Wolke 7

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- Dans Sicht-

Szenenwechsel. Der erste Part ist gedreht und nun ist Lou die Hauptrolle. Eben hat sie hinter mir getanzt, ich habe sie also leider nicht sehen können. Umso mehr bin ich gespannt, sie jetzt endlich zu sehen. Wie sie dort steht... mit ihrem Reifen... Wahnsinn! Sie wirkt etwas nervös, aber ich bin sicher, sie packt das. Sie wirft mir nochmal einen kurzen Blick zu und dann setzt die Musik ein. Ihre Konzentration ist jetzt komplett der Choreo gewidmet. Ich bin sprachlos! Ihre Bewegungen sind so voller Gefühl... sie bringt die Emotionen des Songs perfekt rüber. Einfach magisch! Und was sie mit dem Reifen macht, haut mich um. Er unterstreicht ihre Bewegungen und schmeichelt ihrem Körper, Ariana hatte absolut Recht. Oh Lou, was machst du mit mir? Es ist ein Traum ihr zuzuschauen und der Regisseur ist auch zufrieden. Sie scheint sichtlich erleichtert, als sie fertig ist und ich gehe zu ihr, um sie zu beglückwünschen. Ich bin überglücklich, die Szene ist im Kasten!

Zusammen mit der Band machen wir uns wieder auf den Heimweg, nachdem wir umgezogen sind. Ich habe auf jeden Fall vor Lou noch nach Hause zu fahren. Die Jungs wollen zwar noch einen trinken gehen, aber ich will den kurzen Moment noch mit Lou verbringen. Ich kann ja dann immer noch nachkommen.

In der Innenstadt angekommen, wechsle ich zusammen mit Lou also vom Bus in mein Auto und fahre in ihre Richtung. Ich kann gar nicht anders, als im Auto immer wieder ihr Talent zu kommentieren, sie scheint verlegen zu sein. „Danke Dan, es hat wirklich Spaß gemacht!", sagt sie und schaut mir in die Augen. Ich muss aufpassen, dass ich mich auf die Straße konzentriere. Ihre Augen leuchten richtig und sie scheint genauso glücklich zu sein, wie ich. Bei ihr angekommen, steige ich natürlich wieder aus und begleite sie zur Tür. Sie scheint zu zögern und sieht mich an. Was geht vor in ihrem Kopf? Und dann fragt sie mich plötzlich ob ich mit zu ihr hoch kommen möchte und ich bin von Ihrem Mut überrascht.

Mein Herz macht Freudensprünge. Ich sehe ihr in die Augen und hauche: „Ja, gerne!" Lou weicht meinem Blick aus und öffnet die Haustür. Wir gehen zu ihrer Wohnung und sie zögert kurz. „Ähm, es ist nicht das, was du sonst so gewohnt bist...", fängt sie an und ich unterbreche sie. „Lou, ich bin auch nur ein normaler Typ, jetzt mach die Tür auf. Hast du nicht auch mein Chaos gesehen?"

Sie lacht und wir betreten ihre Wohnung. Eine kleine, aber total gemütlich eingerichtete Wohnung. Sie hat sich viel Mühe gegeben bei den kleinsten Details. Ich sehe mich ein wenig um, während Lou sich kurz umziehen geht. Überall sind Erinnerungsstücke und andere persönliche Dinge, die ihre Wohnung zu etwas ganz besonderem machen. Ihr Sofa nimmt fast den ganzen Raum ein und ist überfüllt mit Kissen. Direkt an das Wohnzimmer schließt eine kleine Küche, wo nur das nötigste vorhanden zu sein scheint. Ich bin fasziniert und total beeindruckt. Man fühlt sich einfach direkt wohl.

Lou steht an der Tür und mustert mich. Sie trägt eine kurze Jogginghose, ein lockeres Shirt und trägt die Haare offen. Die Wellen vom Dreh und der Glitzer um ihre Augen sind noch zu erkennen und stehen ihr unglaublich gut. „Sieh dich nicht zu genau um", sagt sie verlegen. Ich kann nicht anders und schaue an eine Pinnwand, die genau zwischen Wohnzimmer und Küche hängt. Dort hängen lauter Poster und Karten von... Bastille...und auch mir alleine. Ich stehe mit offenem Mund davor und muss lachen. Sie stellt sich vor mich und verschränkt ihre Arme. Ihr scheint es sichtlich peinlich zu sein. Manchmal vergesse ich, wie wir uns kennengelernt haben. Sie ist als Fan zu unserem Konzert gekommen und nun...

„Wer ist das? Der Typ sieht komisch aus", frage ich amüsiert. Sie lächelt. „Ja, ein ganz komischer Vogel ist das", woraufhin ich ihr in die Seite kneife und sie anfängt zu kichern. Sie versucht sich zu wehren, aber ich mache weiter und schließlich flüchtet sie in Richtung Küche.

„Magst du was trinken?", fragt sie schließlich und versucht scheinbar dadurch abzulenken. Sie wirkt etwas verlegen und meidet den Blickkontakt.

