Kapitel 12 - Der Wolf und das Date

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Plötzlich bekam diese Notiz eine ganz andere Bedeutung. Eine Nummer, die nur die wichtigsten Menschen in seinem Leben hatten? Dankbar lächelte ich ihn an:

»Danke für dein Vertrauen, P'Seua.«

Er fixierte mich mit einem eindringlichen Blick: »Speicher' sie ein oder lern' sie auswendig und vernichte diese Notiz dann, Cai.«

Ich fühle mich, als hätte ich gerade Top-Secret Unterlagen erhalten. Wobei, war es nicht auch so? Wer hatte schon die private Nummer eines Stars?

»Okay. Ich werde sie behandeln wie ein Staatsgeheimnis.«

»Besser so. Auf unseren Plan scheint das nicht zuzutreffen«, erwiderte er mit einem bösen Grinsen.

»Naja, du solltest den Wolf eben nicht zu sehr provozieren. Dann kann es schon mal sein, dass er angreift.«

Seua überwand auch noch das letzte bisschen Distanz zwischen uns, legte seinen Kopf auf meine Schulter. »Genau deswegen mache ich das«, flüsterte er. Er küsste mich auf die Wange. Ich hatte ihm mal wieder eine Steilvorlage geliefert und er nutzte es schamlos aus. Ich legte meine Arme um ihn, wollte den Moment nutzen, in dem wir unbeobachtet waren.

»Mitch hat uns sowieso gesehen. Auch wenn es mir vielleicht ein bisschen peinlich ist, ewig können wir es ohnehin nicht verstecken.«

»Hast du es ihm erzählt?«, wenn er sprach, spürte ich seinen Atem in meinem Nacken.

»Ja. Ist das schlimm?«

Wenn Seua es nicht gewollt hätte, wäre es ohnehin zu spät gewesen. Ich hoffte, dass es ihn nicht stören würde, denn schließlich hätte ich ihn auch fragen können.

»Nein, du solltest schon ehrlich sein zu deiner Familie. Aber alleine lassen mit ihm willst du mich wohl nicht?«

Ich sollte aufgeben, irgendetwas vor ihm verstecken zu wollen: »Lieber nicht. Das wäre nicht gut für meinen Ruf. Du hattest Glück, dass deine Oma kein Englisch kann.«

»Dann werde ich erst recht dafür sorgen, die Gelegenheit zu bekommen, mit deinem Bruder zu reden. Wer soll mir sonst die peinlichen Geschichten aus deiner Kindheit erzählen?«

»Im besten Fall niemand.«

Seua trat zurück, sein trauriger Blick entging mir nicht. Doch als ich ihm wieder näherkommen wollte, wich er zurück.

»Cai, geh' zu deiner Familie. Du wirst noch genug Zeit mit mir verbringen können. Jetzt bist du hier und das solltest du nutzen.«

Ich strich ihm über den Arm, dann gingen wir wieder zu den anderen. Mom war immer noch damit beschäftigt, den Kuchen zu verteilen.

»Cai, da bist du ja. Hier«, sagte sie und gab mir einen Teller mit einem Stück Torte in die Hand. Seua bekam auch eins.

»Jetzt müssten alle versorgt sein. Cai, kannst du mal gucken, wo Ray ist? Irgendwie habe ich ihn seit dem Essen nicht mehr gesehen«, sagte sie, ohne vom Tisch aufzusehen. Während ich durch den Garten lief, um Ray zu suchen, aß ich meine Torte. Ich konnte mir schon denken, mit wem er verschwunden war. Ray kannte meine Familie auch ziemlich gut, war auch Teil davon. Auch wenn er sie nicht oft sah, die Stories über mich verbanden sie. Ich wollte gerade um die Hausecke laufen, da hörte ich Stimmen.

»Sei doch nicht so schüchtern, Ray.«

Aha. Ich lugte um die Ecke, in der einen Hand hielt ich den Teller, mit der anderen kramte ich mein Handy aus der Tasche. Ray und Noah standen noch relativ weit auseinander, ich wollte das beobachten. Noah ging auf ihn zu, doch er wich zurück.

WolfsherzWhere stories live. Discover now