Kapitel 13

102 3 0
                                    

Wie ein Weihnachtslicht leuchtete der rote Punkt auf dem Handybildschirm auf, welcher das Ziel für Jan und sein Team markierte. Endlich, nach einer halben Ewigkeit hatte Rettig den Mietwagen orten können und nun würden sie ihren Kollegen wiederfinden. Wie es Moritz mittlerweile ging? Die Kopfverletzung hätte so schnell wie möglich behandelt werden müssen, doch dachten die Entführer überhaupt daran? Zu Beginn war Jan kein Fan davon gewesen, Moritz als Ersatz für seinen besten Freund im Team zu haben, besonders nachdem er ihn bereits mit einer Schusswaffe bedroht hatte. Mittlerweile jedoch war der Spinner ihm ans Herz gewachsen, auch wenn er manchmal skurril und kontrovers war. Gleichzeitig war es vielleicht genau das, was sein Team brauchte. Eine neue Art zu denken, eine neue Art, die Sachen anzugehen. Jan wollte sich nicht einmal ausmalen, wie es sein würde, wenn Moritz nicht mehr Teil ihres Teams wäre. Nein, nicht wenn. Falls! Sie würden ihn rechtzeitig finden, sie mussten ihn rechtzeitig finden! Er wollte nicht wieder einen Freund verlieren.

Während er sich gerade in einem Überholmanöver befand, begann sein Telefon zu klingeln. Ohne die Augen von der Straße oder den Fuß vom Gas zu nehmen nahm er den Anruf an. Hier Maybach." Es ist immer noch erstaunlich, dass du nicht auf dein Handy schaust, um Anrufer zu erkennen", lachte Leni und schon lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Sie hatte ein Talent dafür, in gefährliche Fälle involviert zu werden, hoffentlich passierte dies nicht erneut. Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr eine Polizeirätin bei euch im Verhörraum habt? Möchtest du mir vielleicht erzählen, was es damit auf sich hat?" ,,Leni, so sehr ich dich und den freien Journalismus schätze, doch dazu kann ich dir nichts erzählen", versuchte er sie abzuwimmeln, doch seine Exfrau schien sich nicht einfach so zurückziehen zu wollen. Stattdessen setzte sie einen nach: ,,Scheint also was großes zu sein. Plant ihr eine Aktion mit dem BKA, oder geht es sogar höher?" ,,Bitte. Du weißt, dass ich dich nur selten bitte, von etwas abzulassen, doch das ist wirklich kein Fall für dich. Zumindest nicht jetzt, vielleicht später." ,,Was versuchst du zu verstecken, Jan? Du hast gestern sogar verpasst, Lotte abzuholen." Kurz häsitierte Jan, ob er ihr erklären sollte was vorgefallen war oder nicht, dann kam er zu einem einfachen Entschluss. Früher oder später würde sie es erfahren. Somit erzählte er ihr davon: ,,Gestern Mittag wurde mein Kollege und seine Nichte entführt. Seine Nichte wurde freigelassen, doch Moritz ist immer noch verschwunden. Anscheinend haben seine Mutter, welche Polizeirätin in Berlin ist und sein Bruder, ein ehemaliger Kommissar des BKAs etwas damit zu tun. Mehr kann ich dir nicht erzählen und ich bitte dich, um das Leben meines Kollegen und Freundes, halte dich mit deiner Story zurück, bis wir den Fall gelöst haben oder zumindest Moritz in Sicherheit ist."

Es brauchte Jan noch etwas Überzeugungsarbeit, bis Leni ihm versprach, die Story noch nicht zu bringen. ,,Und Leni", fügte er sicherheitshalber hinzu: ,,Könntest du Lotte heute bei dir behalten und nicht aus den Augen lassen? Nur zur Sicherheit." ,,Natürlich", versicherte sie ihm, bevor sie auflegte. Er konnte fast schon verstehen, weshalb sie unbedingt die Informationen haben wollte. Es war die Aufgabe der Polizei, die Menschen zu schützen, und nicht sich durch ihre Rechte zu bereichern. Wie hatte es sein können, dass diese Organisation nie aufgefallen war? Egal, er musste sich auf die Straße konzentrieren, sonst könnte er falsch abbiegen. Mit der Sprachkontrolle ließ er den Wagen Ina anrufen, um ihr über Lenis Kenntnis zu berichten. ,,Was gibt es, Jan?", fragte seine Chefin. ,,Leni hat mich gerade angerufen. Irgendwer hat ihr von der Sache erzählt und nun möchte sie eine Story daraus machen." ,,Das ist vermutlich genau das, was die Entführer wollen. Was hast du ihr erzählt?" Ohne große Umschweife fasste er zusammen: ,,Ich habe sie gebeten, die Story erst später zu bringen. Sobald wir Moritz wiederhaben, möchte sie aber alle Infos haben. Besonders über Frau Brenner." ,,Hoffentlich hast du es ihr nicht versprochen. Wahrscheinlich wird auf dieses Schlamassel eine große interne Ermittlung folgen", entgegnete sie. ,,Denkst du wirklich? Wenn es wirklich so weit reicht, dann wird keine Ermittlung zustande kommen. Würde ein bisschen Druck von außen nicht helfen?"

VerlorenWhere stories live. Discover now