„Ne kalte Cola wär jetzt was, aber mach dir keine Mühe!", antworte ich.

Lou tänzelt zum Kühlschrank und holt genau das heraus für uns. Sie lässt sich erschöpft aufs Sofa fallen. „Was ein Tag, ich bin ganz schön hinüber", seufzt sie. „Dachte ich mir, du hast ja auch alles gegeben", antworte ich und setze mich neben sie. „Ja wirklich...sonst wär ich vielleicht noch mit in die Bar gekommen. Ich hoffe, ich halte dich jetzt nicht auf." Ich schüttle mit dem Kopf und muss grinsen. „Nein, ich bin gern bei dir. Die Jungs können warten..." Sie schaut mich verlegen an und zieht Ihre Beine vor sich. „Ich bin gespannt, wie die Reaktion auf das Video ist. Ich hab sowas noch nie vorher gemacht." Für sie ist das alles neu und ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlt. „Glaub mir, mir geht's auch jedes Mal noch so. Ich habe jedes Mal Schiss die Fans zu enttäuschen", sage ich und nehme einen Schluck aus meiner Cola. Sie ist angenehm erfrischend.

„So, und du willst jetzt Game of Thrones schauen? Oder war das nur eine Masche, um mich hier hoch zu lotsen?", werfe ich schließlich ein. Lou schaut mich verdutzt an, als hätte ich sie tatsächlich erwischt. Sie atmet tief durch und zuckt mit ihrer Schulter. Ich muss lachen: „Erwischt!"

„Ich weiß nicht, was du meinst...Mord und Todschlag... romantischer geht's nicht", scherzt sie, nimmt die Fernbedienung und schaltet die neue Folge von Game of Thrones ein.

Ich kann mich bloß gar nicht darauf konzentrieren, sondern ertappe mich dabei, dass mein Blick immer wieder zu ihr schweift. Sie hat sich zwischen die Kissen gelegt, quasi fast darin vergraben. Zwischen ihr und mir liegt eins und das nervt mich. Gerne würde ich ihr näher kommen. Ich starre auf den Bildschirm und bin hin- und hergerissen, grübele die ganze Zeit, ob ich das Kissen von seinem Platz verbannen soll. Lou spielt mit ihren Haaren und ihre Wangen sind gerötet. Ob es ihr so geht, wie mir? Oder ist sie einfach nur müde? Sie wirft mir einen kurzen Blick zu und schenkt mir ein Lächeln. Mir wird unfassbar warm. Die Jungs und die Bar sind längst vergessen.

„Ich hab noch einen Wein da, hast du Lust?", spricht Lou mich leise an. Ich stimme zu und als sie einen Wein holen geht, nehme ich das verdammte Kissen und lege es auf die andere Seite. Sie kommt zurück, stellt Gläser und eine Flasche auf den Tisch vor uns und schaltet eine Lichterkette am Fenster ein. „Jetzt wird's richtig gemütlich", sage ich und muss lachen. Lou muss grinsen und nimmt neben mir Platz. Ich schenke uns was ein und stoße mit ihr an. „Auf einen gelungenen Dreh heute", sagt Lou. „Darauf, dass ich dich tanzen sehen durfte. Das können wir übrigens gerne wiederholen", sage ich darauf. Sie schüttelt den Kopf. „ Nicht so eilig", sagt sie und grinst mich an. Wir nehmen einen Schluck und stellen die Gläser wieder ab. Und nun sehe ich sie an, ihre wunderschönen grünen Augen umgeben von Glitzer, ihre einzelnen Sommersprossen auf der Nase. Ihre blonden langen Haare fallen über ihre Schulter und ihr schüchterner Blick verzaubert mich. Einfach ein wunderschöner Anblick. Endlich ist die Barriere zwischen uns weg, ich zögere trotzdem...ob sie ähnlich fühlt, wie ich? Wenn ich jetzt etwas falsch mache, verderbe ich alles. Ich wünschte ich wäre mutiger und würde nicht lange drüber nachdenken. So lange habe ich darauf gewartet mal wieder einen Moment mit ihr allein zu haben. Man, ich führ mich auf, wie ein Teenager. Sie schaut mir tief in die Augen und durch das gedämpfte Licht funkelt ihr Make up. Ich kann mich nicht mehr abwenden, die Zeit scheint still zu stehen. Meine Augen wandern zu ihren Lippen, die leicht geöffnet sind und ihr Parfum steigt mir in die Nase. Gott, ich kann mich nicht länger beherrschen. Ich rücke näher an sie ran, streiche eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und merke, wie sie sich zu mir lehnt. Ihr Blick wechselt zwischen meinen Augen und meinem Mund. Will sie es auch? Meine Hand hält ihren Kopf und ich beuge mich zu ihr.

BRRRRRRRRRRRR

„Fuck!", zucke ich zusammen, als plötzlich mein Handy auf dem Tisch zu vibrieren anfängt. Das gibt's doch jetzt nicht!! Wer zur Hölle ruft mich jetzt an?!

Schicksal- [Bastille/Dan Smith FF]Where stories live. Discover now