Kapitel 12

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Kaum hatten Lela und Hans Daniel von Moritz weggezogen, kniete sich Hazar neben den Verletzten und versuchte, ihn aufzuwecken. ,,Moritz? Hörst du mich?" Vorsichtig schüttelte er die Schulter des Mannes, doch jener schien komplett weggetreten zu sein. Wutentbrannt ging Lela Daniel an: ,,Bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Wenn der jüngere Brenner stirbt, haben wir kein Druckmittel mehr, um an Bent ranzukommen!" ,,Beide sollen dafür bezahlen, was sie uns angetan haben. Und ihre Mutter sollte auch verrecken!", keifte der Mann zurück und bevor dieser nun die Frau angreifen konnte, ging Hans dazwischen. ,,Hey, hey. Ruhig Blut, ihr Giftschlangen! Wir werden nichts erreichen, wenn wir uns gegenseitig an den Kragen gehen." ,,Ich brauche einen Erste-Hilfe-Kasten", rief Hazar rein und zog somit die Aufmerksamkeit auf sich: ,,Der Verband ist durchgeblutet, ich muss einen Neuen anbringen. Auch muss ich schauen, dass kein Hirnschaden entstanden ist." Kurz zögerten seine Freunde, nun ja, bei Daniel sprach er nicht zwingend von einer Freundschaft, dann lief Hans auch schon los. Daniel wurde von Lela hinaus geführt und ließ somit Hazar alleine mit Moritz bewusstlosen Körper zurück. An seiner Halsschlagader konnte er einen Puls spüren, schwach doch vorhanden. Als er eine naheliegende Glasscherbe unter die Nase des Verletzten hielt, konnte er beobachten, wie das Glas im Rhythmus seiner Atmung beschlug und sich dann wieder klärte. Das war zumindest etwas.

Nachdem Hans den Kasten gebracht hatte, machte sich Hazar wieder dran, Moritz einen neuen Verband anzulegen. Er hatte bereits die Reaktion der Pupillen untersucht und glücklicherweise war nichts auffällig. Ein weiteres Mal dankte er seinen Eltern, die ihn eigentlich zum Mediziner erziehen wollten und zur Ausbildung zum Rettungsassistent gezwungen hatten. Vorsichtig löste er den alten, verrutschten Verband, bevor er eine neue Kompresse auflegte und einen frischen Verband um den Kopf seines Exfreundes wickelte. Moritzs Bewusstlosigkeit erschwerte den Vorgang des Verarztens, doch Hazar gab sein Bestes. Hätte er Moritz nicht rechtzeitig gehört, wie weit wäre Daniel gegangen? Er hatte Moritz noch nie wirklich leiden können, wahrscheinlich lag es an seiner offenen Art. Im Gegensatz zu dem eher konservativen Daniel war Moritz ein weltoffener Mensch. Häufig waren die beiden aneinander geraten, als sie noch im gleichen Team gearbeitet hatten. Auch Hazar selbst war einmal Streitpunkt gewesen. Mit rassistischen Beleidigungen hatte Daniel ihn geneckt, so nannte er es. Hatte ihm immer und immer wieder seine ethnische Herkunft als Makel an den Kopf geworfen. Der Einzige, welcher sich für ihn eingesetzt hatte, was Moritz gewesen. Eines Abends, als es ihm zu viel mit Daniel wurde, waren sie gemeinsam in eine Bar gegangen und hatten sich die Sorgen von der Seele getrunken. An diesem Abend war es dazu gekommen, dass er mit Moritz geschlafen hatte. Eines hatte zum anderen geführt, ein Drink war vielleicht zu viel gewesen, was darin resultiert hatte, dass er bei Moritz im Bett aufgewacht war. Und anstatt das es peinlich wurde, war eine wundervolle Beziehung daraus entstanden.

Während Hazar den Raum verließ, zog er die Einweghandschuhe aus. ,,Wie steht's mit ihm?", erkundigte sich Lela und auch Hans sah besorgt aus. ,,Wo ist Daniel?" ,,Den haben wir rausgeschickt. Er soll mal eine oder zwei rauchen. Vielleicht bringt ihn das wieder runter." Hans Aussage beruhigte ihn etwas. ,,Moritz lebt, hat meines Wissens nach keine Hirnschäden, doch ich würde ihn nicht allein lassen. Zum Trübsal meiner Eltern bin ich kein richtiger Arzt", erläuterte er: ,,Zur Zeit geht es ihm noch ganz ok, doch wer weiß, was mit der Zeit kommt und ob er bis morgen durchhält." ,,Kann er bewegt werden?" Verwirrt über Lelas Frage riet er die Antwort mehr, als sie genau zu wissen: ,,Ich müsste wissen, ob er noch alles spürt und bewegen kann, sonst kann ich eine Verletzung der Wirbelsäule nicht ausschließen." ,,Also wenn er alles spürt, kann er bewegt werden?" ,,Ja. Wieso fragst du?", wollte Hazar nun schlussendlich wissen. Gerade als Lela anfing die Situation zu erläutern, kam Daniel rein und hörte erstaunlicherweise leise zu: ,,Wir müssen den Standort wechseln. Moritzs Team ist dahinter gekommen, dass ich mit euch unter einer Decke stecke und wahrscheinlich besitzt der Mietwagen einen GPS-Tracker. Die Nutzungsbedingungen liest sich keiner durch. Jedenfalls werden die bald hier sein." ,,Wieso hast du auch nicht den Wagen gewechselt? Hättest uns ja anrufen können", warf Daniel ihr vor, was sie sogleich abtat. ,,Ich habe mein Handy zurückgesetzt und bei denen gelassen. So kann man es nicht Orten, im Gegensatz zu Hans, und keine Informationen herausnehmen." ,,Egal was ist, ich werde nicht zulassen, dass Moritz bewegt wird, solange ich nicht weis, ob seine Wirbelsäule gesund ist oder nicht!", stellte Hazar klar und fing sich ein wütendes Schnauben von Daniel ein. ,,Dann schau halt!"

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