Kapitel 12

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„Beobachtest du immer Menschen wenn sie schlafen?", kommt es verschlafen von Carina.

Verdammt, sie hat mich ertappt. Dabei schaue ich sie mir einfach nur zu gerne an.

„Nein, ich beobachte nur gerne die wunderschöne Frau neben mir.", antworte ich ihr.

Ein Lächeln erscheint auf ihren Lippen und ich glaube sogar, dass sie ein wenig rot im Gesicht geworden ist.

„Bist du nicht müde nach dem ganzen Sport?"., fragt sich mich grinsend.

„Nein, eigentlich bin ich schon wieder fit für die nächste Sporteinheit.", sage ich zu ihr und gebe ich einen Kuss auf die Wange. Ich lege mich näher an Carina heran und sie zieht mich in ihre Arme. Langsam öffnet Carina ihre Augen. Endlich kann ich ihr in die wunderschönen hellbraunen Augen schauen, die mich jedesmal faszinieren und mich in ihren Bann ziehen. Zärtlich fahre ich ihr mit meinem Zeigerfinger über die Wange. Carina vergräbt ihren Kopf an meinem Hals und beginnt ihn zärtlich zu küssen.

„Wer ist jetzt unersättlich?", frage ich sie grinsend. Carina lässt von meinem Hals los, hebt den Kopf und schaut mir in die Augen. Jedes Mal wenn sich unsere Blicke treffen, tanzen die Schmetterlinge in meinem Bauch Tango.

„Wir sind Beide nicht unersättlich und wir merken auch Beide die enorme Anziehungskraft zwischen uns." Ich weiß, dass Carina Recht hat. Wir können die Hände wirklich nicht voneinander lassen. Seit gestern Abend fühle ich mich manchmal wie ein Teenager, wenn ich in Carina's Nähe bin. Und ich muss wirklich gestehen, dass ich sehr glücklich bin, wenn ich weiß, dass sie in meiner Nähe ist. Mir ist gestern, in den Armen von Carina, klar geworden, dass ich die ganze Zeit glücklich gewesen bin, nur die Angst hat sich in mir breitgemacht und deswegen habe ich mir selbst nicht erlaubt, glücklich zu sein.

„Weißt du, dass ich es jeden Tag bereut habe, dass ich die nicht hinterhergerannt bin?.", sagt Carina auf einmal. Ich öffne erschrocken meine Augen. Anscheinend möchte sie jetzt darüber sprechen.

„Ich habe sehr lange über diesen Abend nachgedacht, Carina. Es hat sehr lange gedauert, bis sich mein Herz davon erholt hat." Vorsichtig fahre ich ihre Wange mit meinem Zeigefinger ab.

„Seit diesem Tag habe ich jeden Tag an dich gedacht und keine Nacht mehr durchgeschlafen. Ich wurde von Albträumen geplagt. Sehr oft hatte ich den Gedanken zu dir zu fliegen und um dich um Verzeihung zu bitten, aber ich hatte Angst, dass du mich zurückweist.", erklärt mir Carina und in meinem Hals bildet sich ein Kloß.

„Nicht nur dir ging es so. Sehr oft wollte ich dich nach diesem Abend anschreiben, denn ich wollte eine vernünftige Aussprache mit dir haben, doch ich hatte Angst, dass mein Herz wieder gebrochen wird und es für dich nur eine Phase gewesen ist." Ich muss mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht anfange zu weinen. Eine zittrige Stimme habe ich nämlich schon.

„Ich bin ein absoluter Feigling." Carina nimmt den Kopf von meinem Hals weg und legt ihren Kopf so, dass wir ins in die Augen schauen könne. In ihren Augen sehe ich den Schmerz aber auch die Schuld. „Ich hätte mich einfach für dich und mein Glück entscheiden sollen.", flüstert sie, weil auch sie kurz vor dem weinen ist. „Schon vor fünf Jahren wusste ich, dass du die Frau meines Lebens bist. Mit dir wollte ich jeden Berg besteigen, jeden Krieg bekämpfen und in deinen Armen einschlafen und auch aufwachen." Carina's Augen füllen sich mit Tränen. Da ich einen dicken fetten Kloß im Hals habe und nicht mehr in der Lage bin zu sprechen, gebe ich ihr einen zärtlichen Kuss.

„Wir waren damals einfach zu verletzt und verwirrt. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn der Eine über seinen Schatten gesprungen wäre, doch du hattest deine Eltern im Nacken und ich das Gefühl, nicht von deinen Eltern akzeptiert zu werden. Für mich war es nach einer Zeit einfacher zu glauben, dass sich das Verhältnis zwischen dir und deinen Eltern entspannt hat."

