Kribbeln

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- Lous Sicht -

Und so sitze ich nun hier auf meinem Sofa in meiner kleinen Wohnung...und neben mir Dan Smith. DER Dan Smith, dessen Fotos an meiner Pinnwand hängen und ich jahrelang angehimmelt habe. Schon verdammt unangenehm, dass er die auch noch entdeckt hat. Er muss mich nun endgültig für verrückt halten.

Als ich ihm vorgeschlagen habe mit zu mir hoch zu kommen und Game of Thrones zu schauen, kam ich mir erst etwas dämlich vor. Als ob er jetzt Bock hat die Serie weiterzuschauen anstatt mit seinen Jungs auf den Tag anzustoßen. In dem Moment war ich aber einfach nur überfordert und wollte nicht, dass wir uns wieder an der Haustür trennen. Aus der Erfahrung heraus weiß ich, dass die Zeit mit ihm kostbar ist und ich wollte nicht, dass der Abend schon endet.

Auf dem TV geht's gerade ordentlich zur Sache... ein ganz schönes Gemetzel. Game of Thrones eben. Absolut passendes Filmmaterial gerade. Ich kann mich auch null auf das konzentrieren, was dort passiert und denke die ganze Zeit nur darüber nach, wie strange diese Situation gerade ist. Keiner von uns sagt etwas. Zwischen uns liegen Kissen, wie eine Art Wand und ich weiß nicht so richtig, wie ich mich verhalten soll bis mir plötzlich einfällt, dass ich noch einen Wein im Schrank habe. Vorteil, wenn man in einer Bar gearbeitet hat: Man hat immer Alkohol Zuhause! Bloß habe ich sonst Niemanden zu Besuch, mit dem ich diesen trinken könnte und allein komme ich mir schon komisch vor.

Also traue ich mich. Vielleicht lockert der Alkohol uns ja etwas auf. Ich schlage ihm ein Glas vor und aus irgendeinem Grund scheint er erleichtert zu sein. Also ich wieder aufs Sofa komme, erkenne ich direkt, dass er die Kissen umgebaut hat. Innerlich muss ich wirklich lachen, lasse mir aber nichts anmerken. Nun sitzen wir wirklich nebeneinander und stoßen an.

Plötzlich scheint es, als wäre nicht nur die Wand aus Kissen zwischen uns weg, sondern auch generell diese unsichtbare Barriere...Dan schaut mich an und mustert mich. Diesmal halte ich seinem Blick stand und verspüre sofort ein Kribbeln überall. Alles um mich verschwimmt. Mein Fokus liegt nur auf ihm und unserem Moment. Zu gern wüsste ich, was er denkt. Soll ich den ersten Schritt wagen? Zu blöd, dass wir beide zu zögern scheinen. Er lächelt mich an und kommt mir näher, streicht mir eine Haarsträhne zur Seite und seine Berührung verschafft mir Gänsehaut. Ich schließe die Augen und genieße seine warme Hand auf meiner Wange. Als ich sie wieder öffne, ist er mir ganz nah und es fehlen nur noch wenige Zentimeter bis sich unsere Lippen berühren.

BRRRRRRRRRRRRRRRR

Ich zucke zusammen und erschrecke mich fürchterlich.

„Fuck!"

Dan schimpft und schaut auf sein Handy, was uns unterbrochen hat. Ich bin ganz perplex. Ich merke, wie warm mein Gesicht geworden ist. Eben noch auf Wolke 7 und nun knallhart wieder zurück in der Realität. Ich erkenne den Name „Kyle" auf seinem Display.

„Was ist?", geht Dan sichtlich genervt ran.

„Joooo Dannyboy, wo bist du? Wir vermissen dich! Wann bist du hier? Dat Bier waaaartet!", höre ich es aus dem Lautsprecher des Handys schallen. Die Jungs scheinen schon gut zu feiern.

„Alter, ich würd dir gerade zu gern eine reinhauen", schüttelt Dan den Kopf, „bin bald da."

Ohne auf Kyles Antwort zu warten, legt er auf und schmeißt sein Handy aufs Sofa. Er scheint deutlich genervt zu sein und seufzt laut.

Nun schaut er vorsichtig zu mir. Richtig awkwarde Situation. Ich muss plötzlich lachen und er scheint überrascht zu sein.

„Verdammt nochmal, tut mir leid! Ich werde ihn dafür ordentlich verkloppen!"

„Schon gut, „kichere ich amüsiert, „ist nunmal so. Man, hab ich mich erschrocken!" Ich merke, wie mein Herz immer noch wie wild schlägt.

Dan schüttelt wieder den Kopf und muss auch lachen. „Einen unpassenderen Moment hätte er nicht wählen können." Er beugt sich vor und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Schon süß, wie verzweifelt er ist. Aber ja, wir waren uns noch nie so nah. Es war wie in einem Traum, der leider dank Kyle geplatzt ist.

„Vielleicht solltest du dich wirklich lieber losmachen", seufze ich. Kurz habe ich überlegt, ob ich ihn drum bitte, einfach da weiterzumachen, wo wir stehengeblieben sind... aber irgendwie ist der Moment nun kaputt.

Dan seufzt, lässt sich nach hinten fallen und schaut mich an. Was überlegt er?

„Mhm, ist vielleicht besser, ja. Die werden mich jetzt, wie ich sie kenne, nicht in Ruhe lassen."

Enttäuscht bin ich schon, klar... aber ich habe die Zeit mit ihm genossen. Und der Tag war auch so schon ziemlich perfekt. Ein Kuss mit Dan wäre natürlich besser als alles, was ich mir hätte vorstellen können.

Wir stehen auf und ich begleite ihn zur Tür, nachdem er seine Jacke angezogen hat. Wir stehen an der Tür und er scheint deutlich geknickt zu sein. „Lou,... bitte lass uns das wiederholen", sagt er ganz leise und lehnt sich zu mir. „Ich bin unglaublich stolz auf dich und hoffe du erkennst irgendwann selbst dein Talent. Ich würde gerne mehr von dir sehen!" Er schaut mich mit seinen großen Augen an und lächelt. Zu schade, dass er gehen muss. „Ach Dan, ich bin dir sehr dankbar. Seitdem ich dich kenne, passieren nur schöne Sachen in meinem Leben." Ich bin über meine Ehrlichkeit überrascht und meine Aussage macht ihn scheinbar verlegen. „Deshalb sollten wir mehr Zeit miteinander verbringen, findest du nicht? Ich warte zum Beispiel noch darauf, dass du mir den Tanz zu meinem Song zeigst. Bisher bist du die Einzige, der ich ihn vorgespielt habe." Als er das erwähnt, bin ich erstaunt, dass er daran denkt und werde aber auch nervös. Er schafft es immer wieder, dass ich mich besonders fühle. „Ahja, das überlege ich mir noch. Mach du dir jetzt erstmal einen schönen Abend noch und grüß die anderen von mir.", werfe ich schließlich ein. Dan nickt und umarmt mich fest.

„Bis bald, Lou"

„Bis bald."

Als er zügig die ersten Stufen runtergeht, ruft er mir noch entgegen: „Und häng bitte sofort diese schrecklichen Bilder von mir von deiner Wand ab!" Er grinst mich an und stürmt davon. Ich muss lachen und würde nun gerne im Erdboden versinken!

Schicksal- [Bastille/Dan Smith FF]Where stories live. Discover now