass uns bitte nicht vor ihr streiten!" Rief ich ihm zu doch er schüttelte nur spöttisch lachend den Kopf

,,du hast nichts mehr zu sagen, Jen" sagte er und drehte sich um
,,nein warte!" Rief ich Taddl nach, der mit Emma wegging.

Was ist nur los?
Ich sackte auf den Boden, während sich meine Ungebung anfing zu drehen.
Mir wurde schwindelig und ich sah bunte, schillernde Farben

,,ich kann damit nicht leben, Jenny Bunny" hörte ich und sah zu der Person auf.
Felix kniete sich zu mir und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht
,,ich kann nicht ständig schweigen" sagte er und nahm meine Hände in seine.
,,es tut mir leid" sagte er und drückte meine Hände gegen den Boden.

Es schmerzte schrecklich und ich schrie vor Schmerz auf. Felix verschwand und meine Hände lösten sich nicht, als würden unsichtbare Hände sie immer noch runter drücken.
,,Felix!" Schrie ich doch meine Kehle trocknete prompt aus

,,du hättest es gleich schon geradebiegen können, Jen" ertönte die Stimme meines ehemals besten Freundes
,,du hättest darum kämpfen können" sagte Ardy und hockte sich zu mir
,,hilf mir" krächzte ich und Ardy grinste
,,ach Jen" sagte er grinsend und dicke Tränen quollen aus meinen Augen
,,nicht weinen, ich mag es nicht wenn du weinst" sagte er und legte mir eine Decke um die Schulter. Sie hatte das gleiche Muster wie die Decke in Opas Hütte
,,du musst anfangen stark zu werden" sagte er ernst und stand auf
,,hilf mir es zu werden" sagte ich
,,das musst du selbst tun. Du kannst dich nicht ständig auf andere verlassen"
Ardy strich mir durchs Haar und verschwand wie ein Windstoß

,,lasst mich hier raus!" schrie ich und versuchte mich zu befreien.
Meine Glieder schmerzten und ich konnte weder aufstehen noch meine Hände bewegen

,,ach Schätzchen" meine Mutter legte ihre Hand auf meine Schulter
Sie war warm und wohltuend
,,du hättest es uns sagen können"
,,wie denn?" fragte ich und sah in ihre dunklen, großen Augen
,,indem du deine Tür aufsperrst" meinte mein Vater, der seine Hand auf meiner anderen Schulter platziert hatte
,,ich konnte nicht, ich wollte nicht" sagte ich entschuldigend doch bekam keine Antwort
Ich drehte mich auf die Seite auf der meine Mutter stand. Doch keiner war mehr da

Ich heulte bitterlich. Es tat weh. Jeder verließ mich. Jeder hackte auf mir rum.

Ich sah Taddl in der Ferne, er ging an mir vorbei und ich rief seinen Namen.
Unsere Blicke trafen sich. Doch er sah mich nur bitter an
,,ich war nicht immer der Grund" sagte er
,,das hab ich nie gesagt"
,,aber du hast es gedacht"
,,nein, ich liebe dich. Ich liebe dich, Taddl." Rief ich unter Tränen und er ging langsam auf mich zu.

Ich saß immer noch auf dem Boden. Die Hände an den Boden geheftet
,,manchmal muss man eben loslassen" sagte er leise und küsste mich aufs Haar
,,aber ich will dich nicht loslassen"
,,du musst, es ist okay loszulassen" sagte er und sah mir tief in die Augen.
Mein Gesicht spiegelte sich in seinen eisblauen Augen.
Es war abgemagert und blass.
Dicke, dunkle Augenringe und rot-blaue Flecken zuerten mein Gesicht.

Taddl küsste mich sanft und mein ganzer Körper zitterte.
Es fühlte sich so echt an, wie damals.
Sein Gesicht verschwand vor mir und ich sah mich nach ihm um.
Wohin verschwanden all die Leute?

,,Jen, wach auf" ertönte Easys Stimme
,,wach auf!"
Sie legte die Hände auf meine Schultern und ich guckte sie an.
Doch meine Lippen waren wie zugenäht
,,ich bin doch wach!" Wollte ich schreien, aber ich konnte es nicht.

Sie schüttelte mich und schrie mich an
,,wach verdammt nochmal auf!"
Durch die schüttelnden Bewegungen qurde mir noch schwindliger und ich hätte kotzen können.
Alles drehte sich wie in einer Achterbahn

,,wach auf!"
Ich schockte auf.

Wenn die Zeit kommt • Taddl FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt