Kapitel 3

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Ich widme dieses Buch meiner geliebten Rosemary in der Hoffnung, dass sie mich eines Tages findet.

Seiner geliebten Rosemary? Klingt nach einer traurigen Liebesgeschichte. Wie sie wohl ausgeht? Dachte ich und fing an, die erste Seite zu lesen.

Inmitten des Buchladens fiel dein Blick auf mich,

ohne zu wissen, dass das Buch gerichtet ist an dich.

Man hat mir dich entzogen mit Gewalt,

und heute kennst du nicht mehr meine Gestalt.

Ich werde alles tun, um dich wiederzufinden,

um dich hoffentlich diesmal, für immer an mich zu binden.

Um 12.05 Uhr erblickten deine Augen zum Ersten Mal die Welt und auch meine Augen fanden in diesem Augenblick die Welt. Der Name Rosemary nach dem lieblichen klang der Mutter Rosella. Es war der schönste Tag meines Lebens, wer hätte gedacht, dass stundenspäter meine heile kleine Welt zerbrechen würde? Stolz hielt ich dich in meinen Armen und wollte dich der erschöpften Rosella zeigen, doch ihre Augen reagierten nicht. Zuerst dachte ich, sie würde nur schlafen, aber dann kam mir ein kleiner Verdacht und ein eiskalter Schauer durchflog ich mich und schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, bis das Zimmer von Ärzten durchflossen war, und ich schrie weiter, hielt deine Hand und kniete am Bett neben ihr. Die Tränen prasselten auf mich nieder und ich hielt meine kleine Welt so dicht an mir, wie ich nur konnte. Ich wollte sich nicht auch noch verlieren. Sie ist das einzige, was mir von ihr geblieben ist. Von meiner geliebten Rosella.

Die nächsten Tage und auch Wochen danach waren schwer. Aber ich musste stark sein und kämpfen für dich und mich. Wie gerne würde ich mich in Alkohol ertrinken, den Rausch von Drogen spüren, um nichts mehr zu fühlen. Wie gerne würde ich Rosella in den Tod folgen. Aber ich hatte dich und ich blieb stark für dich. Für uns. Ich tat alles, was ich tun musste, um dir das Leben zu ermöglichen, das du verdient hattest.

Ich blättere weiter und las auch ein bisschen in die nächsten Seiten. Er beschrieb Rosemarys Entwicklung und wie er anfing, seinen Job zu kündigen, um als Autor zu arbeiten, um näher bei Rosemary sein zu können. Ich blätterte und stöberte umher bis ich irgendwann das Kapitel erreichte mit dem Titel. „Das Ende meiner kleinen Welt."

Als Rosemary vier Jahre alt wurde, nahm ich sie zum ersten Mal mit an die Ostsee. Als Autor hatte ich die Möglichkeit, von überall zu arbeiten und ich wollte ihr unbedingt das Meer zeigen, das ihre Mutter so geliebt hat. Als wir den Strand betraten, war er voll von Menschen. Ich wollte wieder zurückgehen, da ich seit dem Tod von Rosella Probleme habe, unter Menschen zu gehen. Doch dein Blick war so traurig, als ich dir sagte, dass wir wieder gehen müssten. Ich hatte dir den Strand versprochen und in dem Moment hab ich dich enttäuscht. Ich überwand meine Angst und fand ein süßes Plätzchen. Nur 20 min höchstens, dann würden wir gehen und an einem anderen Tag, wo es nicht so voll ist, zurückkehren. Ich ließ dich keine Sekunde aus den Augen. Wirklich keine einzige verdammte Sekunde, bis diese Frau kam. Sie ähnelte Rosella so verdammt sehr, dass mein Herz kurz sprang und mich ein leises Gefühl von Hoffnung durchflog. Ich wusste, dass Rosella eine Schwester hatte, begegnet bin ich ihr allerdings nie beim genaueren Hinschauen fielen mir die vielen Unterschiede im Gesicht auf. Das war der Moment, wo die Realität mich fasste und ich klarkommen musste, dass Rosellla niemals wieder zurückkommen würde und ich habe gelernt, meinen Frieden zu finden, solange Rosemary an meiner Seite ist. Ich griff nach ihrer Hand, um sie noch fester zuhalten. Doch da war nichts. Absolut nichts. Panik stieg in mir auf. Mein Hals war plötzlich trocken und ich keuchte. Rosemary war weg und diese Frau auch! Verdammte Scheiße. Ich schrie ihren Namen Buchstabe für Buchstabe. Alle möglichen Strandbesucher drehten sich zu mir, um aber in keinem der Gesichter spiegelte sich deins wieder und keiner half mir. Absolut keiner. Bis spät in die Nacht suchten wir mit Rettungskräften den Strand ab, befragten alle Leute, aber keiner hatte dich gesehen. Wieso hast du nicht geschrien, Rosemary? Wieso nur wolltest du an diesen Strand? Ich hätte deinem Hundeblick widerstehen müssen. Ich hätte dich nicht verlieren dürfen. Ich gebe mir selbst so sehr diese Schuld für alles. Ich habe als Vater versagt, aber glaub mir Rose ich werde es wieder gutmachen. Ich werde dich finden und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich werde jeden Ort absuchen. Ich bin durch die halbe Welt gereist, um deine Spur zu finden und ich glaube, ich habe dich gefunden. Wenn du dieses Buch gerade liest, dann heißt es, dass du es geschafft hast von deinem gegenüberliegenden Zimmer dich hierher zutrauen. Von der Frau, die dich damals entführt hat, ich vermute deine Tante lösen konntest und die Vertrautheit der Bücher, die ich dir schon als kleines Kind zeigte, wieder hierher geführt haben. Bitte, Rosemary vertrau mir.


Rote Rosen haben Stacheln und keine DornenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt