26. ...Then the others...

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Pov Ju

Kili und ich standen mit unseren gezückten, vor Orkblut triefenden Waffen unter einem Felsvorsprung. Ich merkte gar nicht, wie die schwarze, dickflüssige Pampe über den Schwertgriff und meine Hände floss. Meine Aufmerksamkeit galt allein dem bleichen Ork, der etwa dreißig Meter über mir auf einer alten Balustrade stand, in der einen Hand hatte er To und Fili gepackt, die andere, durch eine Klinge ersetzt, hielt er an die Seite des Zwerges, bereit beide mit einem einzigen Hieb seitlich zu durchbohren. Er schien es zu genießen, das Gefühl uns noch einen Dämpfer in dieser, eh schon aussichtslosen Schlacht verpasst zu haben. Die beiden waren geradewegs in eine Falle gerannt. Der Schänder kostete jede Sekunde davon aus, ließ die Todgeweihten noch ihre letzten Worte sprechen, forderte sie sogar dazu auf.

Also sprach To mit zitternder Stimme, "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, denn es gibt noch so viel Unausgesprochenes und so viele Personen, denen ich noch danken möchte, doch mir bleibt wohl keine Zeit mehr. Ich bin froh, dass ich mit euch eure Heimat zurückzuholen durfte, ich würde sogar sagen es war die Zeit meines Lebens. Ihr habt mir geholfen, zu der Person zu werden, die ich heute bin und ich kann nicht mehr als Danke dafür sagen. Ich hatte nur gehofft, den Erebor mal fertig aufgebaut zu sehen. Er wird bestimmt wunderschön sein", sie schluckte einmal schwer, bevor sie mich direkt mit verdächtig glänzenden Augen ansah, "Juli, ich glaube zwar nicht an Gott oder so, aber wir sehen uns wieder, irgendwo. Ich bin mir sicher du wirst glücklich werden, ob hier in Mittelerde, oder zu Hause. Du musst dir nur irgendeine Vertuschungsgeschichte ausdenken, falls du ohne mich zurückkommst", bei diesen Worten lachte sie bitter.

"Wenn du nach Hause willst, dann bin ich mir sicher du kannst es auch. Pass auf dich auf Kleine. Kili, du musst auch auf sie aufpassen, ich trau ihr nicht so ganz. Du bist zwar oft leichtsinnig, aber ich weiß, dass du das kannst", ihr Blick ruhte nun bittend neben mir auf dem jüngeren Durin.

„Sagt auch Thorin und den anderen Danke und Lebwohl von mir, ich hoffe mal er nimmt mir die ganzen Dummheiten nicht übel", bei dem Gedanken an die vielen Male, die wir die Eichenqueen zur Weißglut getrieben hatten, musste sie lächeln, auch wenn es ihre Augen nicht wie sonst zu leuchten brachte, aus diesen liefen mittlerweile stumme Tränen.

„Fili, es klingt zwar dumm, aber ich finde es irgendwie tröstend nicht allein zu sterben. Wir werden uns im Jenseits bestimmt amüsieren, wenn die beiden da unten Scheiße bauen", sie verstummte kurz, sah in den grauen, unendlich weiten Himmel und sprach dann mit erstickter Stimme weiter. "Wenn es jemanden da oben geben sollte, dann bitte ich dich auf meine Familie aufzupassen. Auf meine beiden Familien", damit schloss sie ihren Mund mit dem Wissen, dass sie ihn nicht mehr öffnen würde.

„Rührend!", lachte Azog, „Möchte der andere Blondschopf auch noch etwas sagen, bevor er das zeitliche segnet?"

Dessen Blick ruhte in der Ferne, als er begann zu sprechen, "Ich habe wenig zu sagen, denn ich denke nicht, dass irgendwelche Worte die Trauer lindern. Ich habe alles gesagt, was ich wollte, nur noch diese eine Sache möchte ich loswerden, es wird ein glückliches Ende geben, auch wenn wir beide nicht mehr dabei sein werden, um es zu erleben. Kili, bitte sei nicht traurig, wenn es vorbei ist, oder wütend. Du musst stark sein. Für Onkel, für Mutter, für Ju, für dich", er atmete schwer aus, "Ich liebe dich, kleiner Bruder. Ich liebe dich so sehr", dann verstummte der Thronfolger, der Bruder, dieser gutherzige Zwerg, der mir ebenfalls ans Herz gewachsen war. Der bleiche Ork schrie nun Worte über die Ebene, doch sie waren bedeutungslos für mich. Er benutzte schwarze Sprache, sagte Dinge, die ich nicht verstand, doch seine hörbar grausamen Worte hallten über den ganzen Berg. Es schien als würde selbst das Gestein, den Atem aufgrund dieser Grausamkeit anhalten.

Alles fühlte sich so an, als wäre es durch eine Glasscheibe von mir abgetrennt, das Einzige, was ich in diesem Moment klar wahrnahm, waren zwei graublaue Augenpaare, die mit demselben Ausdruck in meine, unsere, Richtung sahen. Beide Blicke sagten das gleiche, und zwar 'Lauft! Egal was mit uns passiert, bringt euch in Sicherheit, für uns gibt es keine Chance mehr zu entkommen!' Doch ich bewegte mich keinen Millimeter, ich sah nur nach oben, gefangen in meinem ganz persönlichen Alptraum, der zur Realität geworden war. Denn wenn sie starb, die einzige Person, die mich hier wirklich verstand, dann war ich verloren, dann wäre auch das letzte Stück Heimat ausgelöscht, die letzte Hoffnung, mein letztes Licht. Ich hatte nicht gemerkt, wie sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten, die jetzt in Bächen über meine Wangen rannen, durch den Dreck und das Blut, sowohl mein eigenes als auch das von Freunden und Feinden. Sie hinterließen ein eiskalt brennendes Netz auf meinem Gesicht. Ich wischte sie nicht ab, wozu auch. Ich hatte es verbockt, mal wieder, doch dieses Mal litten andere unter meinem Fehler. Ich hätte wissen müssen, dass das eine Falle war, hätte verhindern müssen, dass wir uns aufteilen, hätte irgendetwas anders machen müssen, hätte stärker sein müssen. All das sagte ich mir, obwohl ich wusste, dass es nicht meine Schuld war und trotzdem tat ich es.

Zwei dumme Grashalme auf dem Weg zum EreborDonde viven las historias. Descúbrelo ahora