Carina nimmt meine Hand in ihre. „Glaubst du wirklich, dass ich mich mit meinen Eltern versöhnt habe? Sie akzeptieren meine Sexualität immer noch nicht und Daniele weiß noch nicht einmal, dass ich Frauen liebe."

Erstaunt schaue ich Carina an. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ihre Eltern ihre Sexualität immer noch nicht akzeptieren und auch nicht, dass Daniele es immer noch nicht weiß.

„Jedes Mal wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, muss ich mein wahres Ich verstecken.", sagt sie noch, ehe sie sich eine Träne von der Wange streicht.

Ich bin wirklich überrascht. Carina ist eine toughe Frau und lässt sich eigentlich von niemandem etwas sagen. Aber ich weiß, dass Italiener sehr familienbewusst sind. Daher muss sie sich an die Spielregeln halten.
Ich finde es sehr traurig, dass Francesca und Giovanni die Sexualität ihrer Tochter nicht akzeptieren. Ich meine, Carina bleibt immer noch Carina und ändert nicht sofort ihre Persönlichkeit, nur, weil sie Frauen liebt. Jeder Mensch muss sein und lieben dürfen was er möchte. Wir wurden nicht umsonst als Individuen geboren.

„Aber du hattest doch bestimmt noch Beziehungen nach mir?! Da müssen sie es doch mitbekommen haben.", sage ich zu ihr und streiche währenddessen über ihren Arm.

„Nein", sagt Carina und schaut verlegen zur Seite. „Nach dir hatte ich nur One Night Stands oder kurze Geschichten. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich mit den Frauen nur meinen Schmerz betäuben, dich verloren zu haben. Hast du Beziehungen in dieser Zeit gehabt?"

„Ja, ich habe eine Beziehung gehabt, aber sie hielt nur ein Jahr und seit zwei Jahren bin ich wieder Single.", gebe ich zu.

„Hast du sie geliebt?" Ihre Frage macht mich jetzt wirklich sprachlos.

„Weißt du, ich habe Sehr lange gebraucht um über dich hinweg zu kommen. Meine Ex war damals die Einzige, die mich interessiert hat. Nach der Trennung wurde mir bewusst, dass sie mich an dich erinnert hat und das nicht nur wegen ihrem Aussehen. Heute bin ich mir nicht sicher, ob ich sie geliebt habe oder nur die Tatsache, dass sie so ähnlich aussah wie du und sie mir die Aufmerksamkeit geschenkt hat nach der ich mich so gesehnt habe.

Und bevor du fragst, sie hat sich an Heiligabend von mir getrennt, weil ich ihrer Meinung nach zu sehr mit dem Studium beschäftigt gewesen bin und darauf hatte sie keine Lust. Seit dem hasse ich Weihnachten." Ich hoffe, dass meine Erklärung irgendwie Sinn ergibt, denn in meinem Kopf hörte sich die Geschichte sinnvoller an.

„Hasst du nur den heiligen Abend oder auch deinen Geburtstag?", fragt mich Carina und schaut mich mit ernster Miene an während ich kurz überlege, was ich ihr antworte.

„Naja, eigentlich feiere ich Beides nicht mehr so gerne. Warum ich Weihnachten nicht mag, weißt du jetzt und was meinen Geburtstag betrifft weißt du, dass ich den noch nie gerne gefeiert habe."

„Mhm, das müssen wir dringend ändern. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass du noch niemanden in deinem Leben hattest, der dir einen schönen Geburtstag bereitet hat." Carina gibt mir einen Kuss. Wieder fliegen die Schmetterlinge in meinem Bauch wie verrückt hin und her. Ich fühle mich einfach so wohl in ihrer Nähe. Und auch wenn wir jetzt nicht über Alles gesprochen haben, was damals passiert ist, weiß ich, dass das ein guter Anfang gewesen ist. Die Frage ist nur, was passiert, wenn der Prozess vorbei ist? Ich meine, uns trennen immerhin fast zweitausend Kilometer.

„Wie wäre es mit einem Frühstück?" Carina reißt mich aus meinen Gedanken und ich bin ihr sehr dankbar dafür, denn ich möchte nicht wissen, welche Kopfschmerzen ich heute noch bekommen hätte. Ich möchte jetzt den Moment genießen und über die Zukunft könne wir immer noch sprechen.

„Hmmm, das klingt wundervoll. Aber zuerst gibst du mir noch einen Kuss!" Grinsend beugt sich Carina zu mir herunter und wir verlieren uns in einem leidenschaftlichen Kuss. 

Ein Drama namens LebenWhere stories live. Discover now