Kapitel 2

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Verdammt, ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Schon wieder fesselten meine Augen den Buchladen. Da entstand in meinem Kopf eine Idee, die wie ein Virus ihre Wurzeln um jede einzelne Gehirnzelle schlingt und immer weiter wächst, bis jegliche Verdrängung zu spät ist. Mein Virus hatte bereits Blut geleckt. Blitzschnell zog ich mir Schuhe und Jacke an. Mir war egal, wie ich aussah, ich durfte keine Sekunde verlieren. Die Zeit fließt kontinuierlich, sie kümmert sich nicht um Menschen die stolpern. Sollen mich doch alle in meinem Pyjama sehen. So wie ich meine Mutter kenne, hat sie eh in einem halben Jahr wieder einen Auftrag in einer anderen Stadt angenommen und wieder wird diese Stadt nur eine von vielen Erinnerungen ohne Inhalt. Egal wo oder wann man lebt, Menschen sind immer überall gleich. Hastig schloss ich die Haustür hinter mir. Ich sprintete gegenüber zum Buchladen. Ich war so auf mein Ziel fokussiert, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich gegen duzende Leute prallte. Jetzt kam mir der Weg doch länger vor, als ich ihn mir in Gedanken ausgemalt hatte und kurz zweifelte ich an meinem Plan. Mich balgte mein schlechtes Gewissen und ich wollte gerade wieder umdrehen, da stand ich schon vor diesem wundervollen kleinen Buchladen, der plötzlich viel größer wirkte als vom Fenster aus. Langsam betrat ich den kleinen Laden. Die Glastür gab ein leises DING von sich, sobald man sie öffnete. Ich kam aus dem Staunen gar nicht heraus. Wo sollte ich zuerst hinschauen? Es gab Regale mit Büchern bis zur Decke, kleine Theken mit Buchpyramiden und Lesenischen. Ich schlenderte langsam durch die Gänge und tat das, was ich schon ewig machen wollte: mit meinen Fingern entlang der Buchrücken gleiten. Ich tat das die ganze Reihe entlang und entlang der Nächsten. Es fühlte sich unfassbar schön an die verschiedenen Buchdicken und Muster der Rücken zu spüren. Eins nahm mich besonders in seinen Bann. Auf dem Buchrücken befand sich eine fühlbare Rose. Ich nahm es vorsichtig heraus und strich noch einmal über das Muster der Rose am Rücken. Worum es in dem Buch wohl geht? Ich warf einen Blick auf die Vorderseite und konnte meinen Augen kaum trauen. Der Titel des Buches war „Rosemary-Rosen haben Stacheln und keine Dornen". Was ein lustiger Zufall dachte ich, ein Buchtitel meinen Namen trägt? Wie konnte ich da anders, als nicht kurz reinzuschnuppern? Mir blieb definitiv noch etwas Zeit, bis meine Mutter zurückkam. Normalerweise schlenderte sie noch durch hundert andere Geschäfte, daher schlug ich schnell das Buch auf. Wieso kam mir der Name des Autors James Hamada so unglaublich bekannt vor? Nein, dass bilde ich mir bestimmt ein, weil ich gerade so fasziniert bin. Ich würde mich erinnern, wenn ich schon Werke von ihm gelesen hätte. Ich blätterte weiter durch die ersten Seiten.

Rote Rosen haben Stacheln und keine DornenWhere stories live. Discover now