Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum Erebor

8. Middle earth's next Schrottmodel

Pov. Ju

Der Regen wurde immer stärker, die Sicht schlechter. Der Himmel färbte sich dunkelgrau und in der Ferne hörte man ein Donnergrollen. Zuerst dachte ich nur, dass ein Gewitter in den Bergen schnell gefährlich werden konnte und wir schnellstmöglich eine Höhle brauchten, doch dann fiel mir ein, was ein Gewitter in den Nebelbergen wirklich für Gefahren mit sich brachte.

Ich wollte nicht immer die Autorität des Königs untergraben und ihm Ratschläge geben, die Sinnvoller waren als seine eigenen, also hielt ich zur Abwechslung mal meine Klappe. Solange das hier wie im Film ablaufen würde, wäre das ja kein wirklich großes Problem. Ein bisschen rumwirbeln, vielleicht ein paar blaue Flecken, aber nichts ernsthaftes. Bisher war hatte das auch geklappt.

Ja wirklich, ich konnte meinen Mund halten, auch wenn ich das nicht immer so zeigte. Doch unsere überaus intelligente Zwergenkönigin war sich des Risikos wohl wirklich nicht bewusst und führte uns weiter über schmale Gebirgspfade, die nicht sonderlich sicher waren und durch das Wasser auch noch glatt wie Sau. Es wurde noch dunkler und schwieriger dem Weg zu folgen und das Donnergrollen kam immer näher.

Auf einmal hörte ich, die Laute vom Wind zu mir vorgetragen, wie einige losgetretene Steine polternd in die Tiefe stürzten, gefolgt von einem lauten, "BILBO! Durchhalten, wir ziehen dich rauf! Nur noch ein kleines Stückchen!"
Ich drehte mich hastig um zu meiner Freundin hinter mir um, um die Situation zu checken und falls nötig zu helfen, doch das war nicht mehr nötig, da Thorin Eichenschild dem kleinen Hobbit schon zur Hilfe geeilt war. Meine Muskeln entspannten sich angesichts der schon halb entschärften Situation. Die beiden würden das schon schaffen.

Bei dem Gedanken daran wie der Schaschlikspieß und ich früher bei dieser Szene vor dem Fernseher ausgerastet waren, musste ich schmunzeln. Doch jenes verharrte nur kurz und wandelte sich schnell wieder in Besorgnis, da jetzt unser Anführer über dem Abgrund hing. Kurz entschlossen packten wir zwei Grashalme die Eichenqueen jeder an einem Unterarm und zogen ihn keuchend zurück auf den Pfad. Relativ schnell rappelte er sich auf, stand wieder bei uns auf dem Geröllweg und sah uns verwundert an, beschränkte sich aber auf ein dankbares Nicken.

"Jaja, nur nicht zu dankbar sein, dass wir gerade deinen königlichen Hintern davor gerettet haben in den Abgrund zu stürzen und irgendwo auf einem spitzen Felsen aufgespießt zu vergammeln, oder von irgendwelchen Viechern gefressen zu werden!", murmelte ich schnaubend, mehr zu mir selbst und ging kopfschüttelnd weiter.

"Bei dir alles Okay, Bilbo?", wandte ich mich dann an den Hobbit, der sich bei seinem Retter geradezu auf Knien kriechend bedankte.

"Man kann's mit dem Anschmachten auch übertreiben", flüsterte To mir kichernd zu, worauf ich meinen Groll gegen Thorin vergaß und anfing, wissend zu grinsen.

Doch was jetzt von Thorin kam, ließ unsere Mundwinkel quasi auf Bodenhohe sinken, "Ich hielt es von Anfang an für eine miserable Idee, einen Hobbit, welcher es nicht vermag ein Schwert zu führen, mit auf solch ein Abendteuer zu nehmen. Es wäre besser gewesen ihr hättet das Auenland niemals verlassen, Herr Beutlin", mit diesem Satz ging er ohne eine Miene zu verziehen weiter und das Gespräch war beendet.

Unzufrieden trotteten wir ihm hinterher, bis plötzlich der Boden anfing zu vibrieren und sich feine Risse in dem massiven Gestein bildeten. Ich hatte meinen Kopf gesenkt gehalten und meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen, damit mir der eiskalte Regen nicht direkt ins Gesicht prasselte. Das brachte zwar nicht sehr viel, da ich trotzdem bis auf die Knochen nass war und das Gefühl hatte, mein Blut in meinen Hände wäre gefroren. Allerdings schützte es vor den vielen harten Regentropfen, die sich anfühlten wie Nadelstiche.

Verwirrt sah ich auf und drehte meinen Kopf in Richtung der Geräuschquelle. Man konnte hünenhafte Silhouetten sehen, wenn ein weit verästelter Blitz über den schwarzblauen Himmel zuckte und das breite Tal kurz erhellte. Doch waren es nicht nur diese riesigen Gestalten, die man sah, sie warfen auch gigantische Steine aufeinander. Jedes Mal, wenn einer dieser Felsen auf einen Berghang krachte, hörte man ein knirschendes Donnern, das den regelmäßigen Abstand des Gewitters unterbrach.