10. Teil

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,,Schon okay.", antwortete mir eine bekannte Stimmfarbe. Als sich der breit gebaute Rücken umdrehte, war ich für einen kurzen Moment wie parallelisiert.
Mich traf wieder dieser eiserne Blick, welcher in einem geheimnisvollen, grünlichen Ton schimmerte. Sein Blick verriet, dass er ebenso überrascht war, wie ich es war. Mein Puls dröhnte mir bis in die Ohren.

Wie zum Teufel konnte dieser Typ überall auftauchen, wo auch ich war? Es war wie in einem schlecht produzierten Film.

Ich löste den Blickkontakt und sah zu Hilal, der Nichte meines Onkels. Sie bemerkte die komische Stille und blickte fragend zu mir. Ich deutete mit einer deutlichen Kopfbewegung weiter gehen zu wollen. Ungeschickt wie ich war, kippte ich durch die dummen Hacken plötzlich zur Seite. Ich konnte mich in dem Moment selber zusammenschlagen!

Auf einmal spürte ich starke Hände um meine Taille und wie ich nach hinten gezogen wurde. Ich musste fest schlucken, um meinen Blick heben zu können. Erneut umzingelten mich seine Augen. Ich entzog mich seinem Griff und verfinsterte meinen Gesichtsausdruck.

,,Nicht nötig gewesen.''
Er lachte plötzlich auf.
,,Musste ich, ansonsten wäre Madame auf mich gefallen.'', er hielt inne und verstärkte sein Grinsen, welches purer Ironie zuzuordnen war.

,,Unfälle sollte man ja vorbeugen.''

Der dunkelblonde Freund neben ihm fing an zu lachen. Was sollte diese sinnlose Rederei? War es seine Absicht mich bloß zu stellen?

,,Was sind denn das für welche? Gehen wir weiter!'', kommentierte plötzlich Hilal und zog mich mit sich. Ich drehte mich um und traf wieder seinen Blick.
,,Fast hätte ich mitgelacht, aber leider auch nur fast.''

Angespannt drehte ich mich erneut um und spürte wie etwas brennendes meinen Brustbereich entlang fuhr. Was sollte dieser Schwachsinn? Nach geschätzten zwei Monaten sah ich diesen Mistkerl wieder und was tat er? Mich unnötig bloß stellen. Musste er immer alles auf seine provozierende Art kommentieren? Ich hatte das Bedürfnis ihn eigenhändig zu erwürgen, auf Grund seines absurden und kindlichen Verhaltens.

Ich hatte mir schon die vergangenen Wochen genau überlegt was ich nach diesem einen Tag bei Caner machen sollte, wie ich handeln konnte. Vielleicht hätte ich zur Polizei gehen sollen. Doch was sollte ich dort aussagen?

Ich wurde von irgendwelchen, unbekannten Männern grundlos verschleppt und wachte am nächsten Tag im Zimmer eines anderen Typen auf?!

Das alles ergäbe doch null Sinn. Es wäre sicher eine Anzeige gegen Unbekannt und aus einem merkwürdigen Grund wollte ich Caner nicht der Polizei melden. Mein inneres hinderte mich daran.

,,Kennst du den?''

Hilals Stimme holte mich aus meinen Gedanken raus.

Ich schüttelte meinen Kopf.

,,Nur flüchtig.''

,,Was für ein Penner.''

Ich nickte schmunzelnd und verschwand danach kurz auf die Toiletten. Auf dem Waschbecken stützte ich meine Hände ab und sah in den viereckigen Spiegel.
Ich atmete sehr schnell und fühlte mich merkwürdig. Als ob etwas fremdes in mir drin tobte. Ich drehte meinen Rücken zum Spiegel, weil mich mein Erscheinungsbild grundlos nervte.

Aufgefrischt ging ich vor die Toiletten, wo Hilal wartete. Sie lächelte mich lieb an.
,,Da vorne ist ein Stand mit Süßigkeiten, lass uns hingehen.''

Wir spazierten den Steinweg entlang, bis wir vor einem gutriechenden Kiosk ankamen. Hilal kaufte sich ein Eis.
,,Ist dir nicht zu kalt für Eis?'' , fragte ich neugierig.
Sie schüttelte den Kopf.
,,Ich liebe Eis, egal wann egal wo.''

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