28. Always look on the bright side of life

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Pov. Ju

Ich lag bäuchlings auf einer kalten, harten Oberfläche. Da meine Augen noch immer geschlossen waren und ich sie auch nicht öffnen wollte, legte ich meine Handfläche auf meine Liege, um so etwas über meine Umwelt zu erfahren. Der durchnässte, blutgetränkte Handschuh war verschwunden, meine Hände nicht mehr klebrig, wie sie es vorhin noch gewesen waren. Ich lag vermutlich auf einem Steintisch, so wie man es in Mittelerde mit Toten machte. Doch der Stein war nicht blank, unter mir lag noch ein dünnes, einfaches Laken, dessen Zweck sich mir nicht erschloss. Vor Allem, da ich frische, wärmende Kleidung trug, die sich wunderbar anfühlte.

Mein Gehörsinn kam kurz nach meiner Feststellung zurück, allerdings klang alles, wie durch Watte gedämpft. Mit den ersten, undeutlichen Lauten setzte ein Kribbeln in meinem gesamten Körper ein. Alles fühlte sich von Ameisen überrannt an, außer meine rechte Schulter, dort war alles taub.

"Ihr könnt doch nicht einfach ein Mädchen sterben lassen, bevor nicht alles Mögliche versucht wurde, es am Leben zu halten", die Laute drangen zu mir hindurch, aber sie verhallten in meinem Kopf, ohne dass ich wirklich die Bedeutung begriffen hatte.

"Ich kann keine meiner Heiler für jemanden verschwenden, dessen Überlebenschancen so gering sind. Sie hat seit mehreren Tagen nichts zu sich genommen, ihr Körper wird bald versagen, wenn sie nicht aufwacht", es war eine nüchterne Beobachtung, ohne jegliche Emotion und langsam konnte mein Gehirn die Informationen auch verarbeiten.

"Sie ist fast noch ein Kind! Ihr könnt kein Kind sterben lassen!", schrie, vermutlich ein Mädchen, total aufgelöst.

"Und dennoch schulde ich ihr nichts", wieder die kalte Stimme.

"Ihr müsstet uns nur zeigen, was zu tun ist und uns die Hilfsmittel zu Verfügung stellt", bat jetzt ein Mann, der ebenfalls sehr erschöpft klang.

"Ihr habt den Menschen aus Seestadt auch in ihrer, weitaus größeren Not nicht geholfen."

"Das Stimmt, doch Thorin war von einer Krankheit befallen. Wir konnten uns nicht gegen ihn auflehnen", ein anderer Mann sprach. Eine Stimme in meinem Kopf schrie, dass mir der Name bekannt vorkam, doch mir wollte nicht einfallen woher. Scheinbar sorgten sie sich wirklich um dieses Mädchen. Es hatte Glück, solche Menschen zu kennen. Ich hatte vor, zu sagen, dass sich der Unerbittliche ein Herz fassen sollte, doch mein Mund wollte mir nicht gehorchen und ich musste der Diskussion weiterhin stumm folgen.

"Deshalb verzeiht mir, wenn ich nun den Menschen helfe und nicht eurer kleinen Freundin."

"Sie wollte helfen", murmelte das Mädchen von vorhin traurig. Wegen der darauffolgenden Stille führte sie die Erklärung noch weiter aus.

"Beziehungsweise haben wir es sogar versucht. An dem Abend, an dem Bilbo euch den Arkenstein brachte, waren wir auch dabei. Allerdings nicht wegen des Hobbits, oder irgendwelchen Verhandlungen. In unserer Heimat gibt es einen Feiertag am 24. Dezember, Weihnachten, und an diesem Tag geht es darum, anderen Menschen zu helfen. Es gab abends immer Geschenke, die ganze Familie war da und man hat Kleinigkeiten als Aufmerksamkeit und Wertschätzung bekommen und verschenkt. Juli wollte die Tradition weiterführen und hat mich dazu überredet mit einem Rucksack voll Goldmünzen nach Dal zu gehen und es zu verteilen. Jeder von den Menschen hier sollte nach dem Aufwachen etwas Gold unter seinem Kissen gefunden haben", bei der Geschichte und diesem Namen, meinem Namen, schien jemand die losen Puzzleteile in meinem Kopf wieder zusammenzusetzten. Ich kannte alle hier in diesem Raum, konnte die Stimmen zuordnen und bei dieser Erkenntnis liefen mir urplötzlich Tränen über die Wangen. Ich hatte To gehört. Und Fili. Entweder ich war tot oder ich hatte gehörig was verpasst. Neugierig zwang ich meine Augen dazu, sich zu öffnen. Erst wollte es nicht so wirklich klappen, aber die hellen schmalen Spalte wurden immer größer und blieben länger. Letztendlich schaffte ich es, meine Lider offen zu halten und den Tränenschleier zu besiegen.

Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborWhere stories live. Discover now