ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 8 - ᴍᴇᴍᴇɴᴛᴏ

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16 Jahre zuvor

Aergia-System, Ceres II

Das Klassenzimmer war gefüllt. Anara, eine von zehn Schülern, saß in der ersten Reihe und lauschte den Ausführungen der Lehrerin gebannt.

„Mit der Erfindung Ambrosias wurde es uns also möglich gemacht, das Altern zu stoppen. Was war der nächste Schritt?"

Anara meldete sich. „Den Bauplan ändern."

„Sehr gut!", lobte die Lehrerin, „Der nächstlogische Schritt ist es, den Bauplan unseres Körpers anzupassen."

„Bauplan unseres Körpers?", fragte ein Junge aus der hintersten Reihe.

Die Frau mit den langen, blonden Locken und der sonnengebräunten Haut lächelte. „Jedes Lebewesen hat eine DNA. In ihr steht, wie in einer Anleitung oder einem Bauplan, wie unser Körper aufgebaut werden soll. Wenn in der DNA steht, dass wir dunkle Augen haben, dann werden unsere Augen auch dunkel sein."

Während ihrer Ausführungen deutete sie auf das jeweils erwähnte Körperteil. „Wenn in dem Bauplan steht, dass wir dunkle, glatte Haare haben, dann werden uns auch dunkle, glatte Haare aus dem Kopf wachsen. Das gilt für alles, was uns einzigartig macht. Unser Aussehen, unsere Eigenschaften, unsere Intelligenz, all dies ist durch einen Bauplan vorherbestimmt."

Sie wartete kurz und fuhr dann fort. „Aber was ist, wenn ich keine dunklen Haare haben möchte? Ich kann sie färben. Wenn ich keine blauen Augen haben möchte? Ich kann Kontaktlinsen tragen. Nun ... das ist ziemlich aufwendig und unnatürlich. Da kommt Ambrosia 2.0 ins Spiel. Diese Medizin bietet einen einfacheren, sanfteren und tiefgreifenderen Weg, solche Merkmale zu ändern. Schlagt eure Lehrbücher auf, Seite 63. Wir lesen den Text über die Wirkweise von Ambrosia 2.0."

Die Schüler aktivierten mit ihren Teks an der Stirnseite der Pulte ihre Lehrbücher und schlugen die besagte Seite auf.

Nach Lesen des Textes warf ein Junge rechts neben Anara ein: „Aber das kann nicht jeder! Meine Mutter sagte, dass nicht jeder Zugang zu Ambrosia hat!"

„Deine Mutter erzählt Unsinn!", rief eine Schülerin von der anderen Seite des Raumes her.

Unruhe breitete sich in den Reihen aus. Die Lehrerin beschwichtigte die Klasse.

„Ambrosia ist ein Grundrecht der Menschen", erklärte sie mit sanfter Stimme, „Die einzigen Mitglieder unserer Gesellschaft, die noch kein Ambrosia in sich tragen, seid ihr, die Kinder."

„Aber ich will auch meine Augenfarbe ändern!", schmollte das Mädchen hinter Anara.

„Das wirst du, sobald du erwachsen bist. Du hast genug Zeit, um zu wachsen. Gut, wo waren wir stehen geblieben?"

Anara meldete sich. „Und was, wenn Ambrosia ausgeht?"

„Wenn Ambrosia ausgeht?" Das Lächeln gefror der Frau auf den Lippen.

Sie bemühte sich, es nicht zu verlieren.

„Es ist nicht möglich, dass Ambrosia ausgeht. Solange Eden Indigo, die Herstellerfirma von Ambrosia, existiert, ist es nicht möglich, dass Ambrosia ausgeht."

Gegenwart

Breaking News.

In Karthago zur Mittagsstunde wurde es bekannt gegeben. Die Passanten in der Fußgängerzone blieben stehen, verstummten und blickten auf. Dort gaben die, von Holokristallen an die gläsernen Fassaden der Gebäude geworfenen, Bildschirme folgende Nachricht preis.

Cecilius Trelane, Oberhaupt Eden Indigos, spurlos verschwunden.

Zur selben Zeit in einer Pressekonferenz. Die Führungsriege Eden Indigos und Polizeibeamte hatten vor einem Meer aus Blitzlichtern Platz genommen. Sie besprachen den weiteren Kurs, einen Kurs ohne Firmenoberhaupt.

OlymposWhere stories live. Discover now