Sommernächte

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-Dans Sicht-

Direkt nach dem Abend in London begann für uns eine wochenlange Tour von Festival zu Festival. Wir verbrachten viel Zeit im Tourbus und auf den Bühnen in ganz Europa. Der Auftritt in Kalifornien war aber unser absolutes Highlight und ein Traum ist damit für uns in Erfüllung gegangen. Auch, wenn ich vor dem Auftritt tierisch nervös war, was sich viele wahrscheinlich gar nicht vorstellen können. Ich bin wohl ziemlich perfektionistisch veranlagt, will immer 100% auf der Bühne geben und unsere Fans glücklich machen. Ich gebe einfach alles. Unsere Energie scheint bei den Fans anzukommen, aber ich bin sowieso nie ganz zufrieden mit mir. Jedenfalls bin ich mehr als dankbar für diese einmalige Chance!

Nun sitzen wir wieder im Tourbus, unserem zweiten zuhause und schauen zusammen Game of Thrones. Im Bus hat man genug Zeit, um Serien zu suchten. Wir sind auf dem Weg zurück nach London, es ist mittlerweile August und das letzte Festival findet in der Nähe statt. Krass, wie schnell der Sommer verging. Heute geht's erstmal aufs Festivalgelände, wir checken alles ab und schauen uns schon mal die Bühne an. Sie ist genial gebaut und bietet mir als Sänger viel Bewegungsraum, auch in Richtung der Fans. Morgen Abend werden wir hier stehen und das letzte Mal spielen, bevor wir erstmal eine Pause einlegen. Ich werde es vermissen auf Tour zu sein, freu mich aber auch auf die Zeit zuhause in London und Zeit mit meinen Freunden und meiner Family. Die nächsten Konzerte sind ja auch nicht allzu weit, meiner Stimme tut eine Auszeit sicher auch gut. Außerdem brauch ich Zeit, um an meinen Songs weiterzuarbeiten. Im Bus habe ich zusammen mit den Jungs an einigen getüftelt. Außerdem steht ein Dreh für unser nächstes Musikvideo an und da ich mich da auch immer gern kreativ austobe, musste ich die ersten Entwürfe abschicken. Ich hatte plötzlich Phasen, an denen ich kaum geschlafen und nur geschrieben habe. Ich hatte wie einen Flash an Ideen und Gedanken, die ich unbedingt zu Papier bringen musste. Seit der Party in London hatte ich beim Schreiben der Zeilen immer wieder Lou vor Augen, wie sie sich auf der Tanzfläche bewegt und lacht. Ich wünschte unsere Heimfahrt an diesem Abend hätte noch länger gedauert und wir hätten mehr Zeit gehabt miteinander zu sprechen. Sie schien mir gegenüber offener, nicht mehr ganz so nervös und verkrampft, wie es damals beim Meet and Greet der Fall war. Es sind über zwei Monate vergangen seitdem. Wahrscheinlich muss erst wieder ein dummer Zufall geschehen, dass ich sie wiedersehe. Ich war während der Tour oft kurz davor ihr zu schreiben, aber ich war mir unsicher. Harry hatte uns oft eingetrichtert, dass wir unser Privatleben schützen sollen und so wenig, wie möglich, davon preisgeben sollen. Bisher war das kein Problem für mich, aber ich war auch noch nie in der Situation einem Fan persönlich nah zu kommen. Trotzdem kenne ich Lou kaum und meine Nummer zu offenbaren ist ein Risiko, welches ich bisher noch nicht bereit war, einzugehen. Wahrscheinlich ist sie eh mehr an meinem Bekanntheitsgrad, als an mir als Person interessiert. Es ist verdammt schwer außerhalb der Tour und der Crew, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite, Leute kennenzulernen. Ich bin hin und hergerissen. Insgeheim hoffe ich ja, dass sie morgen beim Festival arbeitet und es das Schicksal wieder gut mit uns meint.

Der Tag des Festivalauftritts steht an, ich stecke voller Energie und kann es nicht erwarten auf die Bühne zu gehen. Trotzdem stehe ich irgendwie unter Druck, der letzte Auftritt dieses Sommers muss einfach alle umhauen und die Fans beeindrucken. Es ist soweit, wir spielen unsere Songs und die Menge tobt. Sie schreien, singen mit und halten Schilder nach oben. Ich nutze die Möglichkeiten der Bühne und beschließe näher zu den Fans zu gehen. Ich laufe an der vorderen Absperrung entlang und berühre ihre Hände. Sie rufen mir entgegen und versuchen mich zu berühren. Ich stelle mich an das Gitter, ein Bodyguard kommt zu mir und hält mich fest. Ich singe die Zeilen lautstark ins Mikro und plötzlich muss ich an Lou denken. Ob sie heute hier ist und mich hört? Ich springe wieder zurück zur Band und beende den Song. Danach lasse ich eine kurze Pause, trinke etwas und bedanke mich bei den Fans. Als ich meinen Blick über die ersten Reihen schweifen lasse, sticht mir ein Mädchen ins Auge. Sie hält ein Pappschild vor sich auf dem steht „Break my nose!". Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und rufe ihr entgegen: „ Netter Versuch! Aber heute wird es hoffentlich keine Verletzten geben". Sie scheint sichtlich überrascht, dass ich sie bemerkt habe und jubelt mir entgegen. Meine restliche Energie stecke ich in die folgenden Songs, es ist ein riesiges Spektakel. 

Schicksal- [Bastille/Dan Smith FF]Where stories live. Discover now