Kapitel 2

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,,Du bist 20 Minuten zu spät, George'' grübelte Frau Davila, als ich die Türe des Klassenraumes öffnete und gelassen den Raum betrat. Ich zuckte mit einem sanften Grinsen die Schultern und schaute sie an.

Plötzlich bildete sich auf ihren Lippen ebenfalls ein Grinsen, was nichts Gutes bedeuten konnte.
,,Da sich Miles vor wenigen Minuten abgemeldet hat und Clay jemand neues für die anstehende Partnerarbeit braucht, kannst du neben ihm Platz nehmen'' sagte sie.

Mein Mund öffnete sich fassungslos. Sie wusste ganz genau, was für eine Stimmung zwischen Clay und mir herrschte. Aber ich verstand es, das war ihre Art sich unauffällig an mir zu Rächen, da sie sich ja groß als Lehrerin nichts erlauben durfte.

Während ich zu Clay lief, widmete ich ihm keinen einzigen Blick. Als ich mich neben ihm niederließ, rutschte ich mit meinem Stuhl weiter weg von ihm. Wenn Frau Davila schaute, tat ich so, als würde mir das Ganze nichts ausmachen. Auch wenn ich sie innerlich zu gerne gegen die Wand treten würde. Wahrscheinlich dachte sie sich aber auch dasselbe bei mir.

Zugegeben machte es mich unruhig, Clay so nah gewesen zu sein. Ich hielt immer so gut es ging weiten Abstand von ihm und nun war ich gezwungen für zwei Stunden neben ihm zu sitzen und vermutlich auch noch mit ihm zu sprechen. 

Ich seufzte und verdrehte meine Augen, was Frau Davila genau in dem Moment sah. Ihr Grinsen hatte ich noch gesehen, bevor sie sich zur Tafel umgedreht hatte. In Momenten wie diesen verspürte ich sogar minimal mehr Hass als bei Clay.

Wenn sie wirklich dachte, dass ich auch nur ansatzweise mit Clay zusammenarbeitete, konnte sie lange darauf warten. Es war überhaupt ein Wunder, dass Clay noch nichts dazu gesagt hatte. Sonst gab er ja auch irgendeinen Mist von sich, um mich zu provozieren.

,,Einer von euch muss sich gleich jeweils dem anderen einmal gegenüber um den Tisch herum setzen'' rief Frau Davila, während sie noch immer mit dem Rücken zu uns gedreht war.
,,Denn heute steht das Thema Mimik an. Ihr sollt die Mimik eures Partners erraten und beschreiben.'' Wir sollten was? Jetzt sollte ich dem Typen die ganze Zeit auch noch in sein dämliches Gesicht schauen?

Während sich alle schon anfingen, ihrem Partner gegenüberzusetzen, blieb ich weiterhin sitzen.
Frau Davila kam auf mich zu.
,,George, du musst dich auf diese Seite setzen'' sagte sie.
,,Muss ich das?'' entgegnete ich ihr mit einem provokantem Unterton.
,,Ja.''

,,Und wenn ich das nicht mache?'' Es amüsierte mich, wie sehr ich ihr auf die Nerven ging.
,,Dann ist das Arbeitsverweigerung'' entgegnete sie.
,,Oh nein'' spielte ich schockiert.
,,Und das wird mit Nachsitzen bestraft'' fügte sie hinzu.

Ich wusste, was sie tat. Sie gab mir die Wahl, entweder ich würde den Dreck hier mitmachen oder nachsitzen müssen. Wie schade, dass mir das Nachsitzen nichts ausmachte. Im Gegenteil, es war das beste, das mir passieren konnte. So weniger musste ich meinen Tag Zuhause verbringen.

,,Also?'' kam es abwartend von ihr.
,,Hm, ich weiß ja nicht so, ob ich wirklich riskieren will blind zu werden...'' entgegnete ich ihr mit einem Grinsen.
Sie schüttelte ihren Kopf und lief zu ihrem Schreibtisch zurück.
,,Nachsitzen am Freitag nach der letzten Unterrichtsstunde'' rief sie mir zu, während sie es aufschrieb.

Als ich mich gelassen auf meinem Stuhl zurücklehnte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel Clays starrenden Blick plötzlich. Ich schaute ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
,,Was glotzt du so?'' entgegnete ich ihm genervt.
,,Ich muss auch am Freitag nachsitzen'' zwinkerte er mir zu.

Ich riss meine Augen auf und stand so schnell wie noch nie von meinem Stuhl auf, womit ich die Aufmerksamkeit von Frau Davila auf mich zog.
,,Ich tu alles, was sie wollen, wenn ich am Freitag nicht nachsitzen muss!'' rief ich ihr ernst zu.
Nachsitzen machte mir nichts aus, doch wenn Clay dabei war schon!

,,Zu spät'' grinste sie mich an.
Sie wusste es.
Sie wusste, dass Clay auch nachsitzen musste und sie wusste, dass mir nachsitzen nichts ausmachte, daher hatte sie mir diese Wahl aufgetischt.

Ich biss mir auf die Unterlippe und nahm seufzend auf meinem Stuhl wieder Platz. Erneut nahm ich aus dem Augenwinkel Clays provokantes Grinsen wahr. Es amüsierte ihn zu sehen wie verzweifelt mich das schon wirken ließ.

Nachdem der Unterricht bei Frau Davila geendet hatte, war ich der Erste, der aus dem Raum stürmte. Natürlich wartete ich sonst auf Karl oder Nick, doch nach all dem Mist da brauchte ich einfach so schnell wie möglich frische Luft, bevor meine Gehirn durchdrehen würden.

Als ich draußen stand, spürte ich wenige Minuten später einen Schlag auf den Hinterkopf.
,,Du bist so ein Idiot'' ertönte Nicks Stimme.
,,Ich? Sie hat mich doch gezielt dahin gesetzt'' entgegnete ich ihm.
,,Und du bist ein sturer Idiot, jetzt müssen wir am Freitag eine Stunde nach Schulschluss auf dich warten!''

,,Hä wieso?'' entfuhr es mir irritiert.
,,Hast du es ernsthaft schon wieder vergessen? Wir wollten doch nach der Schule erst paar Snacks kaufen und dann zu dir gehen? Wegen der Übernachtung'' sagte er.

Fuck, das hatte ich tatsächlich schon wieder gar nicht auf dem Schirm.
Meine Mutter war ja auch gar nicht da ab Freitag und das Wochenende.
Okay, dieses Mal war ich wirklich ein Idiot.


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Glaube, George und seine Lehrerin haben auch so nh gewisse Hassliebe 😂

Bad RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt