Eine unverhoffte Aussprache

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„Hermine?"

„Was?" Ruckartig richtete sie ihren Blick wieder auf Ginny, die sie erwartungsvoll ansah. Hatte sie ihr etwa eine Frage gestellt? „Entschuldige, was hast du gesagt?

„Ich, ähm-" Sie kratzte sich an der Nase. „Es war eine dumme Idee, entschuldige." Sie machte Anstalten, an Hermine vorbei Richtung Tür zu gehen, als Hermine sie aufhielt.

„Nein, bitte, was wolltest du fragen?"

„Ich hab dich gefragt, ob du vielleicht mit mir Essen gehen möchtest. Fortescue's hat in dieser Jahreszeit ganz wundervolle Pfannkuchenkreationen."

Hermine blinzelte und bevor sie richtig darüber nachdenken konnte, hörte sie sich selbst „Ja, das würde ich gerne" sagen. Innerlich stöhnte sie auf. Wo hatte sie sich da nur reingeritten. Aber gut, es war nur ein Mittagessen, das würde sie schon irgendwie hinter sich bringen können.

Fortescue's war um die Mittagszeit gut besucht. Sie bekamen einen Tisch im hinteren Bereich des Ladens, der durch große Topfpflanzen etwas abgeschirmt wurde, sodass sie ungestört waren. Sicherheitshalber zauberte Hermine trotzdem einen ‚Muffliato', um unerwünschte Zuhörer auszuschließen.

Beide bestellten einen herzhaften Pfannkuchen, Hermine mit gebackenem Tomate-Mozzarella und Rucola, Ginny mit Hähnchenbrustfilet in Erdnusssoße, sowie eine Flasche Wasser. Das waren auch die einzigen Worte, die an ihrem Tisch gesprochen wurden. Hermine hoffte, dass das Essen schnell gebracht wurde, nicht nur, weil sie Hunger hatte, sondern viel mehr aus dem Grund, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie ein Gespräch mit Ginny führen sollte.

Wieder war es ihr Gegenüber, die die Stille unterbrach. „Wann ist es soweit?"

Hermine legte den Kopf leicht schief, bis ihr einfiel, worauf Ginny hinauswollte. „Ende November. Ich bin in der fünfunddreißigsten Woche."

„Lass mich raten, deine Füße bringen dich um und du rennst dauernd auf die Toilette?" Ginny lachte.

„Ja, ich bin froh, wenn das vorbei ist", stimmte Hermine ihr mit einem Grinsen zu.

„Bei James ging es mir genauso. Wenn ich ihn sehe, frage ich mich immer wo die Zeit geblieben ist."

„Wie alt ist er denn?"

„Vierzehn Monate." Sie lächelte und kramte ein Foto aus ihrer Geldbörse, das sie Hermine reichte. Auf dem Bild war ein lachender Harry zu sehen, der einen kleinen, ebenfalls lachenden Jungen ein klein wenig in die Luft warf und wieder auffing. Sie strahlten pures Glück aus und Hermine konnte ihren Blick kaum abwenden. Der kleine James hatte die gleichen unbändigen, schwarzen Haare wie sein Vater.

„Seit er laufen kann, setzt Harry ihn immer öfter auf einen Besen."

„Ja, das passt zu ihm. Ich wette, Draco wartet auch nur darauf, unserem Kind das Fliegen beizubringen." Hermine schaute auf und sah, dass Ginnys Lächeln verschwunden und einem leicht gequältem Gesichtsausdruck gewichen war. Natürlich war es die bloße Erwähnung seines Namens, der die gerade gelöste Stimmung direkt wieder zunichte machte. Sie war es so leid.

„Na sag es schon", forderte sie Ginny auf. „Sag mir, dass ich eine Verräterin bin."

Ginnys Augen weiteten sich und sie schüttelte leicht den Kopf.

„Das wollte ich gar nicht."

„Ach nein?"

„Nein."

Wieder Stille, die zum Glück durch das gebrachte Essen unterbrochen wurde. Hermine war eingeschnappt und hatte jetzt schon keine Lust mehr auf die Gesellschaft. Sie würde essen und gehen, dann war das Thema ein für alle Mal erledigt.

HeimatgefühleWhere stories live. Discover now