Schicksal- [Bastille/Dan Smith FF]

Beste Freundin

-Lous Sicht-

„Super, Leute! Ihr ward super! Ich bin sicher der Auftritt wird bombastisch!"

Ich bin ganz schön aus der Puste. Die letzten Tage habe ich das Studio zu meinem zweiten zuhause gemacht. Jeden Tag stundenlanges Training und nebenbei leite ich selbst eine kleine Gruppe. Nie hätte ich mir vorstellen können sowas mal durchzuziehen. Aber durch das Tanzen fühle ich mich wie neugeboren. Jegliche Emotionen stecke ich in meine Bewegungen. Am Wochenende habe ich zusammen mit anderen Tänzern und Tänzerinnen wieder einen Dreh für ein Musikvideo. Nicht ganz so groß, wie Bastille, aber ich bin trotzdem unglaublich aufgeregt.

Ich schlüpfe schnell in meine Klamotten und will gerade gehen, als mich jemand am Arm festhält. „Du willst schon los? Wir wollten noch was trinken gehen?" Vor mir steht Alex, ein Tänzer aus meiner Gruppe. Wir trainieren oft zusammen und verstehen uns gut, aber ich bin noch nie mit zu irgendwelchen privaten Treffen. In der Gruppe gibt es Mädels, die mir irgendwie das Gefühl geben, dass ich nicht so ganz willkommen bin. Als habe ich es gemieden.

„Ach, das klingt cool...aber ich muss früh ins Bett, weil ich morgen meine beste Freundin vom Flughafen abholen muss.", antworte ich ihm.

„Lou kommt doch nie mit", wirft Becci ein. Sie mustert mich von oben bis unten. Ich bemerke ihren zynischen Unterton, lasse mir aber nichts anmerken. Ich nehme meine Tasche und nicke Alex zu: „Wir sehen uns morgen!" Alex steht verdutzt da und lächelt mir zu. „Ja gut, dann bis morgen!"

Dumme Kuh, denke ich mir, als ich im Dunkeln zur nächsten U-Bahn Station laufe. Bisher konnte ich mir nicht erklären, warum mich beispielsweise Becci nicht leiden kann. Ich gehe ihr einfach aus dem Weg. Schade, ich dachte, ich schaffe es durch die Gruppe neuen Anschluss zu bekommen. Derzeit komme ich mir leider wieder etwas einsam vor in der Großstadt. Die einzigen, mit denen ich immer mal Zeit verbracht hatte, waren die Jungs von Bastille und die... naja, von ihnen höre ich zurzeit nicht viel. Nicht einmal von Dan. Wir schreiben uns immer mal wieder kurze Nachrichten und updaten uns, aber nicht mehr. Sie sind noch in Dublin, nehmen scheinbar ein Song nach dem anderen auf. Wenn Dan kreativ ist, versinkt er darin und meldet sich manchmal tagelang nicht.

Ich versuche nicht an ihn zu denken und gehe früh ins Bett. Morgen ist es endlich soweit: Jess kommt!

Ich stehe am Flughafen und halte nach ihr Ausschau. Als ich sie sehe, rennen wir aufeinander zu und umarmen uns. „Gott, hab ich dich vermisst!", sagt Jess. „Ich dich erst!", flüstere ich. Wir wollen uns gar nicht aus der Umarmung lösen. Jess schaut mir in die Augen und nimmt mein Gesicht in die Hand:" Ach gott, musst du jetzt weinen?" Tatsächlich, ich freue mich so sie zu sehen, dass mir Freudentränen die Wange runterlaufen. Ihr breites Grinsen habe ich so vermisst!

Ich wische schnell die Tränen weg. „Sorry, es ist so schön, dass du da bist!"

Ich helfe Jess bei ihrem Gepäck und wir fahren mit einem Taxi zu meiner Wohnung.

„Wann warst du das letzte Mal hier? Vor einem Jahr?", frage ich.

Jess überlegt und stellt mit Erschrecken fest: „Ja, stimmt. Krass, wie die Zeit vergeht! Aber viel hat sich nicht verändert." Sie begutachtet einmal die Wohnung und dreht sich im Kreis. Ich muss über ihre aufgedreht Art lachen. „Ich hab extra eine Matratze besorgt, wo du schlafen kannst." Ich zeige ihr das Schlafzimmer. Aufgrund der Matratze ist hier kaum Platz zum Laufen. „Gemütlich", kichert sie, „Als wären wir wieder 14 und würden eine Pyjamaparty machen!"

Jess macht sich nach ihrem Flug noch etwas zurecht und ich muss auch noch dringend unter die Dusche. Als wir fertig sind, beschließen wir uns in ein Cafe zu setzen. Draußen ist es mittlerweile richtig herbstlich. Ich vergrabe mich in meinem dicken Schal auf dem Weg in die Innenstadt. Im Alltag bin ich hier eher weniger unterwegs. Es sind viele Touristen unterwegs heute. Als wir im Cafe angekommen sind, ergattern wir uns einen Platz am Fenster. Wir bestellen und haben nun endlich Zeit zu quatschen.