Kapitel 7 - Der Wolf und das Geheimnis des Tigers

199 6 0
                                    

Für mich schien es, als wäre er schon auf diese Frage vorbereitet gewesen, schließlich spielte er in BL-Produktionen mit, da wäre es nicht abwegig, wenn diese Frage auftauchen würde.

»Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, Cai. Ich glaube, für mich spielt das Geschlecht weniger eine Rolle, es kommt einfach auf die Person an. Aber da ich noch keine richtige Beziehung hatte, kann ich das nicht sagen.«

Was? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Tiger noch nie eine Beziehung gehabt haben soll. Er sah meine großen Augen: »Hm? Ist das komisch?«

»Schon, oder? Du bist ein Star und scheinst gerne zu flirten, für mich passt das nicht zusammen.« Wieder kam dieser schleichende Gedanke in mir hoch, dass doch alles nur gespielt war.

»Wenn du das sagst. Aber wenn man ein Star ist, stehen zwar viele auf einen, aber das heißt nicht, dass die passende Person dabei ist. Außerdem hat man auch nicht wahnsinnig viel Zeit, da bräuchte man jemanden der mit den Medien gut zurechtkommt.«

»Klar, aber deine bisherigen Drehpartner? Die hätten damit kein Problem«, ich ließ nicht locker.

»Wir haben vielleicht während des Drehs und für die Serie für alle einen auf Pärchen gemacht, aber verliebt habe ich mich nie. Mit den meisten meiner ehemaligen Drehpartner bin ich aber noch befreundet.«

Da war es wieder. Alles nur gespielt für die Leute. Aber warum tat er es dann auch, wenn es niemand sehen konnte? Für das Feeling?

»Was ist mit dir, Cai? Stehst du auf Typen?«

Er war ehrlich zu mir, also musste ich das auch sein.

»Mittlerweile...bin ich mir auch nicht sicher, auf was ich stehe«, murmelte ich, hob langsam den Blick, doch sein Ausdruck blieb komplett ernst.

»Hattest du schon eine Beziehung?«

Ich wollte die kurzen Sachen, die ich laufen hatte, nicht wirklich zählen. Für alle anderen war ich scheinbar in L.A noch nicht cool genug.

»Nichts Ernstes.«

Zumindest beruhigte es mich, dass selbst jemand Berühmtes wie Seua es da nicht so leicht hatte. Dann konnte es bei mir auch nicht schlimm sein.

Seua hatte in den letzten paar Wochen und Tagen einiges über mich erfahren, daher war ich froh, auch einmal die Gelegenheit zu haben, etwas aus seinem Leben zu hören. Wie das öfter der Fall war, waren manche Stars eben doch bodenständiger, als man dachte.

»Cai?«

»Mhm?«

»Darf ich deine Hand halten?«

»Ja.«

Ich weiß nicht, was mich in diesem Moment dazu bewogen hat, ihm nachzugeben. Vielleicht war es das vertraute Gefühl, die ruhige Atmosphäre oder sein freundlicher Blick. Aber ich wollte es einfach. Als seine Fingerspitzen meine berührten, fühlte es sich an wie ein elektrischer Schock. Wir verschränkten die Finger ineinander und lächelten uns an. Ich wusste, diesmal, nur dieses eine Mal, war es ganz sicher echt. Ich wusste aber auch, dass ich dieses Spiel nur noch verlieren konnte.

Am nächsten Morgen als ich aufwachte, war Seua schon weg. Verschlafen ging ich die Treppe runter, in Shirt und Jogginghose. Am Tisch erwartete mich seine Oma mit dem Frühstück. Sie strahlte mich an und sagte auf Englisch: »Guten Morgen, N'Cai.« Das war richtig süß. Gut gelaunt grüßte ich zurück und setzte mich. Heute gab es Suppe und Reis zum Frühstück.

»Seua?«, fragte ich und hoffte einfach, dass sie es verstand. Mit dem Kopf deutete sie nach draußen. Ich nickte und begann zu essen. Was auch immer er draußen machte, er würde schon seine Gründe haben. Das Frühstück mit seiner Oma war sehr angenehm, als wäre ich bei mir zuhause. Seua kam ein wenig später dazu, setzte sich mir gegenüber.

WolfsherzWhere stories live. Discover now